27.4.07

Word 2007

Letzte Woche installierte ich Microsoft Office 2007, und zwar die für 141 Euro erworbene Home and Student-Version. Seit Office 97 hatte ich keine Updates mehr gekauft, weil ich in den neueren Versionen, mit denen ich auf den PCs anderer Leute arbeitete, nie etwas fand, was den Umstieg und die Kosten gelohnt hätte.

In letzter Zeit hatte ich jedoch, vor allem bei Word, öfters Probleme durch mangelnde Kompatibilität mit dem Format von Dateien aus neueren Versionen, so dass mir dieses Sonderangebot gerade recht kam: Endlich einmal ein Microsoft-Produkt zu einem Preis, der seinem eigentlichen Wert entsprach!

Mein erster Eindruck:
  • Geschwindigkeit: lahm, lahmer, am lahmsten. Wie gewöhnlich die beste Wintel-Reklame für den Kauf eines neuen Computers mit möglichst vielen Gigabytes Arbeitsspeicher, um diesen Pinguin zum Fliegen zu bringen.
  • Installation: Bevor Office selbst installiert wird, schreibt das Installationsprogramm etwa zehn Minuten lang auf der Festplatte rum und aktualisiert Teile des Betriebssystems (XP in diesem Falle), ohne dass mitgeteilt wird, was da genau abgeht. Für die Office-Installation geht dann ca. 1 GB drauf. Für eine komplette Office-Suite ist das ja für heutige Verhältnisse fast bescheiden zu nennen. Das ebenfalls im Lieferumfang enthaltene OneNotes habe ich nicht installiert.
    Ärgerlich fand ich, dass nach erfolgter Installation meine Einstellungen für Standard-Browser und Standard-E-Mail-Programm von Microsoft zurückgesetzt worden waren.
  • Nichts ist mehr am gewohnten Platz. Die Gründe hierfür sind unerfindlich und nicht nachvollziehbar. Vielleicht hat man in Redmond aber auch ganz einfach beschlossen, dass man den Massen mal endlich was Anderes bieten musste als kosmetische Nasenoperationen zu stolzen Preisen. Wäre ja verständlich. Verbesserungswürdiges gab es ja. Aber dann sowas?
  • Die Funktionalität ist unter einer Spielzeug-Oberfläche verschwunden. Angesichts der Grafiken und Symbole, mit denen diese Version überladen ist, waren ihre Vorgänger brachial schnörkellose Arbeitstiere. Frage: Wer will eigentlich diesen Bildchen-Schwachsinn?
    Die standardmäßig angebotenen Menüoptionen Start / Einfügen / Seitenlayout / Sendungen / Überprüfen / Ansicht decken nicht die gesamte Funktionalität ab, die das Menü der Vorgängerversionen anbot.
    Vor allem auf Sendungen und Verweise an so prominenter Stelle würde ich liebend verzichten. Dies sind Funktionen, die für übliche Textverarbeitungsaufgaben irrelevant sind. Andere, weitaus relevantere Funktionen sucht man in diesen Menüs vergebens.
    Von besonderer Logik bei der Zuordnung der Funktionen zu den Menüs kann ebenfalls nicht die Rede sein. Das nichtssagende Start z.B. enthält außer Zwischenablage und Suchen/Ersetzen Formatierungsfunktionen, die zum Thema Layout gehören.
  • Lichtblicke: Gott sei Dank hört die Version immer noch auf die von früher bekannten Tastenkürzel wie Strg-S, Strg-F, Strg-H usw., und die altbekannten Funktionstasten, wie z.B. F1, F3 und F12, funktionieren weiterhin.
  • Die Makrofunktion ist womöglich noch alltagsbenutzerfeindlicher geworden. Ohne Nachvollzug der abstrusen Verrenkungen von Programmiererhirnen ist hier für Otto Normalverbraucher kaum was zu machen.
  • Neue Designfunktionen von der Stange: die Microsoft-Gängelei erklettert bisher unerreicht schwindelige Höhen. Wie immer bei Microsoft-Produkten bestanden meine ersten Schritte darin, alle unerwünschten Automatismen auszuschalten und die für mich geeigneten Standardformate herzustellen. Was sich als ziemlich aufwändig erwies, weil "Anpassen" nicht mehr zu den Funktionen gehört, die einem über das Standardmenü angeboten werden und man bei den Änderungen an Formatvorlagen auch erst mal durchsteigen muss.
  • Neue Schriften: Als ob auf jedem PC mittlerweile nicht schon genug Fonts vor sich hin dümpelten, setzt Microsoft noch eins drauf und installiert zusätzliche Schriftarten mit so fantasievollen Namen wie Calibri und Candara. Diese gehören anscheinend zu einer Neuerfindung namens Cleartype, mit der ich mich noch nicht befasst habe. Wozu ich, ehrlich gesagt, auch keine besondere Lust habe. Am Bildschirm sieht das eher schwummriger als klarer aus.
  • Die Home and Student-Version erinnert daran, was für ein Geizkragen der ist, der sie gekauft hat. Auf der Titelleiste prangt ständig die liebliche Info "Microsoft Word nichtkommerzielle Verwendung".

Fazit: Vermeiden, falls möglich. Bin ich froh, dass ich WordPerfect für meine kreative Arbeit habe.

Hingerichtete Polizistin & Fremdgehwetter

Es ist eine Welt der Vielfalt,
in der wir leben.
Vor allem in der Bild,
denn hier wird gegeben

Seite an Seite
auf engstem Raum

was Ottos und Emmas
Herz begehrt,
während man genüsslich
das Frühstück verzehrt.

– Felix Morgenstern (© 2007)

Anmerkung
Die heutige Bild hatte als großen Schocker mit Riesenfoto einen Bericht über den gestrigen Mord an einer Polizistin in Heilbronn und gleich rechts daneben einen einspaltigen Kasten mit dem Titel “Fremdgehwetter”, zur Illustration begleitet von einem knappstens in grauem Feinripp verhüllten Frauenpo. Tja, und sowas schau ich mir beim Vorbeigehen an. Man muss ja schließlich orientiert sein in dieser Welt.

26.4.07

Arno Holz: In graues Grün

In graues Grün
verdämmern Riesenstämme

Von greisen Aesten
hängt
in langen Bärten Moos.

Irgendwo.. hämmernd.. ein Specht.

Kommt der Wolf? Wächst das Wunschkraut hier?

Wird auf ihrem weissen Zelter,
lächelnd,
auf mein klopfendes Herz zu,
die Prinzessin reiten?

Nichts.
Wie schwarze Urweltkröten,
regungslos,
hockt am Weg der Wachholder.

Zwischendurch
giftrot
leuchten Fliegenpilze.

– Arno Holz (1863-1929)

Dieses Gedicht stammt aus Phantasus (1898).

Über dieses Buch steht im rororo Literaturlexikon 20. Jahrhundert:

Der Phantasus, in dem H. sein neues lyrisches Prinzip in jahrzehntelangem Ringen zu bewähren versuchte, wurde sein Hauptwerk; es bezeugte die Ingeniosität und Virtuosität des Sprachkünstlers H., dessen stoffbezogener Naturalismus sich hier überraschend als Außenseite eines artistischen Enzyklopädismus erweist, wie er ähnlich für Erscheinungen des dichterischen Barock oder Manierismus charakteristisch war. (Engere Beziehungen zur Lyrik des Barock hat H. selbst früh durch seine neuschöpferischen Imitationen Dafnis erkennen lassen.) Erst in jüngerer Zeit wurde die bahnbrechende Leistung H.' unter so erweitertem Blickwinkel angemessen neubewertet und gewürdigt.

24.4.07

Buy China Fruit!!!

Another spam posting for today.

These unsolicited commercial messages probably came from loving Russian hands. (I read the other day that Russian spammers now mainly go for stock market tips and pirated software because those are most lucrative fields.)

Sender: laa@lcp2.net
Subject: As for manufacturing illegal liquour, many people were doing that at that time

Message:
CHFR Continues To Expand With 8 New Distributors! UP 9.6%!

