die Zeit, viele Dinge,
für die man jemand
braucht, der einem die Hand hält.
Stolpere nicht im Dunkeln. Geh
weiter. Das ist Leben.
– Robert Creeley
Titel des Originals: You. Aus: Robert Creeley, A Day Book, Scribner’s, 1972
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
Würde
man es fragen
– was absurd ist –
würde es nichts sagen
oder verwundert
mit den Wimpern klimpern
Denn Wimpern wurden ihm
angedichtet –
lange, sanft gebogene,
fast wie aus dem Schönheitssalon
– Nicole Weiß (© 2024)
Ein belastetes Land:
Der Winter hat es mit seinen Waffen gezeichnet,
Dornenkleid war der Frühling.
Berge von Glimmer. Schwarze Ziegen.
Unter den schlafwandlerischen Hufen
Schimmert missbilligend der Schiefer.
Feststehende Sonne, angenagelt
An die riesige steinerne Narbe.
Der Tod denkt uns.
– Octavio Paz
Titel des spanischen Originals: Paso de Tanghi-Garu. Aus: Octavio Paz, Ladera Este, 1969. Ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz. Der Pass im Titel des Gedichts, auch Tang-e Ghārō geschrieben, befindet sich in Afghanistan an der Strecke von Dschalalabad nach Kabul.
Foto von Octavio Paz von Ricardo Salazar
Aufgelesen im Weggebe-Bücherkasten der Lyrikhandlung am Hölderlinturm in Tübingen. Über Anton G. Leitner
Weißt du, den Tod gibt es nicht, sagte er zu ihr.
Ich weiß, ja, jetzt, nachdem ich tot bin, antwortete sie.
Deine zwei Hemden sind gebügelt und in der Schublade,
das einzige, was ich vermisse, ist eine kleine Rose.
– Yannis Ritsos
Übertragen von Johannes Beilharz. Titel des griechischen Originals: ΣΧΕΔΟΝ ΠΛΗΡΟΤΗΤΑ.
Internationale Lyrik in deutscher Übersetzung
Vachel, die Sterne sind rausgekommen
Dämmerung liegt auf der Straße in Colorado
ein Auto kriecht langsam über die Ebene
im gedämpften Licht plärrt Jazz aus dem Radio
der Verkäufer mit gebrochenem Herzen zündet sich eine weitere Zigarette an
In einer anderen Stadt vor 27 Jahren
sehe ich deinen Schatten an der Wand
du sitzt in Hosenträgern auf dem Bett
die Schattenhand hält dir eine Pistole an den Kopf
dein Schatten fällt um und zu Boden
Paris 1958
– Allen Ginsberg
Das Original To Lindsay stammt aus Kaddish and Other Poems 1958-1960, erschienen 1961 bei City Lights Books in San Francisco. Übertragen aus dem amerikanischen Englisch von Johannes Beilharz. Das Gedicht bezieht sich auf Vachel Lindsay (1873-1931), einen zu Lebzeiten recht bekannten amerikanischen Dichter.
Yves Bonnefoy
Hier willigt die ängstliche Stimme ein,
Den
einfachen Stein zu lieben,
Die
Bodenplatten, die die Zeit unterwirft und erlöst,
Den
Olivenbaum, dessen Kraft den Geschmack trockenen Steins hat.
Die
Schritte an ihrem wahren Ort. Die ängstliche Stimme
Glücklich
unter den Felsen der Stille,
Und
das Unendliche, das unbestimmte Responsorium
Von
Kuhglocken, Ufer oder Tod. Kein Erschrecken
Vor
deinem hellen Abgrund, Delphi am zweiten Tag.
(Delphes du second jour)
Aus dem Französischen von Johannes Beilharz. Das Original stammt aus: Yves Bonnefoy, Hier régnant désert, 1959.
Zu Ehren von Yves Bonnefoy, geboren am 24. Juni 1923 und verstorben am 1. Juli 2016.
Poetry bores me.✔ fängt mit aufgeblähten rhetorischen Fragen an – ein Nadelstich & sie zerplatzen
– Barbara Guest