Goethe fühlt sich, nach Ausgrabung von Schillers Schädel zwanzig Jahre nach dessen Tod, bewegt zu dichten
Oh hohe Stirn, edler Gedanken Hort,
oh tiefe Augenhöhlen, die ihr einst geschaut,
oh Kieferknochen, der du nur so kurz gekaut:
oh hohe Backenknochen und so fort,
euch hab ich heut aus diesem Grab gehoben:
der Geist verbleibt, der Körper ist zerstoben.
– Johannes Beilharz (© 2003)
Anmerkung
Zu diesem Gedicht ließ ich mich 2003 hinreißen, als mir meine Tochter, die gerade zum Abitur “Kabale und Liebe” las, erzählte, dass Schiller, im Gegensatz zur geschönten öffentlichen Darstellung, nicht besonders gut aussah, und dass Goethe nach 20 Jahren den Schädel ausgraben ließ und ein Gedicht dazu machte.
Erinnert an diese Sache wurde ich neulich wieder durch einen Beitrag von Ursula Sautter im Time Magazine zum Thema: "Skull scratcher. Two centuries after a great German poet's death, a mystery over his remains is coming to a head".
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
18.9.07
4.9.07
Unter Buchen – ein Gedicht von Max Dauthendey
Im Buchenwald
Du gehst tief auf dem goldenen Grunde der Seen.
Lautlos steigen in Strahlen graue Korallen,
Fließen Phosphorfeuer von grünen Kristallen,
Sinken Perlen auf den braunwelken Grund.
Draußen von silbernen Sonnenufern
Neigen sich Glocken
Und locken mit blauen Kelchen
Die smaragdene Tiefe.
– Max Dauthendey (1867-1918)
Aus: Ultra-Violett (1893)
Diese kleine Perle deutscher Lyrik kam heute morgen mit der Lyrikmail. Als Bürger der Buchenwaldstadt Stuttgart fühlte ich mich natürlich sofort angesprochen.
Kann man den Buchenwald so erleben wie Dauthendey? Ich denke schon. Er hat ein visionäres Bild geschaffen, das den Buchenwald nicht beschreibt, sondern ihn durch eine erlebte magische Stimmung assoziativ wiedergibt.
Du gehst tief auf dem goldenen Grunde der Seen.
Lautlos steigen in Strahlen graue Korallen,
Fließen Phosphorfeuer von grünen Kristallen,
Sinken Perlen auf den braunwelken Grund.
Draußen von silbernen Sonnenufern
Neigen sich Glocken
Und locken mit blauen Kelchen
Die smaragdene Tiefe.
– Max Dauthendey (1867-1918)
Aus: Ultra-Violett (1893)
Diese kleine Perle deutscher Lyrik kam heute morgen mit der Lyrikmail. Als Bürger der Buchenwaldstadt Stuttgart fühlte ich mich natürlich sofort angesprochen.
Kann man den Buchenwald so erleben wie Dauthendey? Ich denke schon. Er hat ein visionäres Bild geschaffen, das den Buchenwald nicht beschreibt, sondern ihn durch eine erlebte magische Stimmung assoziativ wiedergibt.
28.8.07
Ulrike und das tröpfelnde Glas
Nahezu ein Poetron-Gedicht*
Übrige Schneen
Unter entbehrlicher Hose
saubere Körper und ein Rabe
Karierte Muskeln schmelzen so leis
Ulrike und das tröpfelnde Glas
– Poetron (Copyright 2007)
*Ein paar Wörter in den Poetron gefüttert, und fertig ist das Gedicht. Allerdings nicht immer grammatikalisch richtig. Die "Schneen" habe ich suggestiv stehen lassen.
Einladung an die Leserschaft:
Dieses wunderbare Werk darf gern interpretiert werden.
Übrige Schneen
Unter entbehrlicher Hose
saubere Körper und ein Rabe
Karierte Muskeln schmelzen so leis
Ulrike und das tröpfelnde Glas
– Poetron (Copyright 2007)
*Ein paar Wörter in den Poetron gefüttert, und fertig ist das Gedicht. Allerdings nicht immer grammatikalisch richtig. Die "Schneen" habe ich suggestiv stehen lassen.