China Fruits Corporation
Symbol: CHFR
Price: $0.34 UP 9.6%

CHFR, a Chinese orange supplier who hit the market by storm due to the
devastated US Orange Crops, has now hit the news again with 8 new
distributors for oranges and orange products. This company is HOT, read
the news and get on CHFR first thing Tuesday!
A second later, this strong buy recommendation was reinforced:

Sender: asunc@bredband.net
Subject: Although I appreciate and respect your perspective, I could not possibly disagree with you more.

Picture message (file name of pic is dishonestly.gif - ain't that something):

Come on, everybody: Get on the phone with your stock broker right now and order a bunch of CHFR. Let's make sure that our Russian benefactors earn some serious money.

Vacuous people party

Today's personalized horoscope said:
A big party you are attending tonight might seem tedious and boring, ISELF. If you're single, probably no one there really interests you, and the few possibilities you meet might seem too crazy. If you're involved, your current love partner might not be able to come to this party. Why stay if you're not having fun? Better a video alone than a room full of vacuous people!
Too bad I wasn't invited to that kind of party. In fact, I wasn't invited to any kind of party. But I'd really love to go and take my trusty & proven vacuity tester along (a neat, hand-held model).

And the few possibilities might be too crazy? Hmmm, I'd like to check them out.

Alas, I'll have to settle for the video and use the vacuity tester on it.

Web Noise / Internetrauschen

Neues Spam-Phänomen?

Seit einigen Tagen bekomme ich Spam, der als Reportage über Terroranschläge oder dgl. daherkommt und zum Schluss auf eine Webseite verweist. Heute kam schon von
info_@presse.mdwp.de
das folgende Prachtstück kreativer, wenn auch grammatikalisch und stilistisch nicht ganz hasenreiner Prosa:

Die Berliner U-Bahn Mitarbeiter fanden die Reste eines unbekannten Flugkoerpers.
Interessant findet man auch die Ermittlung von moeglichen Gruenden des Unwohlseins einiger U-Bahn Angestellten. Nach etlichen Inspektionen wurde ein Fremdkoerper gefunden. Wie Wissenschaftler behaupten, koennte der Koerper so gross wie ein Bus sein. Es wurde auch vermutet, er haette seltsame Strahlen aussenden koennen und das wegen rund um dem Rumpf gebildeter "Totzone".
Naeheres dazu unter http://geocities.com/MarkabElsie7932

Die Webseite gibt es nicht. Normalerweise ist ja absolut davon abzuraten, auf Links zu klicken, die in Spam enthalten sind, doch schien mir diese Adresse beim Gratis-Hoster Geocities unverdächtig genug, um es zu auszuprobieren.

Möglicherweise hat Geocities bereits auf Spam-Complaints zu dieser Seite reagiert und sie entfernt.

Insgesamt frage ich mich aber, was diese Art von Spam eigentlich für Ziele verfolgt. Denkbar wären:
  • Stören einfach um des Störens willen. Daraus scheinen manche Leute eine ungeheure, wenn auch nicht auf Anhieb nachvollziehbare Befriedigung zu schöpfen.
  • Aufmerksamkeitshascherei. Das ist wie bei einem kleinen Kind, das ignoriert wird und sich deshalb durch Danebenbenimm Aufmerksamkeit erzwingt. Allerdings ist die Aufmerksamkeit in diesem Falle ausschließlich anonym. Das ist jammerschade!
  • Gekicher des Spammers hinter vorgehaltener Hand über den Ärger bzw. die Fragezeichen, den bzw. die seine "Messages" auslösen. Das könnte man in etwa vergleichen mit dem Kunstsammler, der sich an einem gestohlenen Gemälde befriedigt, das er in seinem Keller aufhängt und das niemand sonst zu sehen bekommen darf.
  • Web Noise / Internetrauschen. Sowas scheint es tatsächlich zu geben. Allerdings dürfte es wohl, im Gegensatz zum Rauschen beim Funkempfang, nicht durch beiläufige Störungen entstehen. Da braucht es schon einen realen menschlichen Anstoß.
Mit Sicherheit lässt sich nur eines sagen: dieses Phänomen wird – wie aller Spam – durch gestörtes Verhalten ausgelöst.