24.4.07

Web Noise / Internetrauschen

Neues Spam-Phänomen?

Seit einigen Tagen bekomme ich Spam, der als Reportage über Terroranschläge oder dgl. daherkommt und zum Schluss auf eine Webseite verweist. Heute kam schon von
info_@presse.mdwp.de
das folgende Prachtstück kreativer, wenn auch grammatikalisch und stilistisch nicht ganz hasenreiner Prosa:

Die Berliner U-Bahn Mitarbeiter fanden die Reste eines unbekannten Flugkoerpers.
Interessant findet man auch die Ermittlung von moeglichen Gruenden des Unwohlseins einiger U-Bahn Angestellten. Nach etlichen Inspektionen wurde ein Fremdkoerper gefunden. Wie Wissenschaftler behaupten, koennte der Koerper so gross wie ein Bus sein. Es wurde auch vermutet, er haette seltsame Strahlen aussenden koennen und das wegen rund um dem Rumpf gebildeter "Totzone".
Naeheres dazu unter http://geocities.com/MarkabElsie7932

Die Webseite gibt es nicht. Normalerweise ist ja absolut davon abzuraten, auf Links zu klicken, die in Spam enthalten sind, doch schien mir diese Adresse beim Gratis-Hoster Geocities unverdächtig genug, um es zu auszuprobieren.

Möglicherweise hat Geocities bereits auf Spam-Complaints zu dieser Seite reagiert und sie entfernt.

Insgesamt frage ich mich aber, was diese Art von Spam eigentlich für Ziele verfolgt. Denkbar wären:
  • Stören einfach um des Störens willen. Daraus scheinen manche Leute eine ungeheure, wenn auch nicht auf Anhieb nachvollziehbare Befriedigung zu schöpfen.
  • Aufmerksamkeitshascherei. Das ist wie bei einem kleinen Kind, das ignoriert wird und sich deshalb durch Danebenbenimm Aufmerksamkeit erzwingt. Allerdings ist die Aufmerksamkeit in diesem Falle ausschließlich anonym. Das ist jammerschade!
  • Gekicher des Spammers hinter vorgehaltener Hand über den Ärger bzw. die Fragezeichen, den bzw. die seine "Messages" auslösen. Das könnte man in etwa vergleichen mit dem Kunstsammler, der sich an einem gestohlenen Gemälde befriedigt, das er in seinem Keller aufhängt und das niemand sonst zu sehen bekommen darf.
  • Web Noise / Internetrauschen. Sowas scheint es tatsächlich zu geben. Allerdings dürfte es wohl, im Gegensatz zum Rauschen beim Funkempfang, nicht durch beiläufige Störungen entstehen. Da braucht es schon einen realen menschlichen Anstoß.
Mit Sicherheit lässt sich nur eines sagen: dieses Phänomen wird – wie aller Spam – durch gestörtes Verhalten ausgelöst.

20.4.07

Confessions of a poetry machine killer

I killed a poetry machine

Oh what shall we do,
that thing it is dead –
a poetry machine,
the best ever had.

It mixed black with blue,
it strung a mean word,
it bounced on a hue,
flipped many a bird.

You fed it a coin,
its wheels would spin,
it spat out a poem
that made you grin.

It got better at it,
more perfect each day,
that’s when I'd had it
and blew it away.

The best thing to do
now that it’s in peace
is to leave it alone,
and all at its ease.

– iself (© 2007)

Inspired by Keith O’Connor’s I killed my poetry machine.

19.4.07

Frauen sind einfach heißblütiger

Ja, Frauen sind einfach heißblütiger als Männer.
Woran man das merkt?
Na, in den Filmen rennen sie immer nahezu unbekleidet herum (siehe Lara Croft, aber auch Xena usw.), selbst im tiefsten Winter, in Lawinen, Schnee und Eiszeiten, während sich ihre männlichen Kollegen immer zutiefst bedeckt halten.

18.4.07

One kind of fascination

One kind of rare
fascination

is the one
of older

poetic ladies
gone bonkers

on younger
male poets –

a mixture
of guruism,

strange new
world discovery,

near suicidal
admiration

and late
eroticism

(Written by iself thinking of Friederike Mayröcker and a certain younger neighborhood poet)

17.4.07

Erfolg als Melker und Trittbrettfahrer

In einem Anzeigenblatt stand es zu lesen:
Spring auf fahrende Züge hinauf,
um finanziell und egozentrisch zu genesen.
So ist der kommerziellen Dinge Lauf:
Imitation zählt zu den Wunderwesen.

Auch zahlt unter Umständen sich aus,
am Euter bekannter Kühe zu melken;
es kommt zwar dünne Milch heraus
und Blumen, die sofort verwelken,
doch springt dabei ein Reibach raus,
und der duftet weit besser als Nelken.

– Felix Morgenstern (© 2007)

Blumfelds Weisheit Nr. 6

Gibt's zu Spreu und Weizen wirklich Neues beizutragen?
Wenn ja, versucht Blumfeld es zu sagen:
Der Weizen wird oft erst sichtbar, wenn die Zeit die Spreu weggeweht hat.

– Leonard Blumfeld

Mit den Armen nackt wie ihr Gewissen

So richtig passend zu den knallig-sonnigen Frühlingstagen dieser so gar nicht aprilligen Aprilmitte ein Gedicht von Max Dauthendey (1867-1918):

Mit den Armen nackt wie ihr Gewissen

Mit den Armen nackt, wie ihr Gewissen,
Liegt die Liebste in den Kissen, in den weißen.
Frühling hat die Fenster aufgerissen,
Sonne rollt den Leib den frühlingsheißen.
Mit der Lust von schönen wilden Tieren
Kommt die Sonne breit auf allen Vieren,
Sonne hat für meine Liebste Zeit;
Wie die Katzen liegen sie beisammen,
Wie die Katzen, deren Haare Funken flammen.

