8.1.22

12.11.21

Some cats


Some cats

Some like it wild,
Some like it hot,
Some like it in a bag,
And why not!

– Felix Morgenstern (© 2021)

19.6.21

Now, if I were

Charles Bukowski,
I wouldn’t even
feel bad about being
a pessimistic antisocial
old grouch.

I’d simply curse at
what angers me
and not waste a thought
on whether that’s
wrong or right

or whether
somebody
might give a fuck.

– Iself (© 2021)

19.3.21

Alles wird gut

 

“Alles wird gut”

Wenn man’s richtig bedenkt, dann hätte – aufgrund von mangelnder Sicherheit bezüglich der letztendlichen Wahrheit dieser in diesen herausfordernden Tagen so beliebten zukunftsorientierten Aussage – das genaue Gegenteil, also “Alles wird schlecht”, eine 50-prozentige Chance, ebenfalls einzutreffen. 

Am wahrscheinlichsten ist aber zweifellos die Aussage “Alles wird irgendwie”, die wegen ihrer weit offenen Unbestimmtheit alles zulässt und somit einen Wahrheitsgehalt von 100 Prozent hat.

– Iself (© 2020)

24.2.21

Im Osten nichts Neues

 


Hämmern, Bohren, Schleifen jeden Tag – 
das ist’s, was der Nachbar mag.

– Felix Morgenstern (© 2021)

Nachbemerkung
So versüßt der Nachbar im Osten nun schon seit Jahren die Tage.

Foto von Benjamin Trösch auf Unsplash

15.12.20

Sarah Kirsch – Queen Hortensia


At the castle gate there is a green hortensia. Green leaves, green flowers. When the leaves droop, I take a plastic jug and run for water. Queen Hortensia.

– Sarah Kirsch

Translation by Johannes Beilharz. Source: Sarah Kirsch, La Pagerie, dtv, 1984.

Translator's note
By calling the flower Queen Hortensia, the author appears to obliquely allude to Hortense de Beauharnais (1783-1837), queen consort of Holland and stepdaughter of Napoleon I.

14.12.20

Cookies of the undesirable kind

 

I’m getting diabetes from all the cookies on my PC.

– Iself (© 2020)

Every Joe Goggle Blow wants to sick the saccharine crap onto your computer to give you that oh so enhanced user experience. User experience my ass – they just want to track you so they can send their advertising experience after you.

7.10.20

No views today

No views today,
what will my mother say?

No views – 
I got the blues.

– Felix Morgenstern (© 2020)

Could easily be the beginning of a song, with a melody similar to that of “No milk today” by Herman’s Hermits, which inspired this ditty to some extent. Silly as it may seem, the number of views or likes something gets on the Internet has become extremely (and even monetarily) important for lots of people, so that no views may actually become a cause for the blues.

20.9.20

Yannis Ritsos - Vollständigkeit, beinahe

 VOLLSTÄNDIGKEIT, BEINAHE

Weißt du, den Tod gibt es nicht, sagte er zu ihr.
Ich weiß, ja, jetzt, nachdem ich tot bin, antwortete sie.
Deine zwei Hemden sind gebügelt und in der Schublade,
das einzige, was ich vermisse, ist eine kleine Rose.

– Yannis Ritsos

Übertragen von Johannes Beilharz. Titel des griechischen Originals: ΣΧΕΔΟΝ ΠΛΗΡΟΤΗΤΑ.

Internationale Lyrik in deutscher Übersetzung


Warum Goggle eine beschissene Suchmaschine ist

 

Wollte ich doch in Goggle nach "Hirtenzuflucht" suchen.

Goggle, in seiner allwissenden und besserwisserischen künstlichen Intelligenz (oder doch eher Idiotie?) suchte für mich "Piratenzuflucht", ohne auch nur anzufragen, ob ich das haben wollte.

Wahrscheinlich, weil statistisch gesehen Millionen von Idioten, die "Hirtenzuflucht" eintippen, eigentlich "Piratenzuflucht" meinen.

Orwells Großer Bruder ist überall, schaut dir immer über die Schulter und spuckt dir ständig in die Suppe.

10.9.20

Polemic short ode to Rome

 


September 2020

The pines – 
essential, 
beautiful to look at,
peaceful,
friendly – 
are dying,

while the dogs – 
loud,
aggressive and
full of shit
(they usually leave behind everywhere) – 
are thriving

– Iself (© 2020)

Notes
Apparently, there is a pest that is killing off the pines of Rome at an alarming rate. The photo was taken at Rome's Protestant Cemetery, an oasis of peace where dogs are not allowed, thank God.

Part of a volume called Disgruntled Poetics to be released in the near future.

25.8.20

Contemporary wisecracks

Anyone who's ever pouted in front of something on Instagram feels entitled to a career in modeling.

– Iself (© 2020)

Note

So, if you are model material (and even if you're not), start snapping pout selfies in front of structures everyone loves and post them on Instagram. If they have done it, you can do it, too!


22.7.20

Das Putzig-Haiku

“Heute habe ich mir
das Zitronengrüne an-
gezogen. Blumig!”

– Iself (© 2020)

Anmerkung
In der Kunst gibt es eine Richtung, die Eines behauptet und etwas Anderes zeigt. Bekanntestes Beispiel dafür ist vielleicht das Bild “Ceci n'est pas une pipe” von René Magritte, das eine Pfeife zeigt und behauptet, das wäre keine Pfeife. Was dieses Gedicht anbelangt, so wurde es inspiriert von einem Kunstprodukt dieser Art, das eine Frau zeigt, die eine Zitrone vors linke Auge hält und ein Kleid mit einem großblumigen Muster trägt. Darunter hat jemand den Kommentar “Aujourd'hui j'ai mis ma robe citron” hinzugefügt.

21.6.20

Paul Zech – Die Häuser haben Augen aufgetan...



Die Häuser haben Augen aufgetan...

Am Abend stehn die Dinge nicht mehr blind
und mauerhart in dem Vorüberspülen
gehetzter Stunden; Wind bringt von den Mühlen
gekühlten Tau und geisterhaftes Blau.

Die Häuser haben Augen aufgetan,
Stern unter Sternen ist die Erde wieder,
die Brücken tauchen in das Flußbett nieder
und schwimmen in der Tiefe Kahn an Kahn.

Gestalten wachsen groß aus jedem Strauch,
die Wipfel wehen fort wie träger Rauch
und Täler werfen Berge ab, die lange drückten.

Die Menschen aber staunen mit entrückten
Gesichtern in der Sterne Silberschwall
und sind wie Früchte reif und süß zum Fall.

Paul Zech (1881-1946)

Zitiert aus Menschheitsdämmerung - ein Dokument des Expressionismus, herausgegeben von Kurth Pinthus (1920)