Archaic Torso of Apollo
We did not know his head of such unheard-of fame
wherein the orbéd eyes matured. Even so,
his torso, candelabrum-like, still is aglow,
and there his gazing, merely set low-flame,
persists and glitters. For otherwise the incurvation
of the chest could never so bedazzle you, nor indeed,
could from the loins’ soft turning a smile proceed
to that midpoint which once bore procreation.
Otherwise this stone tortured and squat would stand
beneath the shoulders’ lucent sweep, and
would not shimmer like a coat of sable;
nor would it burst forth from all its margins, rife
with the light of stars: for there is not one site unable
to perceive you. You have to change your life.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan. Translation copyright © 2008 by Thomas Geydan, published here with the translator’s kind permission.
Also in Thomas Geydan's translation: Spanish Dancer
An interesting link about translating Rilke ("Rilke translation has become an industry...")
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
28.9.08
Richard Dehmel: Die Schaukel
Die Schaukel
Auf meiner Schaukel in die Höh,
was kann es Schöneres geben!
So hoch, so weit! Die ganze Chaussee
und alle Häuser schweben.
Weit über die Gärten hoch, juchhee,
ich lasse mich fliegen, fliegen;
und alles sieht man, Wald und See,
ganz anders stehn und liegen.
Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?
Im Himmel! ich glaube, ich falle!
Das tut so tief, so süß dann weh,
und die Bäume verbeugen sich alle.
Und immer wieder in die Höh,
und der Himmel kommt immer näher;
und immer süßer tut es weh -
der Himmel wird immer höher.
– Richard Dehmel (1863-1920)
Eine sehr sinnennahe Beschreibung des Schaukelns – ich glaubte, ich säße selbst auf einer dieser altbewährten Konstruktionen aus Brett und Seil.
Auf meiner Schaukel in die Höh,
was kann es Schöneres geben!
So hoch, so weit! Die ganze Chaussee
und alle Häuser schweben.
Weit über die Gärten hoch, juchhee,
ich lasse mich fliegen, fliegen;
und alles sieht man, Wald und See,
ganz anders stehn und liegen.
Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?
Im Himmel! ich glaube, ich falle!
Das tut so tief, so süß dann weh,
und die Bäume verbeugen sich alle.
Und immer wieder in die Höh,
und der Himmel kommt immer näher;
und immer süßer tut es weh -
der Himmel wird immer höher.
– Richard Dehmel (1863-1920)
Eine sehr sinnennahe Beschreibung des Schaukelns – ich glaubte, ich säße selbst auf einer dieser altbewährten Konstruktionen aus Brett und Seil.
24.9.08
Eigentlich
wollte ich etwas schreiben
über gerade erfundene Gedanken
zu den potenziellen
Nahrungsmittelselektionsgebräuchen
einer in Klagenfurt geborenen
neueren Dichterin im Vergleich
zu meinen eigenen, kam dann
aber zur schlagenden Erkenntnis,
dass das nichts geworden wäre als
ein bisschen Lärm um nichts
– Iself (© 2008)
Geschrieben in Antwort auf genau das, als Bloßlegung eines “Missstandes”.
über gerade erfundene Gedanken
zu den potenziellen
Nahrungsmittelselektionsgebräuchen
einer in Klagenfurt geborenen
neueren Dichterin im Vergleich
zu meinen eigenen, kam dann
aber zur schlagenden Erkenntnis,
dass das nichts geworden wäre als
ein bisschen Lärm um nichts
– Iself (© 2008)
Geschrieben in Antwort auf genau das, als Bloßlegung eines “Missstandes”.
28.8.08
Rainer Maria Rilke: Spanish Dancer
Spanish Dancer
As a struck match, before becoming flame, white
flickering tongues in all directions sends,
so, bystanders looking on, unfolds her dance: bright,
hot and hurried, a circular rite,
pulsating with passion, and intense.
And suddenly it is fully aflare.
