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18.5.12

Freitag, vor Feierabend

Vor den Fenstern das Konzert
für einen Blattbläser, zwei Sägen
und drei Motoren von F.A. Stihl
in Kreisch-dur.

– Iself (© 2012)

Nachbemerkungen

Präzise und zeitnahe poetische Aufzeichnung der mich gestern umgebenden Realität.

Ursprünglich hatte ich als Tonart Kreisch-moll genannt, doch hat – jeder wird mir beistimmen – der Lärm von Mororsägen einfach nicht das Traurige, das man generell mit moll assoziiert.

27.5.07

Zum Maiausklang ...

noch ein Haiku –
Mai. Blühender Holzapfel.
Atme nicht. Schnee
fällt beim geringsten Hauch.
– Viktar Licvinau

Ins Deutsche übersetzt von Johannes Beilharz.

Weißrussisches Original und englische Version.

17.4.07

Mit den Armen nackt wie ihr Gewissen

So richtig passend zu den knallig-sonnigen Frühlingstagen dieser so gar nicht aprilligen Aprilmitte ein Gedicht von Max Dauthendey (1867-1918):

Mit den Armen nackt wie ihr Gewissen

Mit den Armen nackt, wie ihr Gewissen,
Liegt die Liebste in den Kissen, in den weißen.
Frühling hat die Fenster aufgerissen,
Sonne rollt den Leib den frühlingsheißen.
Mit der Lust von schönen wilden Tieren
Kommt die Sonne breit auf allen Vieren,
Sonne hat für meine Liebste Zeit;
Wie die Katzen liegen sie beisammen,
Wie die Katzen, deren Haare Funken flammen.

Aus: Lusamgärtlein. Frühlingslieder aus Franken (1909).

Wieder mal verdankt Gregor Koalls Lyrikmail.

28.3.07

Frühling und Herbst zugleich

Der Winkel von Hardt

Hinunter sinket der Wald,
Und Knospen ähnlich, hängen
Einwärts die Blätter, denen
Blüht unten auf ein Grund,
Nicht gar unmündig.
Da nämlich ist Ulrich
Gegangen; oft sinnt, über den Fußtritt,
Ein groß Schicksal
Bereit, an übrigem Orte.

– Friedrich Hölderlin (1770-1843)

Aus dem Zyklus Nachtgesänge (1803/1804)

Aus den Anmerkungen der Reclam-Ausgabe von 2000
1. Hardt (auch Hahrdt): Der Sage nach versteckte sich Herzog Ulrich von Württemberg 1529 auf der Flucht in einem Felswinkel bei Hardt (zwischen Nürtingen und Denkendorf), an einem Steilhang über der Aich. Der Felswinkel besteht aus zwei aneinandergelehnten Steinplatten. Ein Stein neben dem Felsen zeigt eine Vertiefung in Form eines Fußes, "Fußtritt" im Volksmund genannt.
2. hängen ... Blüht ... auf: Herbst und Frühling zugleich.
3. übrigem: im Sinne von wertlos, unbedeutend.

19.3.07

Kommen und Gehen von Klabund

Dieses gemächlich wie seine rosa Wolken schwebende Gedicht von Klabund (1890-1928) mit seinem leisen Jasminatem erweckt den Eindruck des Kommens und Gehens, indem es sich in der 2. Strophe in umgekehrter Reihenfolge wiederholt.
Die Luft ist voll von deinem Duft,
O süßer Leib du von Jasmin!
Die Uhr schlägt drei. Am Horizont
Die ersten rosa Wolken ziehn.

Die ersten rosa Wolken ziehn
Am Horizont. Die Uhr schlägt drei.
O süßer Leib du von Jasmin,
Die Luft ist voll von deinem Duft!
Es flog wiederum als Elektronikpost von der Lyrikmail ins Haus.