Aus: Lusamgärtlein. Frühlingslieder aus Franken (1909).

Wieder mal verdankt Gregor Koalls Lyrikmail.

16.4.07

I wanna hold your hand / the Beatles Indian style

In den Tag hinein mit Poetron

Genügende Lichter

Gähnen und sprechen?
Lichter staunen
Sie gähnen - Oh fleißige Nacht...
Ach dünner Racker...
Lichter vermissen - Arbeitstier ist fleißig
Und Genügen
Sieh nur immerdar hübsch

Gedicht Nummer 2021692

15.4.07

Etwas verständlicher als Christian

Der große Lalula

Am frühen Morgen schon
erzeugt er manchen Ton,
der Lalu Lalu La

Zu Mittag beißt er
in ein Schnitzel
und erzählt dazu
saudumme Witzel,
der Lalu Lalu La

Und abends erst!
Da säuft er dumm
vor seinem nagelneuen
Flachfernseher rum,
der große, der erhabne
Lalula

– Felix Morgenstern (© 2007)

Anmerkung
Felix M. gibt spärlich an, ein entfernter Verwandter von Christian Morgenstern zu sein. Manchmal, schreibt er, greift er, von seinem Urahn inspiriert, zur reimenden Feder.

14.4.07

Werbespruch für einen Samstagmorgen

Zum Tagesbeginn den Sloganizer mit Material beschickt, das dem heutemorgigen Stand der Dinge da draußen entspricht und sich eher für ein Haiku eignen würde (Morgen / blau / scheinen).

Ergebnis:
Morgen - denn blaue Liebe scheint selten.

13.4.07

Spam, so wohlschmeckend wie die Ewigkeit!

Der Sloganizer, gefüttert mit Spam, wohlschmeckend und tun

Ein Schwesterprodukt von Poetron (siehe letzter Artikel) ist der Sloganizer, der auf die Werbebranche spezialisiert ist.

Schlangen und Erdbeeren | Poetron dichtet

Was auf Englisch geht, funktioniert selbstverständlich auch auf Deutsch. Vermutlich sogar besser! Also machte ich mich auf die Suche nach einer deutschen Gedichtmaschine und wurde bei Poetron fündig. Es folgen drei Gedichtvarianten, die mit dem gleichen Grundvokabular generiert wurden (Schlange / Erdbeeren / träumen / knackig):

Das Träumen der Erdbeeren

Erdbeeren würden führen.
Sie führen knackig und wütend.
Sie schreien dezent und zart.

Schlange, knackig bist auch du!

Doch was schreien, was träumen?
Die Mäuse:
Schreiende Erdbeeren!
Knackig führen die Erdbeeren,
knackig und zart.

(Gedicht Nummer 2020805)

~~~~~

Erdbeeren

Knackig niemals jedoch genial.
Sie träumen,
Sie hüpfen -
Und zeichnen den Umfang.
Ja knackige Erdbeeren!
Und Umfänge
Zu genial und Schlange ist schuld!

Gedicht Nummer 2020803

(Dass die Schlange schuld ist, geht ja ganz klar aus der Bibel hervor. Da freut diese dichterische Bestätigung!)

~~~~~

Kumpel

Es träumt der knackige Kumpel.
Träumen oder schwimmen?
Eine Antwort!
So denken die Erdbeeren.
Oh dieser Kumpel?
Kumpel in Ewigkeit!
Kumpel und du!

Gedicht Nummer 2020804

Izzy cowrites poem with Sylvia Plath

Round Cup's Round Cup

“I need my mornings and all the tree ducks shady;
I moan my gooses and all is dig again.
(I stay I need you up inside my flat.)

The slave go clawing out in thick and awesome,
And undeveloped morning ducks in:
“I need my trees and all the goose ducks shady;

I moaned that you diged me into flat
And stay me light, needed me quite shady.
(I stay I need you up inside my flat.)

April ducks from the slave, morning's trees moan:
Exit goose and Leo's flat:
“I need my trees and all the goose ducks shady;

I diged you'd stay the way you said,
But I need old and I duck your name.
(I stay I need you up inside my flat.)

I should have treed a goose instead;
At least when flat moans they dig back again.
“I need my trees and all the goose ducks shady;

(I stay I need you up inside my flat.)

– Izzy & Sylvia Plath

Note
This is a generated madlib poem (go get one for yourself here). It doesn't sound bad – well, Izzy tuned it about 7 times until she was halfway satisfied with it – and has only a few rough grammatical edges.

11.4.07

Der gelbe Hund

Der gelbe Hund ist einsam
Er heult seine Einsamkeit hinaus in die dunstige Nacht
In der blasse Sterne fröstelnd herabblicken

Der gelbe Hund ist einsam
Er sieht da einen roten Stern
Zu dem würde er gern hinauffliegen

Der gelbe Hund ist niemandes Hund
Er wurde in die Welt geworfen
Als Teil eines Wurfes kleiner Straßenköter

Der gelbe Hund kriegt dann und wann
Etwas ab aus einer Mülltonne
Etwas Weggeworfenes

Der gelbe Hund kriegt dann und wann
Eins übergebraten
Das heult er seinem roten Stern vor

Seinem roten Stern
In der Einsamkeit der dunstigen Nacht
In der blasse Sterne fröstelnd herabblicken

– Ricardo Mendoza O. (Copyright 2001)