With just a glance she lights her hair,
and then, with daring art, turns her entire
dress into this flaming ball of fire,
from which, each like a startled snake,
her naked arms dart, rattling and awake.
Then, deeming too close the lambent heat,
she gathers all of if it together and flings it to her feet
with an imperious gesture, haughtily gazing.
There it lies on the floor, enraged and blazing,
and burning still, refusing to retire.
But, confident of victory, her smile assured and sweet,
she lifts her face as if in greeting to the fire,
and stamps it out with solid little feet.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan, published here by kind permission of the translator. Copyright by Thomas Geydan.
As a struck match, before becoming flame, white
flickering tongues in all directions sends,
so, bystanders looking on, unfolds her dance: bright,
hot and hurried, a circular rite,
pulsating with passion, and intense.
And suddenly it is fully aflare.
With just a glance she lights her hair,
and then, with daring art, turns her entire
dress into this flaming ball of fire,
from which, each like a startled snake,
her naked arms dart, rattling and awake.
Then, deeming too close the lambent heat,
she gathers all of if it together and flings it to her feet
with an imperious gesture, haughtily gazing.
There it lies on the floor, enraged and blazing,
and burning still, refusing to retire.
But, confident of victory, her smile assured and sweet,
she lifts her face as if in greeting to the fire,
and stamps it out with solid little feet.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan, published here by kind permission of the translator. Copyright by Thomas Geydan.
30.7.08
Poetische Moden
Kurze Beispiele verschiedener Poetik-Schreibweisen
1. Fußgängermodus
Ein Auto fuhr zügig auf der Autobahn dahin
2. Aufgepeppter Fußgängermodus
Ein Benz bretterte auf der A81
3. Verfremdeter Fußgängermodus
Aus dem rechten Augenwinkel sprang ein Mercedes mit abgedunkeltem Fahrer heran
4. Abgehobener Modus
In einem Zustand zwischen Ekstase und Muskelkrampf
5. Metaphysischer Modus
Unsägliche Leidenschaft auf rasender Fläche
6. Freewheeling-Modus mit kaum mehr wahrnehmbaren Objekten
Roter M., du fährst so stulle
Längere Gedichte zur Illustration dieser und anderer Modi sind willkommen.
1. Fußgängermodus
Ein Auto fuhr zügig auf der Autobahn dahin
2. Aufgepeppter Fußgängermodus
Ein Benz bretterte auf der A81
3. Verfremdeter Fußgängermodus
Aus dem rechten Augenwinkel sprang ein Mercedes mit abgedunkeltem Fahrer heran
4. Abgehobener Modus
In einem Zustand zwischen Ekstase und Muskelkrampf
5. Metaphysischer Modus
Unsägliche Leidenschaft auf rasender Fläche
6. Freewheeling-Modus mit kaum mehr wahrnehmbaren Objekten
Roter M., du fährst so stulle
Längere Gedichte zur Illustration dieser und anderer Modi sind willkommen.
24.7.08
Nach einer Modeschau
Nach einer Jungen Mode-/Poetikschau
wurden auf der Autobahn von Berlin
auswärts ein paar Bretter gefunden.
Habe ich das in der Zeitung gelesen,
geträumt oder nur verwandelt?
Jedenfalls ging's auch noch um eine
Richterin, die darin verwickelt war.
Ein roter Seat mit Kennzeichen GP,
zu spät gekommen, spielte auch
eine Rolle, sowie vier Stanzen,
in einer Reihe angeordnet und
krachend taktisch produzierend.
– Iself
wurden auf der Autobahn von Berlin
auswärts ein paar Bretter gefunden.
Habe ich das in der Zeitung gelesen,
geträumt oder nur verwandelt?
Jedenfalls ging's auch noch um eine
Richterin, die darin verwickelt war.