Einladung an die Leserschaft:
Dieses wunderbare Werk darf gern interpretiert werden.
26.8.07
Der König von Bombarien
von Sukumar Ray
Bombarien, ein weit entlegenes asiatisches Reich,
ist wohlbekannt für manch eigenartigen Streich.
Dort beschenkt zum Beispiel der König die Damen
Mit Schokoladetafeln in güldenem Rahmen.
Die Königin, nur selten im Bette zu finden,
Lässt um den Hals das Kopfkissen sich binden.
Die Höflinge, so lautet mein Bericht,
Schlagen Räder wenn sie plaget die Gicht.
Des Königs Tantchen, ein alter Drachen,
Bringt mit dem Cricketschläger alle zum Lachen.
Ihr Gatte der Onkel tanzt allabendlich Salsa
Und trägt dazu bunte Girlanden aus Balsa.
Das alles, mag es auch seltsam anmuten,
Gehört in Bombarien zum Üblichen und Guten.
– Deutsche Übertragung von Johannes Beilharz
Übersetzt aus der englischen Fassung ("The King of Bombaria", siehe The Verse Marauder), die von Sukumar Rays Sohn, dem berühmtem Filmregisseur und Autor Satyajit Ray, stammt.
Sukumar Ray (1887-1923) ist der Lewis Carroll oder Christian Morgenstern der bengalischen Literatur.
Bombarien, ein weit entlegenes asiatisches Reich,
ist wohlbekannt für manch eigenartigen Streich.
Dort beschenkt zum Beispiel der König die Damen
Mit Schokoladetafeln in güldenem Rahmen.
Die Königin, nur selten im Bette zu finden,
Lässt um den Hals das Kopfkissen sich binden.
Die Höflinge, so lautet mein Bericht,
Schlagen Räder wenn sie plaget die Gicht.
Des Königs Tantchen, ein alter Drachen,
Bringt mit dem Cricketschläger alle zum Lachen.
Ihr Gatte der Onkel tanzt allabendlich Salsa
Und trägt dazu bunte Girlanden aus Balsa.
Das alles, mag es auch seltsam anmuten,
Gehört in Bombarien zum Üblichen und Guten.
– Deutsche Übertragung von Johannes Beilharz
Übersetzt aus der englischen Fassung ("The King of Bombaria", siehe The Verse Marauder), die von Sukumar Rays Sohn, dem berühmtem Filmregisseur und Autor Satyajit Ray, stammt.
Sukumar Ray (1887-1923) ist der Lewis Carroll oder Christian Morgenstern der bengalischen Literatur.
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Lyrik,
Nonsens,
Sukumar Ray,
translation,
Übersetzung
24.8.07
Absturz in fernem Land mit Friederike Mayröcker
DU BIST EIN FERNES LAND
gern schrieb ich dir unter den Bäumen
du bist ein fernes Land
mit wem hast du dich geküszt?
du bist ein fernes Land
der Mond ist über den Bäumen
o mein geliebtes Land
die Tage werden still
– Friederike Mayröcker
(Im Internet gefunden bei Deutsche Liebeslyrik; die Wiedergabe ohne Nachfrage zum Zwecke dieser Glosse sei mir bitte verziehen.)
Bei dieser in unseren Landen seit langer Zeit vielerseits hochgeschätzten Dichterin habe ich mich schon einige Male (und bisher klammheimlich) gefragt, ob das gesamte Service im Kabinetterl vorhanden ist.
Assoziative Lyrik ist eine Sache, Zusammenreihungen poetischer Versatzstücke eine andere.
Die letzte Zeile des Gedichts schlägt alles. Nach diesem frühzeitigen Absturz verbleibt das Mayröckersche ferne Land so fern mir wie eh und je.
Aber vielleicht wurde ich ja nur noch nicht von der richtigen Muse geküszt.
