no contradiction
life
becomes longer
and longer
i.e. shorter
and shorter
it doesn't stretch
(translated without much effort from the German original contained in ernst jandl, der gelbe hund, 1982)
Note
For those of you who have never heard of Ernst Jandl: he was an Austrian poet who lived from 1925-2000 and was quite well-known for his humorous, partially experimental poems and linguistic artistry. He also created some funny neologisms.
Some of his poems, as the shining example above, are barely enough to elicit a half-chuckle and can be safely said to be padding material.
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
5.4.07
Peter Hille: Karfreitag
Karfreitags Krone. Heldenkönig! Einsames Haupt.
Verstoßen. Erheben
Die feige Flucht verdammender Hände.
Ein suchender führender Quell.
Wenn ich erhöht sein werde, will ich alle zu mir ziehen.
Und die Welt, die schwere Welt, die leichtsinnschwere Welt,
Fast schon oben, reißt ab, eine Wunde reißt auf,
Der Seele, Wunde des Leibes, Wunde des Todes:
Vater verzeihe ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.
Zum schmerzlichen Hohn der Dornenkrone
Fallen kühlende Tropfen fühlender Größe.
Dem bedeutenden, einsamen Menschen an seinem Tage nahe sei,
So ist stiller Freitag, so ist Ostern
Trauerhelles Opferglück.
Abschiednehmendes Wiedersehn.
Anmerkung
Dieses Gedicht zum Karfreitag von Peter Hille (1854-1904) verdanke ich Gregor Koalls täglicher Lyrikmail. Von Hille habe ich bisher wenig gelesen; er war mir mehr in Erinnerung in Verbindung mit Else Lasker-Schüler.
Dieses Gedicht beeindruckte mich durch seine unpathetische Stärke.
"Dem bedeutenden, einsamen Menschen", eine schwächliche Zeile, die eher in einen Essay passt als in ein Gedicht, formuliert ganz eindeutig Hilles Sicht des Christus als normaler Mensch, auch wenn er ihn als bedeutend einschätzt.
Verstoßen. Erheben
Die feige Flucht verdammender Hände.
Ein suchender führender Quell.
Wenn ich erhöht sein werde, will ich alle zu mir ziehen.
Und die Welt, die schwere Welt, die leichtsinnschwere Welt,
Fast schon oben, reißt ab, eine Wunde reißt auf,
Der Seele, Wunde des Leibes, Wunde des Todes:
Vater verzeihe ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.
Zum schmerzlichen Hohn der Dornenkrone
Fallen kühlende Tropfen fühlender Größe.
Dem bedeutenden, einsamen Menschen an seinem Tage nahe sei,
So ist stiller Freitag, so ist Ostern
Trauerhelles Opferglück.
Abschiednehmendes Wiedersehn.
Anmerkung
Dieses Gedicht zum Karfreitag von Peter Hille (1854-1904) verdanke ich Gregor Koalls täglicher Lyrikmail. Von Hille habe ich bisher wenig gelesen; er war mir mehr in Erinnerung in Verbindung mit Else Lasker-Schüler.
Dieses Gedicht beeindruckte mich durch seine unpathetische Stärke.
"Dem bedeutenden, einsamen Menschen", eine schwächliche Zeile, die eher in einen Essay passt als in ein Gedicht, formuliert ganz eindeutig Hilles Sicht des Christus als normaler Mensch, auch wenn er ihn als bedeutend einschätzt.
4.4.07
Im dunklen Erdteil Afrika | Nonsens von Ringelnatz
Im dunklen Erdteil Afrika
Starb eine Ziehharmonika.
Sie wurde mit Musik begraben.
Am Grabe saßen zwanzig Raben.
Der Rabe Num'ro einundzwanzig
Fuhr mit dem Segelschiff nach Danzig
Und gründete dort etwas später
Ein Heim für kinderlose Väter.
Und die Moral von der Geschicht? –
Die weiss ich leider selber nicht.
– Joachim Ringelnatz
Fragen an die Leserschaft
a. Ist es heute politisch unkorrekt, Afrika als "dunklen" Erdteil zu bezeichnen?
b. Wie ist der Rabe Nr. 21 zu sehen? Als ein reformierter Rabenvater?
Starb eine Ziehharmonika.
Sie wurde mit Musik begraben.
Am Grabe saßen zwanzig Raben.
Der Rabe Num'ro einundzwanzig
Fuhr mit dem Segelschiff nach Danzig
Und gründete dort etwas später
Ein Heim für kinderlose Väter.
Und die Moral von der Geschicht? –
Die weiss ich leider selber nicht.