Ein roter Seat mit Kennzeichen GP,
zu spät gekommen, spielte auch
eine Rolle, sowie vier Stanzen,
in einer Reihe angeordnet und
krachend taktisch produzierend.
– Iself
23.7.08
Aus dem Nichts
... ohne was sagen zu wollen
Dabei doch ein Drängen, etwas zu sagen
aus nicht näher spezifizierten Gründen
Eine chemische Sprachübung – die
Ingredienzen müssen passen –
es sollte nichts überschäumen,
explodieren –
oder doch?
– Iself
Dabei doch ein Drängen, etwas zu sagen
aus nicht näher spezifizierten Gründen
Eine chemische Sprachübung – die
Ingredienzen müssen passen –
es sollte nichts überschäumen,
explodieren –
oder doch?
– Iself
6.7.08
Robert Graves / Sie spricht zu ihrem Schatz
Sie spricht zu ihrem Schatz
Sie spricht zu ihrem Schatz noch halb im Schlaf,
In dunkler Stunde,
Im Flüstern halber Worte:
Die Erde rührt sich in ihrem Winterschlaf,
Lässt Gras und Blumen sprießen
Unter Schnee,
Unter fallendem Schnee.
– Robert Graves (1895-1985)
Ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz, der dazu schreibt:
Dieses Gedicht (hier das Original) schlummerte seit Juni 2006 auf meinem Computer, wo ich es wohl mit der Absicht einer Übertragung gespeichert hatte. Heute, mitten im Sommer, stolperte ich auf der Suche nach etwas anderem darüber und fühlte mich trotz falscher Jahreszeit beschwingt, die Übersetzung anzugehen.
She Tells Her Love
She tells her love while half asleep,
In the dark hours,
With half-words whispered low:
As Earth stirs in her winter sleep
And puts out grass and flowers
Despite the snow,
Despite the falling snow.
– Robert Graves (1895-1985)
A poem by one of the grand old men of British 20th century poetry, perhaps now remembered not so much for his poetry but his historical novel I, Claudius about the Roman emperor.
In the dark hours,
With half-words whispered low:
As Earth stirs in her winter sleep
And puts out grass and flowers
Despite the snow,
Despite the falling snow.
– Robert Graves (1895-1985)
A poem by one of the grand old men of British 20th century poetry, perhaps now remembered not so much for his poetry but his historical novel I, Claudius about the Roman emperor.
Labels:
literature,
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poetry,
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Robert Graves
4.7.08
Deiner Liebe Purpur
Heute ohne weiteren Kommentar ein Auszug aus dem Gedicht Die Sonne sinkt von Friedrich Nietzsche:
2.
Tag meines Lebens!
die Sonne sinkt.
Schon steht die glatte
Flut vergüldet.
Warm atmet der Fels:
schlief wohl zu Mittag
das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf?
In grünen Lichtern
spielt Glück noch der braune Abgrund herauf.
Tag meines Lebens!
gen Abend gehts!
Schon glüht dein Auge
halbgebrochen,
schon quillt deines Taus
Tränengeträufel,
schon läuft still über weiße Meere
deiner Liebe Purpur,
deine letzte zögernde Seligkeit.
– Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Aus: Dionysos-Dithyramben.
2.
Tag meines Lebens!
die Sonne sinkt.
Schon steht die glatte
Flut vergüldet.
Warm atmet der Fels:
schlief wohl zu Mittag
das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf?
In grünen Lichtern
spielt Glück noch der braune Abgrund herauf.
Tag meines Lebens!
gen Abend gehts!
Schon glüht dein Auge
halbgebrochen,
schon quillt deines Taus
Tränengeträufel,
schon läuft still über weiße Meere
deiner Liebe Purpur,
deine letzte zögernde Seligkeit.
– Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Aus: Dionysos-Dithyramben.
24.6.08
Der Sternenesser
Den Vater sah ich dort, einen Stern im halb offenen Mund, grübelte er.Aus war's mit dem Grübeln!