Geküszt wurde Friederike Mayröcker von zahlreichen Buchveröffentlichungen aus allerbestem Hause, siehe z.B. Amazon.
gern schrieb ich dir unter den Bäumen
du bist ein fernes Land
mit wem hast du dich geküszt?
du bist ein fernes Land
der Mond ist über den Bäumen
o mein geliebtes Land
die Tage werden still
– Friederike Mayröcker
(Im Internet gefunden bei Deutsche Liebeslyrik; die Wiedergabe ohne Nachfrage zum Zwecke dieser Glosse sei mir bitte verziehen.)
Bei dieser in unseren Landen seit langer Zeit vielerseits hochgeschätzten Dichterin habe ich mich schon einige Male (und bisher klammheimlich) gefragt, ob das gesamte Service im Kabinetterl vorhanden ist.
Assoziative Lyrik ist eine Sache, Zusammenreihungen poetischer Versatzstücke eine andere.
Die letzte Zeile des Gedichts schlägt alles. Nach diesem frühzeitigen Absturz verbleibt das Mayröckersche ferne Land so fern mir wie eh und je.
Aber vielleicht wurde ich ja nur noch nicht von der richtigen Muse geküszt.
Geküszt wurde Friederike Mayröcker von zahlreichen Buchveröffentlichungen aus allerbestem Hause, siehe z.B. Amazon.
9.8.07
Themenausstellung "Schaf" in Markgröningen
Themenausstellung
„Schaf“
Einladung zur Vernissage
So. 12. August 2007
11.30 Uhr
Wettegasse 7
Markgröningen
„Schaf“
Einladung zur Vernissage
So. 12. August 2007
11.30 Uhr
Wettegasse 7
Markgröningen
Ausstellende Künstler:
Wilhelm Schall
Anita Fried
Renate Hild
Margreet Huisman
Ulla Frenger
Margarete Steinmaier
Monika Wolf
Tille Beurer
Johannes Beilharz
Claus Staudt
Peter Hilsenbek
Musik an der Vernissage:
Uwe Sternberg, Gitarre
Galerie am Wettebrunnen
www.galerie-am-wettebrunnen.de
info@galerie-am-wettebrunnen.de
Telefon: 07145/9327993
Fax: 07145/900078
Wilhelm Schall
Anita Fried
Renate Hild
Margreet Huisman
Ulla Frenger
Margarete Steinmaier
Monika Wolf
Tille Beurer
Johannes Beilharz
Claus Staudt
Peter Hilsenbek
Musik an der Vernissage:
Uwe Sternberg, Gitarre
Galerie am Wettebrunnen
www.galerie-am-wettebrunnen.de
info@galerie-am-wettebrunnen.de
Telefon: 07145/9327993
Fax: 07145/900078
6.8.07
Semantic hotline experience
I called the agent with my problem, who told me I needed to talk to the editor. The editor told me that he was not the person in charge, and to please hold for the adaptationer. The adaptationer referred me to the arranger, who said to get in touch with the issuer, who passed me on to the originator. The originator transferred me to the processor, who was neither authorized nor willing to deal with my issue. By this time I had been on the phone for 1 hour and 55 minutes including the time I had been listening to upbeat muzak and please hold the line messages. Oh what to do!
Title explained
The synonyms this account toys with are the result of a leo.org search for the German term “Bearbeiter” – in other words, they are a semantic field.
– Leonard Blumfeld
Title explained
The synonyms this account toys with are the result of a leo.org search for the German term “Bearbeiter” – in other words, they are a semantic field.
– Leonard Blumfeld
30.7.07
Weerth lässt Kirche und Gott vernichten
Herüber zog eine schwarze Nacht
Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz; zerdrückt den Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen -
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe -
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe:
"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf mir verdorben.
Ach Mutter, mir träumte, soeben wär'
Der liebe Herr Gott gestorben."
– Georg Weerth (1822-1856)
Nachbemerkung
Hier, so könnte man sagen, wird das Kind gleich mit dem Bad ausgeschüttet ... wenn die Kirche zu Bruch geht, stirbt damit auch Gott, scheint uns Weerth sagen zu wollen. Allerdings kann man auch konstatieren, dass in der Menschheitsgeschichte schon viele Kirchen (sprich: Religionen) verschwunden sind, ohne dass dies dem Gottesgedanken Abbruch getan hätte.
Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz; zerdrückt den Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen -
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe -
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe:
"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf mir verdorben.
Ach Mutter, mir träumte, soeben wär'
Der liebe Herr Gott gestorben."
– Georg Weerth (1822-1856)
Nachbemerkung
Hier, so könnte man sagen, wird das Kind gleich mit dem Bad ausgeschüttet ... wenn die Kirche zu Bruch geht, stirbt damit auch Gott, scheint uns Weerth sagen zu wollen. Allerdings kann man auch konstatieren, dass in der Menschheitsgeschichte schon viele Kirchen (sprich: Religionen) verschwunden sind, ohne dass dies dem Gottesgedanken Abbruch getan hätte.
25.7.07
Viel Geplauster um wen?
Bonnet
Wolken erheben sich nie bis zur Stirn dieses heiligen Greises,
Und in Aurorens Gestalt winkt ihm der lächelnde Tod.
So wie der Hirt auf den Alpen in sonniger Heitre den Donner
Hört aus umnachtetem Thal, hört er der Leidenschaft Sturm.
– Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Jeder hat Lücken in seinem Wissen. Heute entdeckte ich mal wieder eine, indem ich beim Lesen dieses Gedichtes nicht einmal den Schimmer einer Ahnung hatte, auf wen es sich beziehen könnte.
Wen würde man heute noch als "heiligen Greis" bezeichnen? Selbst im 18./19. Jahrhundert, als das wohl noch eher üblich war, muss es sich um ein größeres Kaliber gehandelt haben.
Also in der Wikipedia unter "Bonnet" gesucht ... und vermutlich fündig geworden. Es dürfte sich um den Schweizer Naturwissenschaftler und Philosophen Charles Bonnet (1720-1793) handeln.
Über den Autor dieser Hommage steht, ebenfalls in der Wikipedia:
Wolken erheben sich nie bis zur Stirn dieses heiligen Greises,
Und in Aurorens Gestalt winkt ihm der lächelnde Tod.
So wie der Hirt auf den Alpen in sonniger Heitre den Donner
Hört aus umnachtetem Thal, hört er der Leidenschaft Sturm.
– Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Jeder hat Lücken in seinem Wissen. Heute entdeckte ich mal wieder eine, indem ich beim Lesen dieses Gedichtes nicht einmal den Schimmer einer Ahnung hatte, auf wen es sich beziehen könnte.
Wen würde man heute noch als "heiligen Greis" bezeichnen? Selbst im 18./19. Jahrhundert, als das wohl noch eher üblich war, muss es sich um ein größeres Kaliber gehandelt haben.
Also in der Wikipedia unter "Bonnet" gesucht ... und vermutlich fündig geworden. Es dürfte sich um den Schweizer Naturwissenschaftler und Philosophen Charles Bonnet (1720-1793) handeln.
Über den Autor dieser Hommage steht, ebenfalls in der Wikipedia:
M. wurde von seinen Zeitgenossen, u. A. auch von Friedrich Schiller, hoch geschätzt, nach seinem Tode aber vergessen.Ob allerdings das obige Gedicht, das heute als Lyrikmail anlangte, geeignet ist, diesen Dichter zu entstauben, wage ich zu bezweifeln. Leider macht selbst die liebliche Aurora aus diesem Thale der Vergangenheit mit seinen poetischen Gemeinplätzen keinen Ort, der zu weiteren Besuchen einlädt.
20.7.07
Lyrik-Bestseller
Klingt wie ein Paradox, gibt's aber anscheinend doch, wie ich heute beim Blogstöbern las.