– Joachim Ringelnatz
Fragen an die Leserschaft
a. Ist es heute politisch unkorrekt, Afrika als "dunklen" Erdteil zu bezeichnen?
b. Wie ist der Rabe Nr. 21 zu sehen? Als ein reformierter Rabenvater?
Il n'y a pas d'amour heureux
From this poem by Louis Aragon from 1946 two lines in a new translation by myself:
The ending, which sounds like a punch line from a French chanson, is actually on the flat side:
Mon bel amour mon cher amour ma déchirureFor some reason, these two lines from the poem – which do so much to create the image of a love apparently full of pain and contradictory impulses – have stayed with me for many years, while the rest of the poem has not.
Je te porte dans moi comme un oiseau blessé
My beautiful love, my dear love, you who tear me apart,
I carry you in myself like a wounded bird.
The ending, which sounds like a punch line from a French chanson, is actually on the flat side:
Il n'y a pas d'amour heureuxThe very last line could become more prosy to reflect the French more directly, e.g. "But it is the love between the two of us" or "But it is the love the two of us share," but that doesn't do much, does it?
Mais c'est notre amour à tous les deux
There is no happy love,
But this is our love.
3.4.07
Unnoticed in an ocean
... a situation that spells trouble.
More so, I would guess, than up the proverbial shit creek without a paddle.*
* There, it seems, you always have the option of going with the flow, for which you don't need a paddle. Unless Shit Creek has some dangerous white water passages in between the yellowish brown ones...
More so, I would guess, than up the proverbial shit creek without a paddle.*
And pray– Little J. from his rosebed with flowers
what might I
be trying to say?
* There, it seems, you always have the option of going with the flow, for which you don't need a paddle. Unless Shit Creek has some dangerous white water passages in between the yellowish brown ones...
2.4.07
Delayed April Fool's Day Issue
Work of the Poet has some hilarious historical April Fool's articles, e.g.:
- Taco Liberty Bell and Ford Lincoln Mercury Memorial
- Richard Nixon runs for President again
- Alabama changes Pi to biblical value
30.3.07
Schande oder Ehre oder was?
Heute gelesen (wo und über wen tut nichts zur Sache):
Zumindest aber soviel, dass mir bei manchen heute – auch gerade in der Literaturwelt – gängigen Redewendungen und Phrasen nicht nur die Galle, sondern auch der Mageninhalt hochsteigt.
mit Preisen bedachter Literaturkritiker und bekennender Bob-Dylan-FanTja, was sagt man dazu? Dass man ein nicht bekennender und nicht mit Preisen bedachter Irgendwer ist?
Zumindest aber soviel, dass mir bei manchen heute – auch gerade in der Literaturwelt – gängigen Redewendungen und Phrasen nicht nur die Galle, sondern auch der Mageninhalt hochsteigt.
28.3.07
Where to get dysfunction online
Have erectile dysfunction?This lovely message reached me again today as so many times in the recent past, this time with
Look no where else
Cheapest online!
was closed while bathingas the subject. For further elucidation, the following was offered (among other garbled text in English and something resembling Spanish):
Living wait refreshing baths.
To get dysfunction online, send mail to ser (husband@parview.com) or report http://leeta.hk/ to the best spam busting addresses.
Or did you write that yourself?
Was that a real poem
or did you write that yourself?
That came out of my head by itself,
with words that formed themselves,
a beginning by itself,
and an end in itself,
so yes, I wrote it myself
and it is real in itself
and in any other selves
exposed to it whether or not they themselves
realize the significance or insignificance of this or themselves.
– P. Lato
or did you write that yourself?
That came out of my head by itself,
with words that formed themselves,
a beginning by itself,
and an end in itself,
so yes, I wrote it myself
and it is real in itself
and in any other selves
exposed to it whether or not they themselves
realize the significance or insignificance of this or themselves.
– P. Lato
Frühling und Herbst zugleich
Der Winkel von Hardt
Hinunter sinket der Wald,
Und Knospen ähnlich, hängen
Einwärts die Blätter, denen
Blüht unten auf ein Grund,
Nicht gar unmündig.
Da nämlich ist Ulrich
Gegangen; oft sinnt, über den Fußtritt,
Ein groß Schicksal
Bereit, an übrigem Orte.
– Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Aus dem Zyklus Nachtgesänge (1803/1804)
Aus den Anmerkungen der Reclam-Ausgabe von 2000
1. Hardt (auch Hahrdt): Der Sage nach versteckte sich Herzog Ulrich von Württemberg 1529 auf der Flucht in einem Felswinkel bei Hardt (zwischen Nürtingen und Denkendorf), an einem Steilhang über der Aich. Der Felswinkel besteht aus zwei aneinandergelehnten Steinplatten. Ein Stein neben dem Felsen zeigt eine Vertiefung in Form eines Fußes, "Fußtritt" im Volksmund genannt.2. hängen ... Blüht ... auf: Herbst und Frühling zugleich.
