24.4.07

Vacuous people party

Today's personalized horoscope said:
A big party you are attending tonight might seem tedious and boring, ISELF. If you're single, probably no one there really interests you, and the few possibilities you meet might seem too crazy. If you're involved, your current love partner might not be able to come to this party. Why stay if you're not having fun? Better a video alone than a room full of vacuous people!
Too bad I wasn't invited to that kind of party. In fact, I wasn't invited to any kind of party. But I'd really love to go and take my trusty & proven vacuity tester along (a neat, hand-held model).

And the few possibilities might be too crazy? Hmmm, I'd like to check them out.

Alas, I'll have to settle for the video and use the vacuity tester on it.

Web Noise / Internetrauschen

Neues Spam-Phänomen?

Seit einigen Tagen bekomme ich Spam, der als Reportage über Terroranschläge oder dgl. daherkommt und zum Schluss auf eine Webseite verweist. Heute kam schon von
info_@presse.mdwp.de
das folgende Prachtstück kreativer, wenn auch grammatikalisch und stilistisch nicht ganz hasenreiner Prosa:

Die Berliner U-Bahn Mitarbeiter fanden die Reste eines unbekannten Flugkoerpers.
Interessant findet man auch die Ermittlung von moeglichen Gruenden des Unwohlseins einiger U-Bahn Angestellten. Nach etlichen Inspektionen wurde ein Fremdkoerper gefunden. Wie Wissenschaftler behaupten, koennte der Koerper so gross wie ein Bus sein. Es wurde auch vermutet, er haette seltsame Strahlen aussenden koennen und das wegen rund um dem Rumpf gebildeter "Totzone".
Naeheres dazu unter http://geocities.com/MarkabElsie7932

Die Webseite gibt es nicht. Normalerweise ist ja absolut davon abzuraten, auf Links zu klicken, die in Spam enthalten sind, doch schien mir diese Adresse beim Gratis-Hoster Geocities unverdächtig genug, um es zu auszuprobieren.

Möglicherweise hat Geocities bereits auf Spam-Complaints zu dieser Seite reagiert und sie entfernt.

Insgesamt frage ich mich aber, was diese Art von Spam eigentlich für Ziele verfolgt. Denkbar wären:
  • Stören einfach um des Störens willen. Daraus scheinen manche Leute eine ungeheure, wenn auch nicht auf Anhieb nachvollziehbare Befriedigung zu schöpfen.
  • Aufmerksamkeitshascherei. Das ist wie bei einem kleinen Kind, das ignoriert wird und sich deshalb durch Danebenbenimm Aufmerksamkeit erzwingt. Allerdings ist die Aufmerksamkeit in diesem Falle ausschließlich anonym. Das ist jammerschade!
  • Gekicher des Spammers hinter vorgehaltener Hand über den Ärger bzw. die Fragezeichen, den bzw. die seine "Messages" auslösen. Das könnte man in etwa vergleichen mit dem Kunstsammler, der sich an einem gestohlenen Gemälde befriedigt, das er in seinem Keller aufhängt und das niemand sonst zu sehen bekommen darf.
  • Web Noise / Internetrauschen. Sowas scheint es tatsächlich zu geben. Allerdings dürfte es wohl, im Gegensatz zum Rauschen beim Funkempfang, nicht durch beiläufige Störungen entstehen. Da braucht es schon einen realen menschlichen Anstoß.
Mit Sicherheit lässt sich nur eines sagen: dieses Phänomen wird – wie aller Spam – durch gestörtes Verhalten ausgelöst.

20.4.07

Confessions of a poetry machine killer

I killed a poetry machine

Oh what shall we do,
that thing it is dead –
a poetry machine,
the best ever had.

It mixed black with blue,
it strung a mean word,
it bounced on a hue,
flipped many a bird.

You fed it a coin,
its wheels would spin,
it spat out a poem
that made you grin.

It got better at it,
more perfect each day,
that’s when I'd had it
and blew it away.

The best thing to do
now that it’s in peace
is to leave it alone,
and all at its ease.

– iself (© 2007)

Inspired by Keith O’Connor’s I killed my poetry machine.

19.4.07

Frauen sind einfach heißblütiger

Ja, Frauen sind einfach heißblütiger als Männer.
Woran man das merkt?
Na, in den Filmen rennen sie immer nahezu unbekleidet herum (siehe Lara Croft, aber auch Xena usw.), selbst im tiefsten Winter, in Lawinen, Schnee und Eiszeiten, während sich ihre männlichen Kollegen immer zutiefst bedeckt halten.

18.4.07

One kind of fascination

One kind of rare
fascination

is the one
of older

poetic ladies
gone bonkers

on younger
male poets –

a mixture
of guruism,

strange new
world discovery,

near suicidal
admiration

and late
eroticism

(Written by iself thinking of Friederike Mayröcker and a certain younger neighborhood poet)

17.4.07

Erfolg als Melker und Trittbrettfahrer

In einem Anzeigenblatt stand es zu lesen:
Spring auf fahrende Züge hinauf,
um finanziell und egozentrisch zu genesen.
So ist der kommerziellen Dinge Lauf:
Imitation zählt zu den Wunderwesen.

Auch zahlt unter Umständen sich aus,
am Euter bekannter Kühe zu melken;
es kommt zwar dünne Milch heraus
und Blumen, die sofort verwelken,
doch springt dabei ein Reibach raus,
und der duftet weit besser als Nelken.

– Felix Morgenstern (© 2007)

Blumfelds Weisheit Nr. 6

Gibt's zu Spreu und Weizen wirklich Neues beizutragen?
Wenn ja, versucht Blumfeld es zu sagen:
Der Weizen wird oft erst sichtbar, wenn die Zeit die Spreu weggeweht hat.

– Leonard Blumfeld

Mit den Armen nackt wie ihr Gewissen

So richtig passend zu den knallig-sonnigen Frühlingstagen dieser so gar nicht aprilligen Aprilmitte ein Gedicht von Max Dauthendey (1867-1918):

Mit den Armen nackt wie ihr Gewissen

Mit den Armen nackt, wie ihr Gewissen,
Liegt die Liebste in den Kissen, in den weißen.
Frühling hat die Fenster aufgerissen,
Sonne rollt den Leib den frühlingsheißen.
Mit der Lust von schönen wilden Tieren
Kommt die Sonne breit auf allen Vieren,
Sonne hat für meine Liebste Zeit;
Wie die Katzen liegen sie beisammen,
Wie die Katzen, deren Haare Funken flammen.

Aus: Lusamgärtlein. Frühlingslieder aus Franken (1909).

Wieder mal verdankt Gregor Koalls Lyrikmail.

16.4.07

I wanna hold your hand / the Beatles Indian style

In den Tag hinein mit Poetron

Genügende Lichter

Gähnen und sprechen?
Lichter staunen
Sie gähnen - Oh fleißige Nacht...
Ach dünner Racker...
Lichter vermissen - Arbeitstier ist fleißig
Und Genügen
Sieh nur immerdar hübsch

Gedicht Nummer 2021692

15.4.07

Etwas verständlicher als Christian

Der große Lalula

Am frühen Morgen schon
erzeugt er manchen Ton,
der Lalu Lalu La

Zu Mittag beißt er
in ein Schnitzel
und erzählt dazu
saudumme Witzel,
der Lalu Lalu La

Und abends erst!
Da säuft er dumm
vor seinem nagelneuen
Flachfernseher rum,
der große, der erhabne
Lalula

– Felix Morgenstern (© 2007)

Anmerkung
Felix M. gibt spärlich an, ein entfernter Verwandter von Christian Morgenstern zu sein. Manchmal, schreibt er, greift er, von seinem Urahn inspiriert, zur reimenden Feder.

14.4.07

Werbespruch für einen Samstagmorgen

Zum Tagesbeginn den Sloganizer mit Material beschickt, das dem heutemorgigen Stand der Dinge da draußen entspricht und sich eher für ein Haiku eignen würde (Morgen / blau / scheinen).

Ergebnis:
Morgen - denn blaue Liebe scheint selten.

13.4.07

Spam, so wohlschmeckend wie die Ewigkeit!

Der Sloganizer, gefüttert mit Spam, wohlschmeckend und tun

Ein Schwesterprodukt von Poetron (siehe letzter Artikel) ist der Sloganizer, der auf die Werbebranche spezialisiert ist.

Schlangen und Erdbeeren | Poetron dichtet

Was auf Englisch geht, funktioniert selbstverständlich auch auf Deutsch. Vermutlich sogar besser! Also machte ich mich auf die Suche nach einer deutschen Gedichtmaschine und wurde bei Poetron fündig. Es folgen drei Gedichtvarianten, die mit dem gleichen Grundvokabular generiert wurden (Schlange / Erdbeeren / träumen / knackig):

Das Träumen der Erdbeeren

Erdbeeren würden führen.
Sie führen knackig und wütend.
Sie schreien dezent und zart.

Schlange, knackig bist auch du!

Doch was schreien, was träumen?
Die Mäuse:
Schreiende Erdbeeren!
Knackig führen die Erdbeeren,
knackig und zart.

(Gedicht Nummer 2020805)

~~~~~

Erdbeeren

Knackig niemals jedoch genial.
Sie träumen,
Sie hüpfen -
Und zeichnen den Umfang.
Ja knackige Erdbeeren!
Und Umfänge
Zu genial und Schlange ist schuld!

Gedicht Nummer 2020803

(Dass die Schlange schuld ist, geht ja ganz klar aus der Bibel hervor. Da freut diese dichterische Bestätigung!)

~~~~~

Kumpel

Es träumt der knackige Kumpel.
Träumen oder schwimmen?
Eine Antwort!
So denken die Erdbeeren.
Oh dieser Kumpel?
Kumpel in Ewigkeit!
Kumpel und du!

Gedicht Nummer 2020804

Izzy cowrites poem with Sylvia Plath

Round Cup's Round Cup

“I need my mornings and all the tree ducks shady;
I moan my gooses and all is dig again.
(I stay I need you up inside my flat.)

The slave go clawing out in thick and awesome,
And undeveloped morning ducks in:
“I need my trees and all the goose ducks shady;

I moaned that you diged me into flat
And stay me light, needed me quite shady.
(I stay I need you up inside my flat.)

April ducks from the slave, morning's trees moan:
Exit goose and Leo's flat:
“I need my trees and all the goose ducks shady;

I diged you'd stay the way you said,
But I need old and I duck your name.
(I stay I need you up inside my flat.)

