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4.6.09

Zum Tode von Kamala Das

Die Maden

Bei Sonnenuntergang, am Flussufer, liebte Krischna
sie ein letztes Mal und ging ...

In jener Nacht fühlte sich Radha in ihres Mannes
Armen so tot, dass er fragte, Was fehlt dir,
Liebste? Stören dich meine Küsse? und sie sagte,
Nein, überhaupt nicht, dachte aber, Was macht
es schon dem Leichnam, wenn die Maden zwicken?

– Kamala Das

Übersetzung ins Deutsche von Johannes Beilharz (© 2009)

Veröffentlicht zum Tode der am 31. Mai 2009 verstorbenen Autorin – einer der bedeutendsten Dichterinnen Indiens.

Das englische Original ist hier zu lesen.

26.8.07

Der König von Bombarien

von Sukumar Ray

Bombarien, ein weit entlegenes asiatisches Reich,
ist wohlbekannt für manch eigenartigen Streich.
Dort beschenkt zum Beispiel der König die Damen
Mit Schokoladetafeln in güldenem Rahmen.
Die Königin, nur selten im Bette zu finden,
Lässt um den Hals das Kopfkissen sich binden.
Die Höflinge, so lautet mein Bericht,
Schlagen Räder wenn sie plaget die Gicht.
Des Königs Tantchen, ein alter Drachen,
Bringt mit dem Cricketschläger alle zum Lachen.
Ihr Gatte der Onkel tanzt allabendlich Salsa
Und trägt dazu bunte Girlanden aus Balsa.
Das alles, mag es auch seltsam anmuten,
Gehört in Bombarien zum Üblichen und Guten.

– Deutsche Übertragung von Johannes Beilharz

Übersetzt aus der englischen Fassung ("The King of Bombaria", siehe The Verse Marauder), die von Sukumar Rays Sohn, dem berühmtem Filmregisseur und Autor Satyajit Ray, stammt.

Sukumar Ray (1887-1923) ist der Lewis Carroll oder Christian Morgenstern der bengalischen Literatur.

26.3.07

Welches Bild ist vor meinem Auge erschienen?

(Raag Multani, Nachmittag)

Was
für
ein Ich,
welches Ich
Bin ist im Auge
gewachsen, das in meines sah?

Eine deutsche Version eines englischen Fibonacci-Gedichts von Leonard Blumfeld. Mittlerweile hat er in seinem Blog mehrere Fibonaccis veröffentlicht, die sich von indischen Ragas für verschiedene Tageszeiten inspirieren ließen.

(Copyright Leonard Blumfeld 2007)

2.1.07

Wo blauhäutige Götter Jungfrauen zum Tanz verführen

Dies ist eine Ode,
die in spätester Nachtstunde
gesungen werden sollte,

wenn sich die Regenwolken
über schindelgedeckten Dächern
zusammengezogen haben

und blauhäutige Götter
mit Zauberflöten
die Jungfrauen zum Tanz verführen.

(Tishani Doshi, Deutsch von Johannes Beilharz)

Das ganze Gedicht ist Bestandteil der Anthologie Inspirierte Gedichte.