– Marjana Gaponenko
Der lembergische Vater fiel unverhofft
aus seinem chagallisch-verwunschenen Baum
(einer Art Korkenziehereiche)
Allerdings ...
Er hatte einen ganzen Stern bestellt,
nur einen halben bekommen,
und der schmeckte auch noch griesig
– Felix Morgenstern
3.6.08
Slim Siamese asks Tessa Terrier out
When he asked for a date
she said maybe better wait
and consult a doctor to see
whether we could ever have a family
– Felix Morgenstern
Written for Mad Kane's Dates and Dating prompt.
she said maybe better wait
and consult a doctor to see
whether we could ever have a family
– Felix Morgenstern
Written for Mad Kane's Dates and Dating prompt.
Rüde Behandlung
... ein Gedicht durch die Zähne zu rotzen ...
(Lydia Daher)
Heute in einer E-Mail als Zitat aus einem Gedicht gelesen.
Sollte man nicht selbst einem Gedicht eine bessere Behandlung angedeihen lassen? Außerdem steht das Rotzen in der Regel auch eher mit der Nase in Verbindung als mit dem Mund.
Deshalb frischauf in den Tag mit einem auf normalem Weg gehauchten oder auch nur angedachten Gedicht.
27.5.08
Quitting
I quit
for abundance of wit
And you quit
because you are a nit
So there!
– Felix Morgenstern
For Sunday Scribblings.
for abundance of wit
And you quit
because you are a nit
So there!
– Felix Morgenstern
For Sunday Scribblings.
22.5.08
Georg Heym zu Fronleichnam
Immer wieder vergesse ich, was diese aus einer älteren, uns heutigen Deutschen nicht mehr vertrauten Sprache stammende Feiertagsbezeichnung eigentlich bedeutet. Die Wikipedia schreibt unter anderem:
Ich ziehe es vor, mit Georg Heym an einer lebendigen Prozession teilzunehmen, die mir heute per Lyrikmail ins Haus flatterte.
Fronleichnamsprozession
O weites Land des Sommers und der Winde,
Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.
Wo goldener Weizen reift und die Gebinde
Des gelben Roggens trocknen in den Mieten.
Die Erde dämmert von den Düften allen,
Von grünen Winden und des Mohnes Farben,
Des schwere Köpfe auf den Stielen fallen
Und weithin brennen aus den hohen Garben.
Des Feldwegs Brücke steigt im halben Bogen,
Wo helle Wellen weiße Kiesel feuchten.
Die Wassergräser werden fortgezogen,
Die in der Sonne aus dem Bache leuchten.
Die Brücke schwankt herauf die erste Fahne.
Sie flammt von Gold und Rot. Die Seidenquasten
Zu beiden Seiten halten Kastellane
Im alten Chorrock, dem von Staub verblaßten.
Man hört Gesang. Die jungen Priester kommen.
Barhäuptig gehen sie vor den Prälaten.
Zu Flöten schallt der Meßgesang. Die frommen
Und alten Lieder wandern durch die Saaten.
In weißen Kleidchen kommen Kinder singend.
Sie tragen kleine Kränze in den Haaren.
Und Knaben, runde Weihrauchkessel schwingend,
Im Spitzenrock und roten Festtalaren.
Die Kirchenbilder kommen auf Altären.
Mariens Wunden brennen hell im Licht.
Und Christus naht, von Blumen bunt, die wehren
Die Sonne von dem gelben Holzgesicht.
Im Baldachine glänzt des Bischofs Krone.
Er schreitet singend mit dem heiligen Schrein.
Der hohe Stimmenschall der Diakone
Fliegt weit hinaus durch Land und Felderreihn.
Der Truhen Glanz weht um die alte Tracht.
Die Kessel dampfen, drin die Kräuter kohlen.
Sie ziehen durch der weiten Felder Pracht,
Und matter glänzen die vergilbten Stolen.