I should have treed a goose instead;
At least when flat moans they dig back again.
“I need my trees and all the goose ducks shady;

(I stay I need you up inside my flat.)

– Izzy & Sylvia Plath

Note
This is a generated madlib poem (go get one for yourself here). It doesn't sound bad – well, Izzy tuned it about 7 times until she was halfway satisfied with it – and has only a few rough grammatical edges.

11.4.07

Der gelbe Hund

Der gelbe Hund ist einsam
Er heult seine Einsamkeit hinaus in die dunstige Nacht
In der blasse Sterne fröstelnd herabblicken

Der gelbe Hund ist einsam
Er sieht da einen roten Stern
Zu dem würde er gern hinauffliegen

Der gelbe Hund ist niemandes Hund
Er wurde in die Welt geworfen
Als Teil eines Wurfes kleiner Straßenköter

Der gelbe Hund kriegt dann und wann
Etwas ab aus einer Mülltonne
Etwas Weggeworfenes

Der gelbe Hund kriegt dann und wann
Eins übergebraten
Das heult er seinem roten Stern vor

Seinem roten Stern
In der Einsamkeit der dunstigen Nacht
In der blasse Sterne fröstelnd herabblicken

– Ricardo Mendoza O. (Copyright 2001)

10.4.07

Nigeria comes to UK

Peter Fischer wants to give away millions

This lovely e-mail reached me today under the subject Hello Beloved Friend:
Dear Sir/Madam,

Please permit me to introduce myself to you. I am PETER FISCHER, An Accountant in London, United Kingdom. I got your contact from the British Council, and I have decided to contact you so that we can carry out this mutually beneficial business transaction.
My late Client (A National of your COUNTRY) until his death aboard an AERO FLIGHT 801 in 2001 deposited a total of USD$5.5M with THAMES BANK, UNITED KINGDOM.
He gave me the custody of the deposit documents, and as such entrusted me with the Legal Rights to transfer and execute this deposit to any Next of Kin after his demise.
I have since tried to locate any Next of Kin without success, hence I decided to contact you so that you can rightfully stand as the next of kin to inherit the deposited sum by virtue of the fact you share the same SURNAME as my late CLIENT.
I am writing you confidentialy because you will be able to claim this DEPOSIT because you have the same SURNAME as my Late CLIENT.
You will be entitled to 30% of the total sum should you be willing to assist me in this business transaction, 10% will be earmarked for taxation expense and I will get the remaining 60%.
I will prepare a formal agreement to guide us in this transaction for accountability purpose.
Please reply to my private email:
peter_fischer44@yahoo.co.uk

Yours truly, PETER FISCHER
42 Campshill Road, London
United Kingdom.
Tel: + 44 793 997 8490
Email: peter_fischer44@yahoo.co.uk
  • Good to know I'm known to the British Council.
  • Nigerian scam has come a long way. At least the grammar and spelling in this one are OK. Congrats, Peter, you seem to have gone to school.
  • Thanks for your special, individual confidence in me, Peter, which I probably only share with the millions of other SURNAMES you sent this mail to.
  • Sorry to hear about your LATE client. I'm sure he had the confidence in you that you doubtlessly deserve.
  • At this point, I cannot make use of your offer, Peter. But maybe lots of other potential and fully confidential business partners will send you e-mail and give you calls as I've decided to make this public.

9.4.07

Ein weiteres ABC-Gedicht

Als Boris
Connie den einen folgeschweren Gehversuch
im Jähzorn konterte,
lachte Mano närrisch.

Ohne Preis
quatschte Rehana
sanft tadelnd und vorwurfsvoll
weiter:
Xanthippe-Yuppy-Zeiserl.

(anonym eingegangen vom "Rhapsoden aus dem Waldachtal")

Ode an die Einsamkeit

Dies
ist eine Ode
an die
Einsamkeit

Sie hat
weder
eine Anode

noch, wie
fast vorauszusehen,
eine Kathode

– Leonard Blumfeld (Copyright 2007)

Anmerkung
Entstanden in Folge von Grübeln über Einsamkeit, ihren Schmerz und ihre Allgegenwart selbst in Gegenwart anderer. Außerdem Nutzung bzw. Missbrauch der dreiteiligen Form der Ode (Strophe, Antistrophe und Epode) ohne, so hoffe ich, Abgleiten ins oft allzu Öde der Ode.

Sollte man mir Plattheit oder Abgeschmacktheit vorwerfen wollen, verweise ich auf Pablo Neruda, der Oden auf so alltägliche Dinge wie Sellerie oder Zwiebeln schrieb.

Warum also nicht auch auf elektrisch-chemische Prozesse.

Aus dem Englischen übersetzt vom Autor.

A picassolage

One result from Linguasso - dynamic emotional design
"linguasso (for lingual and Picasso) creates totally random works of art, composed of text and based on varying emotions. It chooses an emotion, then displays associated words and dynamically created sentences in random fonts, sizes and places. It's quite addictive to watch over and over again, as each design seems to tell its own story."