3. übrigem: im Sinne von wertlos, unbedeutend.
27.3.07
Ein Seufzer am frühen Nachmittag
Das Gebläse meines Computers surrt leise,
und mein Tinnitus klingt
wie das Rauschen eines alten Fernsehgeräts
auf dessen Bildschirm es schneit
– Leonard Blumfeld (Copyright 2007)
Übertragung einer englischen Version.
Ein Exemplar einer Gedichtform, die der Verfasser als sigh (Seufzer) bezeichnet und als deren Vorläufer er die pastorale Elegie ansieht.
und mein Tinnitus klingt
wie das Rauschen eines alten Fernsehgeräts
auf dessen Bildschirm es schneit
– Leonard Blumfeld (Copyright 2007)
Übertragung einer englischen Version.
Ein Exemplar einer Gedichtform, die der Verfasser als sigh (Seufzer) bezeichnet und als deren Vorläufer er die pastorale Elegie ansieht.
26.3.07
Welches Bild ist vor meinem Auge erschienen?
(Raag Multani, Nachmittag)
Eine deutsche Version eines englischen Fibonacci-Gedichts von Leonard Blumfeld. Mittlerweile hat er in seinem Blog mehrere Fibonaccis veröffentlicht, die sich von indischen Ragas für verschiedene Tageszeiten inspirieren ließen.
(Copyright Leonard Blumfeld 2007)
Was
für
ein Ich,
welches Ich
Bin ist im Auge
gewachsen, das in meines sah?
für
ein Ich,
welches Ich
Bin ist im Auge
gewachsen, das in meines sah?
Eine deutsche Version eines englischen Fibonacci-Gedichts von Leonard Blumfeld. Mittlerweile hat er in seinem Blog mehrere Fibonaccis veröffentlicht, die sich von indischen Ragas für verschiedene Tageszeiten inspirieren ließen.
(Copyright Leonard Blumfeld 2007)
25.3.07
Unbelievable Sir
Money's to be had at the drop of a hat, and spammers are quick to alert anyone to the fact. Today the alert came from Lionello Ramchandra, the best of at least two worlds, so to speak, who hails from laureanosioux@atlanta.com, adding yet other ethnic dimensions.
His heart-warming message:
His heart-warming message:
Unbelievable Sir
Home-owner,
You have been pre-approved for a Home Loan at a Fixed Rate.
This offer is being extended to you unconditionally and we will work with=
you regardless your credit
http://mortsakjekh.blogspot.com/
To take Advantage of this Limited Time opportunity all
we ask is that you visit our Website and complete
the 1 minute post Approval Form.
http://mortsakjailyuyu.blogspot.com/
Thank for reading.
Endorsement Assistant
http://mortsavinkily.blogspot.com/
My email wastes your time? Oops there
Nice afterthought, that "oops there".
Everybody please visit mortsavinkily.blogsopt.com and flag it.
Yours sincerely,
Unbelievable Sir Home-Owner
24.3.07
ABC-Nonsensgedicht
Achmed
brachte
Carmen
drei
Elefanten,
fand
gleich
hinter
ihnen
Jauche,
kletterte
langsam,
mühsam
nach
oben,
pausierte,
quatschte,
ratschte,
spähte,
tat
und
versank
wedelnd.
Xundheit,
Yvonne,
zum
Ärger
öder
Übel,
ßeiß
(drum).
brachte
Carmen
drei
Elefanten,
fand
gleich
hinter
ihnen
Jauche,
kletterte
langsam,
mühsam
nach
oben,
pausierte,
quatschte,
ratschte,
spähte,
tat
und
versank
wedelnd.
Xundheit,
Yvonne,
zum
Ärger
öder
Übel,
ßeiß
(drum).
– Jernst Andl (Copyright 2007)
23.3.07
Das Wort ist ein Fächer
Die Lyrikmail von heute brachte Goethe, und zwar etwas, das mich aus dem riesigen Goetheschen Werk anzublitzen scheint wie ein origineller kleiner Edelstein ...
– Johannes Wolfgang von Goethe
Wink
Und doch haben sie recht, die ich schelte:
Denn, daß ein Wort nicht einfach gelte,
Das müßte sich wohl von selbst verstehn.
Das Wort ist ein Fächer! Zwischen den Stäben
Blicken ein Paar schöne Augen hervor.
Der Fächer ist nur ein lieblicher Flor,
Er verdeckt mir zwar das Gesicht,
Aber das Mädchen verbirgt er nicht,
Weil das Schönste, was sie besitzt,
Das Auge, mir ins Auge blitzt.
– Johannes Wolfgang von Goethe
Subscribe to:
Posts (Atom)