Der Zug wird kleiner. Der Gesang verhallt.
Sie ziehn dahin, dem grünen Wald entgegen.
Er tut sich auf. Der Glanz verzieht im Wald,
Wo goldne Stille träumt auf dunklen Wegen.
Der Mittag kommt. Es schläft das weite Land,
Die tiefen Wege, wo die Schwalbe schweift,
Und eine Mühle steht am Himmelsrand,
Die ewig nach den weißen Wolken greift.
Georg Heym (1887-1912)
Fronleichnam (von mittelhochdeutsch: vrônlîcham, vrônlîchname, das aus der vrône lîcham entstanden ist, was “Leib des Herrn” bedeutet; kirchenlat.: Corpus Domini), offiziell “Hochfest des Leibes und Blutes Christi”, regional auch Prangertag oder Blutstag genannt, ist ein Fest im römisch-katholischen Festjahr, mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.Als Nichtkatholik und Skeptiker in kirchlichen Belangen empfinde ich “leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie” als theologische Phrasendrescherei und keine wirkliche Antwort, sondern einen Hinweis darauf, mich gefälligst in puncto Sakrament und Eucharistie schlau zu machen, was ich aber nur ungern tun würde. Wie es irgendwo so schön heißt, steht vor den Toren des Himmels abwehrend ein Priester mit seiner Theologie.
Ich ziehe es vor, mit Georg Heym an einer lebendigen Prozession teilzunehmen, die mir heute per Lyrikmail ins Haus flatterte.
Fronleichnamsprozession
O weites Land des Sommers und der Winde,
Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.
Wo goldener Weizen reift und die Gebinde
Des gelben Roggens trocknen in den Mieten.
Die Erde dämmert von den Düften allen,
Von grünen Winden und des Mohnes Farben,
Des schwere Köpfe auf den Stielen fallen
Und weithin brennen aus den hohen Garben.
Des Feldwegs Brücke steigt im halben Bogen,
Wo helle Wellen weiße Kiesel feuchten.
Die Wassergräser werden fortgezogen,
Die in der Sonne aus dem Bache leuchten.
Die Brücke schwankt herauf die erste Fahne.
Sie flammt von Gold und Rot. Die Seidenquasten
Zu beiden Seiten halten Kastellane
Im alten Chorrock, dem von Staub verblaßten.
Man hört Gesang. Die jungen Priester kommen.
Barhäuptig gehen sie vor den Prälaten.
Zu Flöten schallt der Meßgesang. Die frommen
Und alten Lieder wandern durch die Saaten.
In weißen Kleidchen kommen Kinder singend.
Sie tragen kleine Kränze in den Haaren.
Und Knaben, runde Weihrauchkessel schwingend,
Im Spitzenrock und roten Festtalaren.
Die Kirchenbilder kommen auf Altären.
Mariens Wunden brennen hell im Licht.
Und Christus naht, von Blumen bunt, die wehren
Die Sonne von dem gelben Holzgesicht.
Im Baldachine glänzt des Bischofs Krone.
Er schreitet singend mit dem heiligen Schrein.
Der hohe Stimmenschall der Diakone
Fliegt weit hinaus durch Land und Felderreihn.
Der Truhen Glanz weht um die alte Tracht.
Die Kessel dampfen, drin die Kräuter kohlen.
Sie ziehen durch der weiten Felder Pracht,
Und matter glänzen die vergilbten Stolen.
Der Zug wird kleiner. Der Gesang verhallt.
Sie ziehn dahin, dem grünen Wald entgegen.
Er tut sich auf. Der Glanz verzieht im Wald,
Wo goldne Stille träumt auf dunklen Wegen.
Der Mittag kommt. Es schläft das weite Land,
Die tiefen Wege, wo die Schwalbe schweift,
Und eine Mühle steht am Himmelsrand,
Die ewig nach den weißen Wolken greift.
Georg Heym (1887-1912)
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