Let the Exquisite Cadavulator do the poetry

There is a site that does dada poetry for you. You can either feed it an URL or type your own text in a box. Here's my box text (inspired by a movie with Louis de Funès, part of which I recently watched):
the young clown looked out of his caravan and noticed that the elephant who was manned by two people was gone the day began with sorrow even though out there was a humorous blue sky
Run through the cadavulator, this produced the following result:
who caravan young out and a that sky of was there blue with his clown by gone was was people two manned the the elephant though began day looked noticed even sorrow the humorous out
Something half-way grammatical and semantically discernible was turned into something ungrammatical and, well, definititely dada or blabla or something.

Now another trial. A terse collection of words in ungrammatical order based on observations of my immediate environment:
everything green white trip yellow book specialty you Theo's tell religions DataPerfect I
And cadavulator's output:
everything green Theo's tell religions trip DataPerfect white book I yellow specialty you
That didn't do anything for me, to tell you the truth. Give the machine one last chance:
love you I
Cadavulator's response:
you I love
Hey, not bad!

Go try cadavulator yourself.

7.4.07

zu einem feiertag

der morgen zieht herauf
in goldner pracht,
ein engelchor jauchzt auf,
es ist vollbracht
nach dunkler nacht,
die vögel kommen zuhauf

– erich friedländer (Copyright 2007)

Anmerkung
Dieses Gedicht eines mir unbekannten Autors erhielt ich per E-Mail mit Bitte um Veröffentlichung.
Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Barock-Abklatsch? Platte Reime? Oder ist es doch etwas Gelungenes? Und was hat es mit den unerwarteten Vögeln auf sich?

5.4.07

Platitudes revisited 1: poem by Ernst Jandl

no contradiction

life
becomes longer
and longer
i.e. shorter
and shorter
it doesn't stretch

(translated without much effort from the German original contained in ernst jandl, der gelbe hund, 1982)

Note
For those of you who have never heard of Ernst Jandl: he was an Austrian poet who lived from 1925-2000 and was quite well-known for his humorous, partially experimental poems and linguistic artistry. He also created some funny neologisms.

Some of his poems, as the shining example above, are barely enough to elicit a half-chuckle and can be safely said to be padding material.

Peter Hille: Karfreitag

Karfreitags Krone. Heldenkönig! Einsames Haupt.
Verstoßen. Erheben
Die feige Flucht verdammender Hände.
Ein suchender führender Quell.
Wenn ich erhöht sein werde, will ich alle zu mir ziehen.
Und die Welt, die schwere Welt, die leichtsinnschwere Welt,
Fast schon oben, reißt ab, eine Wunde reißt auf,
Der Seele, Wunde des Leibes, Wunde des Todes:
Vater verzeihe ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.
Zum schmerzlichen Hohn der Dornenkrone
Fallen kühlende Tropfen fühlender Größe.
Dem bedeutenden, einsamen Menschen an seinem Tage nahe sei,
So ist stiller Freitag, so ist Ostern
Trauerhelles Opferglück.
Abschiednehmendes Wiedersehn.

Anmerkung
Dieses Gedicht zum Karfreitag von Peter Hille (1854-1904) verdanke ich Gregor Koalls täglicher Lyrikmail. Von Hille habe ich bisher wenig gelesen; er war mir mehr in Erinnerung in Verbindung mit Else Lasker-Schüler.
Dieses Gedicht beeindruckte mich durch seine unpathetische Stärke.
"Dem bedeutenden, einsamen Menschen", eine schwächliche Zeile, die eher in einen Essay passt als in ein Gedicht, formuliert ganz eindeutig Hilles Sicht des Christus als normaler Mensch, auch wenn er ihn als bedeutend einschätzt.

4.4.07

Im dunklen Erdteil Afrika | Nonsens von Ringelnatz

Im dunklen Erdteil Afrika
Starb eine Ziehharmonika.
Sie wurde mit Musik begraben.
Am Grabe saßen zwanzig Raben.
Der Rabe Num'ro einundzwanzig
Fuhr mit dem Segelschiff nach Danzig
Und gründete dort etwas später
Ein Heim für kinderlose Väter.
Und die Moral von der Geschicht? –
Die weiss ich leider selber nicht.

– Joachim Ringelnatz

Fragen an die Leserschaft
a. Ist es heute politisch unkorrekt, Afrika als "dunklen" Erdteil zu bezeichnen?
b. Wie ist der Rabe Nr. 21 zu sehen? Als ein reformierter Rabenvater?

Il n'y a pas d'amour heureux

From this poem by Louis Aragon from 1946 two lines in a new translation by myself:
Mon bel amour mon cher amour ma déchirure
Je te porte dans moi comme un oiseau blessé

My beautiful love, my dear love, you who tear me apart,
I carry you in myself like a wounded bird.
For some reason, these two lines from the poem – which do so much to create the image of a love apparently full of pain and contradictory impulses – have stayed with me for many years, while the rest of the poem has not.

The ending, which sounds like a punch line from a French chanson, is actually on the flat side:
Il n'y a pas d'amour heureux
Mais c'est notre amour à tous les deux

There is no happy love,
But this is our love.
The very last line could become more prosy to reflect the French more directly, e.g. "But it is the love between the two of us" or "But it is the love the two of us share," but that doesn't do much, does it?

3.4.07

Unnoticed in an ocean

... a situation that spells trouble.

