5.1.08

Emily Dickinson, Gedicht Nr. 479

Sie teilte hübsche Worte aus wie Klingen –
Wie sie doch glitzerten und funkelten –
Und jedes davon traf einen Nerv
Oder tändelte mit einem Knochen –

Nie hätte sie gedacht, sie könnte verletzen –
Das ist nicht Sache des Stahls –
Eine ordinäre Fratze im Fleisch –
Wie schlimm’s doch diese Kreaturen nehmen –

Der Schmerz ist menschlich, keine Höflichkeit –
Der Film auf dem Auge
Alter Brauch der Sterblichkeit –
Einfach das Schließen – hin zum Tode.

Ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz

Deutsche Übertragung von poem 479 von Emily Dickinson, Copyright © 2007 Johannes Beilharz.

Von und über Emily Dickinson gibt es auf Deutsch eine erstaunlich breite Auswahl von Werken. Siehe z.B. Amazon.

Emily Dickinson, poem 479

She dealt her pretty words like Blades —
How glittering they shone —
And every One unbared a Nerve
Or wantoned with a Bone —

She never deemed — she hurt —
That — is not Steel's Affair —
A vulgar grimace in the Flesh —
How ill the Creatures bear —

To Ache is human — not polite —
The Film upon the eye
Mortality's old Custom —
Just locking up — to Die.

30.12.07

Zum neuen Jahr 2008

Mit den besten Wünschen zu einem glücklichen 2008 und zur kommenden Zeit verbinde ich eine Übersetzung des Gedichtes "To England" von Richard Brautigan, das sich mit dem Phänomen der Zeit befasst – wenn auch eher in umgekehrter Richtung...

Nach England

Es gibt keine Briefmarken, die Briefe
vor dreihundert Jahren nach England zurückschicken,
keine Briefmarken, die Briefe zurückreisen lassen
zu der Zeit, als das Grab noch nicht gegraben ist,
als John Donne am Fenster steht und hinausschaut.
Es fängt gerade an zu regnen an diesem Aprilmorgen,
die Vögel fallen in die Bäume ein
wie Schachfiguren eines ungespielten Spiels,
und John Donne sieht, wie der Briefträger die Straße heraufkommt,
mit sehr vorsichtigen Schritten, da sein Stock
aus Glas ist.

– Richard Brautigan (ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz)