Ein veristisches Gedicht*
Hier kommt nichts vor, das es nicht
in unmittelbarer Umgebung gibt.
Die Stimme des Pijushakanti Sarkar
aus Bengalen wird herbeigetragen
auf mp3 und Laptop. Eine elektrische
Lampe aus gebürstetem Edelstahl
mit Mattglasschirm steht unbeleuchtet
dabei. Die Leuchtkraft durch die Fenster
reicht trotz der gesättigten Grauheit
da draußen aus. Die Sonne
ist unsichtbar. Dank Wissenschaft
wissen wir jedoch, dass sie trotzdem
da ist. Stühlerücken unter mir,
Bewegungen, Gänge, Gespräch.
Nichts Unruhiges, die beiden Kinder
kreischen nicht, die Eltern schimpfen
nicht. Da draußen ist auch ein Nieseln,
in das ich in Kürze hinaus muss.
Hier kommt nichts vor, das es nicht
in unmittelbarer Umgebung gibt.
Alles ist eine Frage von Beziehungen,
des in Bezug Setzens. Oder auch nicht.
– Johannes Beilharz (© 2011)
*Veristische Gedichte (gemäß meiner Erfindung) bedienen sich ausschließlich bei dem in nächster Nähe Befindlichen. Sie sind darin Lebensmittelläden ähnlich, in denen nur Produkte aus der unmittelbaren Umgebung angeboten werden. Sie bedienen sich auch ein bisschen bei William Carlos Williams und dessen “No ideas but in things” (oder vielleicht auch bei den Meistern der Reluktanz, deren abgekürztes Diktum “No ideas” oder vielleicht gar “No idea” zu lauten scheint).
No comments:
Post a Comment