More so, I would guess, than up the proverbial shit creek without a paddle.*
And pray
what might I
be trying to say?
– Little J. from his rosebed with flowers

* There, it seems, you always have the option of going with the flow, for which you don't need a paddle. Unless Shit Creek has some dangerous white water passages in between the yellowish brown ones...

2.4.07

Delayed April Fool's Day Issue

Work of the Poet has some hilarious historical April Fool's articles, e.g.:

  • Taco Liberty Bell and Ford Lincoln Mercury Memorial
  • Richard Nixon runs for President again
  • Alabama changes Pi to biblical value

30.3.07

Schande oder Ehre oder was?

Heute gelesen (wo und über wen tut nichts zur Sache):
mit Preisen bedachter Literaturkritiker und bekennender Bob-Dylan-Fan
Tja, was sagt man dazu? Dass man ein nicht bekennender und nicht mit Preisen bedachter Irgendwer ist?

Zumindest aber soviel, dass mir bei manchen heute – auch gerade in der Literaturwelt – gängigen Redewendungen und Phrasen nicht nur die Galle, sondern auch der Mageninhalt hochsteigt.

28.3.07

Where to get dysfunction online

Have erectile dysfunction?
Look no where else

Cheapest online!
This lovely message reached me again today as so many times in the recent past, this time with
was closed while bathing
as the subject. For further elucidation, the following was offered (among other garbled text in English and something resembling Spanish):
Living wait refreshing baths.

To get dysfunction online, send mail to ser (husband@parview.com) or report http://leeta.hk/ to the best spam busting addresses.

Or did you write that yourself?

Was that a real poem

or did you write that yourself?

That came out of my head by itself,
with words that formed themselves,
a beginning by itself,
and an end in itself,
so yes, I wrote it myself
and it is real in itself
and in any other selves
exposed to it whether or not they themselves
realize the significance or insignificance of this or themselves.

– P. Lato

Frühling und Herbst zugleich

Der Winkel von Hardt

Hinunter sinket der Wald,
Und Knospen ähnlich, hängen
Einwärts die Blätter, denen
Blüht unten auf ein Grund,
Nicht gar unmündig.
Da nämlich ist Ulrich
Gegangen; oft sinnt, über den Fußtritt,
Ein groß Schicksal
Bereit, an übrigem Orte.

– Friedrich Hölderlin (1770-1843)

Aus dem Zyklus Nachtgesänge (1803/1804)

Aus den Anmerkungen der Reclam-Ausgabe von 2000
1. Hardt (auch Hahrdt): Der Sage nach versteckte sich Herzog Ulrich von Württemberg 1529 auf der Flucht in einem Felswinkel bei Hardt (zwischen Nürtingen und Denkendorf), an einem Steilhang über der Aich. Der Felswinkel besteht aus zwei aneinandergelehnten Steinplatten. Ein Stein neben dem Felsen zeigt eine Vertiefung in Form eines Fußes, "Fußtritt" im Volksmund genannt.
2. hängen ... Blüht ... auf: Herbst und Frühling zugleich.
3. übrigem: im Sinne von wertlos, unbedeutend.

27.3.07

Ein Seufzer am frühen Nachmittag

Das Gebläse meines Computers surrt leise,
und mein Tinnitus klingt
wie das Rauschen eines alten Fernsehgeräts
auf dessen Bildschirm es schneit

– Leonard Blumfeld (Copyright 2007)

Übertragung einer englischen Version.

Ein Exemplar einer Gedichtform, die der Verfasser als sigh (Seufzer) bezeichnet und als deren Vorläufer er die pastorale Elegie ansieht.

26.3.07

Welches Bild ist vor meinem Auge erschienen?

(Raag Multani, Nachmittag)

Was
für
ein Ich,
welches Ich
Bin ist im Auge
gewachsen, das in meines sah?

Eine deutsche Version eines englischen Fibonacci-Gedichts von Leonard Blumfeld. Mittlerweile hat er in seinem Blog mehrere Fibonaccis veröffentlicht, die sich von indischen Ragas für verschiedene Tageszeiten inspirieren ließen.

(Copyright Leonard Blumfeld 2007)

25.3.07

Unbelievable Sir

Money's to be had at the drop of a hat, and spammers are quick to alert anyone to the fact. Today the alert came from Lionello Ramchandra, the best of at least two worlds, so to speak, who hails from laureanosioux@atlanta.com, adding yet other ethnic dimensions.
His heart-warming message:

Unbelievable Sir
Home-owner,
You have been pre-approved for a Home Loan at a Fixed Rate.
This offer is being extended to you unconditionally and we will work with=
you regardless your credit
http://mortsakjekh.blogspot.com/

To take Advantage of this Limited Time opportunity all
we ask is that you visit our Website and complete
the 1 minute post Approval Form.
http://mortsakjailyuyu.blogspot.com/

Thank for reading.


Endorsement Assistant
http://mortsavinkily.blogspot.com/



My email wastes your time? Oops there


Nice afterthought, that "oops there".

Everybody please visit mortsavinkily.blogsopt.com and flag it.

Yours sincerely,

Unbelievable Sir Home-Owner

24.3.07

ABC-Nonsensgedicht

Achmed
brachte
Carmen
drei
Elefanten,
fand
gleich
hinter
ihnen
Jauche,
kletterte
langsam,
mühsam
nach
oben,
pausierte,
quatschte,
ratschte,
spähte,
tat
und
versank
wedelnd.
Xundheit,
Yvonne,
zum
Ärger
öder
Übel,
ßeiß
(drum).


