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12.5.16

26.2.16

Oliverio Girondo, Städtische Erscheinung

Stieg er aus dem Untergrund auf?
Fiel er vom Himmel?
Er war umgeben von Lärm,
verwundet,
schwer verletzt,
unbeweglich,
schweigend,
in die Knie gegangen vor dem Abend,
vor dem Unausweichlichen,
die Adern haftend
am Grauen,
am Asphalt,
mit seinem gefallenen Scheitel,
mit seinen Heiligenaugen,
ganz, ganz nackt,
fast blau vor so viel Weiß.

Sie redeten von einem Pferd.
Ich glaube, es war ein Engel.

(Aparición urbana)

Aus dem Spanischen übersetzt von Johannes Beilharz. Das Original wurde 1942 in dem Gedichtband Persuasión de los días veröffentlicht.

Der Dichter Oliverio Girondo (1891 Buenos Aires – 1967 ebenda) gehörte, wie die meisten seiner großen argentinischen Zeitgenossen, in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts zum Kreis um die literarische Zeitschrift Martín Fierro – u.a. erschien dort sein surrealistisches Manifest – und blieb unter ihnen den Idealen der argentinischen Avantgarde am meisten treu. Seine Dichtung, die sich durch gewagte Tropen, seltsame Rhythmen, Sprachspielereien, Humor und Ironie auszeichnet, wurde als Abenteuer der Sprache beschrieben. Im Alltäglichen sah er eine bewundernswerte und bescheidene Manifestation des Absurden.

Internationale Lyrik in deutscher Übersetzung

7.7.15

V. R. Lang, Frank O'Hara, Gábor Gyukics, Pilar Rodríguez Aranda


Die neuesten Gedichtübersetzungen bei Cross Over im Feuilleton von FixPoetry.

FixPoetry wurde wegen mangelnder Finanzierung eingestellt. 

Die dort veröffentlichten Gedichtübersetzungen werden nach und nach wieder hier ins Internet gestellt.

Deutsche Übersetzungen vieler Gedichte aus unterschiedlichen Literaturen sind hier zu finden.

24.11.14

Cross Over - Weltgedichte in Übersetzung

Die neuesten Beiträge in Cross Over im Feuilleton von Fixpoetry:

Anuradha Majumdar (Indien) - Wachablösung: in Nachfolge Vyasas
Jeton Kelmendi (Kosovo) - Die Königin der Nacht
Max Jacob (Frankreich) - Einer meiner Tage
Gabriel Ferrater (Katalonien) - Ein unmäßiger Sonnenuntergang

Herausgeber: Johannes Beilharz


FixPoetry wurde wegen mangelnder Finanzierung eingestellt. 

Die dort veröffentlichten Gedichtübersetzungen werden nach und nach wieder hier ins Internet gestellt.

Deutsche Übersetzungen vieler Gedichte aus unterschiedlichen Literaturen sind hier zu finden.

6.1.14

The advantages of being a writer



I


You write
a house
and it’s there

You make it high
and square,
you place it
in Detroit

No, you move it
to Brooklyn

Realizing that
you have no
business there,
you move it
to Italy,
where you
currently are

You place
yourself in it,
you zoom in
one of it its
rooms

That’s
where
you are,

the creator
at work

II


You add
a desk, a screen,
a keyboard,

a computer,
a lamp,
the whirr of a
computer fan,
a rainy day
outside

and the spike
of an event –
the slamming
of a door
downstairs

III


The final act
is to erase
it all again

That’s
where
you are,

the destroyer
at work

IV


You check
the spelling

– Johannes Beilharz (© 2013)

Originally published in The Best of Mad Swirl : 06.22.13

The photo shows part of the location the poem focuses on.

14.12.13

Frank O'Hara: Der spröde Augenblick kommt


Der spröde Augenblick kommt
wenn du die letzten paar Trauben an dich drückst
und die Wolken mit deprimierender
Genauigkeit langsamer werden.

Ein Junge lässt seine Murmeln fallen
und plötzlich fällt die Oberfläche des Schwimmbeckens
in lärmendes Gelächter zusammen
Wir sehen aus wie tote Blätter.

Frank O’Hara (1926-1966)

Geschrieben 1954, ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz (© der Übersetzung Johannes Beilharz 2013)

Original The Brittle Moment Comes in: Frank O’Hara, Poems Retrieved, Grey Fox Press, Bolinas, 1977.

12.12.12

Richard Brautigan / Holz

Holz

Wir altern im Dunkeln wie Holz
und schauen zu, wie unsere Phantome ihre Kleider
aus Schindeln und Brettern wechseln –
für einen Zweck, der nur als Holz beschrieben werden kann.

Richard Brautigan (1935-1984)

Aus dem Amerikanischen übertragen von Johannes Beilharz (© 2012)

Weitere Gedichte von Richard Brautigan: Kritischer Dosenöffner

10.12.12

Richard Brautigan / Der alarmfarbene Schatten einer verschreckten Ameise

Der alarmfarbene Schatten einer verschreckten Ameise

Der alarmfarbene Schatten einer verschreckten Ameise will dein Freund sein, will alles wissen über deine Kindheit, will zusammen mit dir weinen, will bei dir einziehen und mit dir leben.

Richard Brautigan (1935-1984)

Aus dem Amerikanischen übertragen von Johannes Beilharz (© 2012)

Weitere Gedichte von Richard Brautigan: Kritischer Dosenöffner

5.12.12

Richard Brautigan / Restaurant


Restaurant

Zerbrechlich, verblassend, 37,
trägt ihren Ehering wie in Trance
und sieht vor sich hinab in eine leere Kaffeetasse,
als blicke sie in den Schlund eines toten Vogels.
Das Abendessen ist vorbei. Ihr Mann ist auf der Toilette.
Er wird bald zurückkommen, und dann ist sie dran
mit dem Gang zur Toilette.

Richard Brautigan (1935-1984)

Aus dem Amerikanischen übertragen von Johannes Beilharz (© 2012)

20.11.12

Thomas Bernhard / Psalm

Psalm

What I do is poorly done,
what I sing is badly sung,
therefore you have a right
to my hands
and to my voice.
I will work with all my strength.
The harvest shall be yours.
I will sing the song of peoples long gone.
I will sing my people.
I will love.
Even criminals!
Together with the criminals and the unprotected
I will found a new homeland –
Despite all this, what I do is poorly done,
what I sing is badly sung.
Therefore you have a right
to my hands
and to my voice.

Thomas Bernhard (1931-1989)

English Translation by Johannes Beilharz (© 2012)

Original found in Deutsche Lyrik / Gedichte seit 1945, edited by Horst Bingel, sonderreihe dtv, 1963. At the time this anthology was published, Thomas Bernhard had published three books and was not very well-known.

19.4.11

Rouge

She was a metaphor of rouge. Not only did she eat lots
of beets – “iron, you know” – but also felt like this
warm, creamy, beety mass: rouge. Rouge bra, rouge
stockings, rouge pubic hair, rouge curlers, rouge heart,
rouge lungs growing and deflating, rouge earlobes,
rouge soles – “pet me” – rouge milk, rouge Camaro, rouge
grass, rouge dogs, no rouge spiders, rouge smoky kiss
from rouge lips ...

– Johannes Beilharz (© 1981)

Posted for NaPoWriMo day 19. The task was “Pick a color – something you like, something important to you. Red, yellow, whatever. Now, write a poem that uses the color in every or nearly ever line: a hypnotic invocation of the color.” This made me immediately think of the above poem from way back when.

Made known to Writer's Island as usual. Three big cheers to Writer's Island for hosting NaPoWriMo.