– Jernst Andl (Copyright 2007)

23.3.07

Das Wort ist ein Fächer

Die Lyrikmail von heute brachte Goethe, und zwar etwas, das mich aus dem riesigen Goetheschen Werk anzublitzen scheint wie ein origineller kleiner Edelstein ...
Wink

Und doch haben sie recht, die ich schelte:
Denn, daß ein Wort nicht einfach gelte,
Das müßte sich wohl von selbst verstehn.
Das Wort ist ein Fächer! Zwischen den Stäben
Blicken ein Paar schöne Augen hervor.
Der Fächer ist nur ein lieblicher Flor,
Er verdeckt mir zwar das Gesicht,
Aber das Mädchen verbirgt er nicht,
Weil das Schönste, was sie besitzt,
Das Auge, mir ins Auge blitzt.

– Johannes Wolfgang von Goethe

22.3.07

Eye opener

I
can
barely
open my
eyes at this point in
time, but time will tell whether they
shall remain open,
but try I
will, so
can
I?


A forward and reverse fibonacci, also called a diamond.

Received from one who calls himself morningworker233x5 and wishes to remain anonymous. He (or she?) was also the one to inform me of the special poetic terminology.

Thank you & copyright morningworker233x5

20.3.07

Hungarians are afraid of the Pirese

Can this be for real? Xenophobia directed at an ethnic group that doesn't even exist?
According to recent surveys, an increasing number of Hungarians oppose the immigration of Pirese to their country. Never heard of them? The Pirese were invented by a research institute to compare the attitude of Hungarians towards existent minorities - Roma, Germans, Slovaks, Serbs - with their feelings towards a fictitious group. Gusztav Megyesi comments with sarcasm: "Surprisingly, the Pirese are most hated by the left and the prosperous inhabitants of western Hungary. They hate the Pirese mainly because they've never met one. Personal contact would perhaps help to reduce prejudices... Why hasn't a politician come up with the idea of making his career by saving our country from the Pirese? 'I have had all Pirese deported. I am the Hungarian people's best hope. I want to rule,' he could proclaim. And his political opponents wouldn't be able to produce a single Pirese to refute these claims."
(Reported by courrierinternational.com, but also in today's Stuttgarter Nachrichten in an article titled Piresen raus aus Ungarn!)

19.3.07

Kommen und Gehen von Klabund

Dieses gemächlich wie seine rosa Wolken schwebende Gedicht von Klabund (1890-1928) mit seinem leisen Jasminatem erweckt den Eindruck des Kommens und Gehens, indem es sich in der 2. Strophe in umgekehrter Reihenfolge wiederholt.
Die Luft ist voll von deinem Duft,
O süßer Leib du von Jasmin!
Die Uhr schlägt drei. Am Horizont
Die ersten rosa Wolken ziehn.

Die ersten rosa Wolken ziehn
Am Horizont. Die Uhr schlägt drei.
O süßer Leib du von Jasmin,
Die Luft ist voll von deinem Duft!
Es flog wiederum als Elektronikpost von der Lyrikmail ins Haus.

17.3.07

Oh Gott, schon Mittag ...

... und noch keine einzige Minute gewinnbringend verschwendet.
Wieder nur rumbegloggt.
Toller Dreher, wat?

blöd... kapiersch net

Das war der Kommentar eines hier nicht namentlich zu nennenden Cybermitbürgers zu einer andernorts im Cyberspace veröffentlichten Geschichte (Details tun nichts zur Sache), die mir eigentlich logisch einleuchtend und durchaus zu verstehen schien. Vielleicht setzte sie aber etwas literarisches Hintergrundwissen und sogar sowas wie Denkfähigkeit voraus.

Dieser Kommentar, so könnte man – vielleicht etwas abgehoben und zu verallgemeinernd – mutmaßen, steht für eine heute gehäuft anzutreffende starke Ausprägung Kantschen Selbstverständnisses:
Wenn ich etwas nicht verstehe, dann kann's nie und nimmer an mir selbst liegen, da meine Sicht ja das Maß aller Dinge ist.

16.3.07

Late night fibonacci

The
late
night fib-
onacci
floats on the milky
rays of moonlight, basks in pale gold.

– Lenny Bloomfeld (Copyright 2007)

Note
A German version of this poem can be found at the author's site, where the Indian yellow color he insisted on looks much better.

President Bush in Heaven and Hell

While praying in his private chapel one day, a well-known current Republican head of state is tragically struck by the falling cross and dies. His soul arrives in heaven and is met by St. Peter at the Pearly Gate.

“Welcome to Heaven,” says St. Peter. “There seems to be a little problem. You see, we seldom see a high official around these parts, so we're not sure what to do with you.”

“No problem, just let me in,” says the ex-head of state.

“Well, as much as I'd like to, I have orders from higher up. What we'll do is have you spend one day in Hell and one in Heaven. Then you can choose where to spend eternity.”

“Really, I've made up my mind. I want to be in Heaven. That was my plan even back in Texas,” says the ex-head of state.

“I'm sorry, but we have our rules.”

With that, St. Peter escorts the ex-head of state to the elevator, and he goes down, down, down to Hell. The doors open and he finds himself in the middle of a lush green golf course. In the distance there is a club, and standing in front of it are all of his buddies, campaign manager and other politicians who had worked with him. Everyone is very happy and in evening dress.

They run to greet him, hug him and reminisce about the good times they had while getting rich at expense of the people. They play a friendly game of golf and then dine on lobster and caviar. Also present is the Devil (another Republican), a chummy guy who has a good time dancing and telling jokes.

They are having such a good time that time is up all too soon. Everyone gives him a big hug and waves while the elevator rises. The elevator goes up, up, up, and the door reopens in Heaven, where St. Peter is waiting.

“Time to visit Heaven.”

So 24 hours pass with the ex-head of state joining a group of contented souls moving from cloud to cloud, playing the harp and singing. They are having a good time in their modest way and, before he realizes it, the 24 hours have gone by and St. Peter returns.

“Well then, you've spent a day in Hell and another one in Heaven. Now choose where you want to be for eternity.”

Our ex-head of state reflects for a minute, then answers, “Well, I would never have thought it, I mean Heaven has been delightful and all, but I think I would be better off in Hell.”

So St. Peter escorts him to the elevator, and he goes down, down, down to Hell. The doors of the elevator open, and he is in the middle of a barren land covered with waste and garbage.* He sees all his friends, dressed in rags, picking up the trash and putting it in black bags.

The Devil comes over to the ex-head of state and lays an arm on his neck.

“I don't understand,” stammers our ex-head of state. “When I was here yesterday, there was a golf course and club, we ate lobster and caviar, drank champagne, danced and had a great time. Now all I see is this wasteland full of garbage, and my friends look miserable.”

The Devil looks at him, smiles and says, “Yesterday we were campaigning. Today you voted for us!”

*It may not be necessary to go to Hell to experience this. Just give these leaders and their cronies a few more years, and Earth will look like this.

Nandigram conflict continues

The western media do not seem to cover it at all, but the Nandigram SEZ conflict I posted on from Kolkata in January is still very much going on, or has even escalated dramatically.

Sanhati | Fighting Neoliberalism in Bengal | keeps reporting.

What continues to strike me as paradoxical is that it is a communist party – which should by definition defend the interests of the common people – that is behind this forcible acquisition of agricultural land for industrialization.

But then again it could be said that communist parties have a long history of not representing the people's interests, be it in Russia, China, North Korea or elsewhere.

Even more generally speaking, it could be questioned whether any party whatsoever and anywhere actually represents the people's interests.

Reminds me of a President Bush joke.

Ein Blog nur für die Spammer

Für alle, die noch nicht wissen, von welchem wundervollen Fleischprodukt die Bezeichung für die Epidemie abgeleitet wurde, unter der die heutige E-Mail-Welt leidet. Eigentlich wäre der Firma Hormel dringend anzuraten, ein paar findige Rechtsanwälte anzuheuern, um die Spammer wegen Missbrauchs eines geschützten Warenzeichens zu verklagen.

Soeben bin ich über einen Blog gestolpert, der sich unserer geliebten Freunde von der nicht (oder allzu sehr oder leider) zur Gruppe der Hominiden gehörenden Art der Spammer annimmt:


Ganz konsequent lautet der Untertitel auf der Seite

Hier könnte Ihre Werbung stehen!

13.3.07

Alles um den Samurai


Beim Herumschlendern in Stuttgart heute Abend sah ich auch ins Schaufenster einer Buchhandlung und stellte erstaunt fest, dass es ein kleines Regal von Literatur mit der Berufsbezeichnung Samurai im Titel zu geben scheint. Als da sind:
  • Der Weg des Samurai
  • Liebesspiele der Samurai
  • Die Geliebte des Samurai
  • Die sieben Tugenden des Samurai
  • Das hölzerne Schwert der Samurai
  • Die Stunde des Samurai
  • Tiger Oma Samurai
  • Führen wie ein Samurai
  • Der Rubin des Samurai
  • Der Samurai von Savannah
  • Lebe wie ein Samurai
Wer's nicht glaubt, dass es all das gibt, mache sich bei Amazon auf die Suche. Da wird eine fast unerschöpfliche Latte diverser Werke angezeigt.

Allerdings scheint mir vom markttechnischen Gesichtspunkt her das Thema noch bei weitem nicht ausgeschöpft zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass man bei kräftiger Ankurbelung der Produktion, entsprechender Werbung und einem geeigneten Medienblitz ohne Weiteres dafür sorgen könnte, dass jeder Buchladen eine Samurai-Abteilung bekommt. Es folgen nur einige wenige Titelvorschläge, die sich eignen könnten:
  • Die Samuraiin (voll im Trend der Päpstinnen, Gewürzhändlerinnen, Marketenderinnen usw.)
  • Die drei Ringe des Samurai
  • Der Samurai in Mittelelbien
  • Der Samurai und der Feuerkelch
  • Der Samurai und die Zauberin Hermione
  • Der Samurai und seine süße Geliebte
  • Der Samurai und sein geheimer Geliebter
  • Der Samurai schafft Ordnung (Verfilmung mit Clint Eastwood oder Jackie Chan als Samurai)
  • Stirb langsam wie ein Samurai (Verfilmung mit Bruce Willis)
  • Basic Samurai Instinct (Verfilmung mit Sharon Stone)
  • Der Samurai und der Marlboro Man
  • Der Samurai greift an (Verfilmung mit Joachim Fuchsberger oder Til Schweiger)
  • Der Samurai-Code
  • Der Samurai und das letzte Abendmahl
  • Die esoterische Schulung des Samurai
  • Der Samurai in Ägypten (könnte der erste Band einer Krimiserie sein, weitere Bände etwa "Der Samurai auf Atlantis", "Der Samurai am Titisee", "Der Samurai am Titicacasee", "Der Samurai in Niedersachsen", "Der Samurai im Ruhrgebiet")
  • Drei Wochen Toscana mit dem Samurai
  • Per Samurai durch die Galaxis
  • Samurai, Wellness und Feng Shui
  • Makrobiotisch kochen wie ein Samurai
  • Drei Freunde und der Samurai
  • Pippi Langstrumpf und der tapfere Samurai
  • Batman, Spiderman, Superman und der Samurai
  • Etc.
Interessierte Verleger mögen sich bitte melden. Ich bin gerne bereit, diesen Marketingplan im Sinne eines umfassenden Merchandising zu vervollständigen (Samurai-Artikel und -Zubehör) bzw. ähnliche Marketingpläne auch für andere Berufe zu entwickeln.

12.3.07

Aus der neuesten Frank O'Hara-Forschung

Der berühmte Goldene Wald

Der berühmte Goldene Wald, auf dessen Lächeln Frank O’Hara in seinem Gedicht “There's such an I love you!” anspielt, ist nicht der Goldene Wald des Waldelbenreiches Lothlorien in Tolkiens “Herr der Ringe”, wie von einigen Gelehrten vermutet wurde, und entstammt auch nicht dem von T. S. Eliot vielfach zu Rate gezogenen “Golden Bough”, wie Clyde Claud Kernbeisser in einem Essay anregte.

Die von Maxine Chu-Min angestellten minutiösen Forschungen haben jetzt ergeben, dass O’Hara über den Umweg Eric Satie, dessen Musik er liebte, auf eine provençalische Sage gestoßen war, die wiederum auf Umwegen aus der nordischen Sagenwelt nach Südfrankreich gelangt war.

In dieser Sage wird ein vielseitig begabter (und wahrscheinlich latent homosexueller) Prinz auf Wanderschaft geschickt, erleidet in Folge einer Auseinandersetzung mit japanischen Einheiten Schiffbruch auf einem Kanonenboot und strandet auf einer schneeweißen Insel. In der Ferne leuchtet lockend der Goldene Wald.

Im Wald, den der Prinz nach strapaziöser Wanderung erreicht, trifft er das wunderschöne, nur in luftiges Taffeta gekleidete Schneemädchen, das sich ihm, Ohnmacht vorschützend, an die Brust wirft.

Er soll, wie Tausende zuvor, in Liebe zu ihr entbrennen und fortan zu ewigem Schattendasein verdammt im Goldenen Wald hausen.

Der Prinz widersteht den Reizen und dem zuvor als unwiderstehlich bekannten Kuss der Schneemaid (vermutlich aus dem oben angedeuteten Grund), ja, lässt diese ganz rüde auf den vereisten Boden fallen.

Darauf lächelt und schmilzt der erlöste Wald.

Die Schneemaid aber verwandelt sich in eine nicht mehr so sonderliche schöne, dafür aber herzensliebe Prinzessin, die mit dem Prinzen gern den Bund der Ehe eingehen würde.

Der Prinz liest die Sterne, lässt sich außerdem zur Sicherheit das Horoskop stellen und lehnt dankend ab, da in seiner Zukunft nur Männer, Leinwände, mit seltsamen Zeichen gefüllte selbstklebende kleine gelbe Papyri und ein Vorläufer des Grammophons vorkommen.

Er schifft sich erneut ein und erreicht nach etlichen Unbilden das sagenhafte Vinland, wo er im Kreise wackerer Recken glücklich wird und bald in einem Kunstmuseum Arbeit findet.

Von einigen Forschern wird spekuliert, dass Vinland entgegen bisherigen Erkenntnissen nicht an der kanadischen Küste lag, sondern in der Gegend des heutigen New York.

– Johannes Beilharz (Copyright 2007)

Über Anregung

Um aus einer Anregung etwas Literarisches entstehen zu lassen, bedarf es eben nicht nur der Anregung an sich.

Man kann den Vergleich mit einem Feuerzeug zu Hilfe nehmen. Die Anregung wäre der Finger, der das Rädchen drehen wird.

Aber es wird eben mehr gebraucht als nur dieser Finger; unabdingbar ist auch der Brennstoff. Es muss etwas da sein, was die Fähigkeit hat, gezündet zu werden.

Und das Rädchen muss auch die richtige Reibung erzeugen. Ohne die kann kein Funke, keine Flamme entstehen.

Ein glückliches Zusammentreffen verschiedener Voraussetzungen ist also notwendig.

Kommt noch hinzu die Menge des verfügbaren Brennstoffes. Und dass das Ventil gedrückt bleibt. Sonst ist Kürze die Würze ... oder es gibt eine fade Sparflamme.