Zunächst blätterte ich ein bisschen im Glarean-Magazin, dessen Herausgeber Walter Eigenmann vor ein paar Tagen per E-Mail Beiträge angefragt hatte, und stieß dort auf den hochbrisant klingenden Text Auf dem Weg zum guten Gedicht, in dem verschiedene Empfehlungen zum richtigen Reimen und – für die weniger Begabten – auch zum richtigen freien Dichten abgegeben werden. So steht da zum Beispiel ebenso gegen Regelwidrigkeit warnend wie klipp und klar, "Viele heutige Dichter versuchen alle Regeln des Dichtens dadurch zu umgehen, dass sie frei dichten." Es ist schon ein schweres Vergehen mit der regelwidrigen Dichterei!
Geschrieben wurde der Artikel von einer Vera Simon, über die am Ende des Artikels zu lesen war:
Veröffentlichung verschiedener Lyrik- und Geschenkbuch-Bestseller
Kaum zu fassen! Also nichts wie hin zum ebenfalls hinterlegten Link zur Homepage der Autorin. Dort finden sich etliche Leseproben. Auf der Seite Die Autorin ist unter anderem zu lesen:
Es gibt also doch noch Hoffnung für uns Dichter. Wir müssen uns halt endlich an die richtigen Regeln halten...
Die Gedichtbände von Vera Simon sind im Buchhandel erhältlich, siehe z.B. Amazon.
Zunächst blätterte ich ein bisschen im Glarean-Magazin, dessen Herausgeber Walter Eigenmann vor ein paar Tagen per E-Mail Beiträge angefragt hatte, und stieß dort auf den hochbrisant klingenden Text Auf dem Weg zum guten Gedicht, in dem verschiedene Empfehlungen zum richtigen Reimen und – für die weniger Begabten – auch zum richtigen freien Dichten abgegeben werden. So steht da zum Beispiel ebenso gegen Regelwidrigkeit warnend wie klipp und klar, "Viele heutige Dichter versuchen alle Regeln des Dichtens dadurch zu umgehen, dass sie frei dichten." Es ist schon ein schweres Vergehen mit der regelwidrigen Dichterei!
Geschrieben wurde der Artikel von einer Vera Simon, über die am Ende des Artikels zu lesen war:
Veröffentlichung verschiedener Lyrik- und Geschenkbuch-Bestseller
Kaum zu fassen! Also nichts wie hin zum ebenfalls hinterlegten Link zur Homepage der Autorin. Dort finden sich etliche Leseproben. Auf der Seite Die Autorin ist unter anderem zu lesen:
... mein erstes Geschenkbuch ("Was ich an dir mag") wurde ein voller Erfolg und so bekam ich einen Auftrag nach dem anderen. Mein Bestseller "Ich liebe dich noch immer" hat längst die 150.000er Auflage hinter sich ...
Es gibt also doch noch Hoffnung für uns Dichter. Wir müssen uns halt endlich an die richtigen Regeln halten...
Die Gedichtbände von Vera Simon sind im Buchhandel erhältlich, siehe z.B. Amazon.
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Humor,
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Liebesgedichte,
Literatur,
Lyrik,
Satire
19.7.07
Snail survival stratagem
The snail
with its stalked eye
spied a boot
which was walking by.
“Oh no,” he thought (or she),
“this big loud thing
is bound to bring
death or misery!
Down with my eyes!
What I can’t see
will never do
any harm to me.”
Narrow escape
and lesson learned:
If you close your eyes
you won’t get burned!
– Felix Morgenstern (© 2007)
Product liability disclaimer
Successful application cannot always be guaranteed.
with its stalked eye
spied a boot
which was walking by.
“Oh no,” he thought (or she),
“this big loud thing
is bound to bring
death or misery!
Down with my eyes!
What I can’t see
will never do
any harm to me.”
Narrow escape
and lesson learned:
If you close your eyes
you won’t get burned!
– Felix Morgenstern (© 2007)
Product liability disclaimer
Successful application cannot always be guaranteed.
18.7.07
Ringelnatz on silence
Silence
There are some people who bow
To those given to extended silence
With a serious brow.
And then there are those who resent
Contemporaries with a silent bent.
All in all, noone should confuse
Silence with a statement that is of much use.
– Johannes Beilharz
An attempted English paraphrase of the following poem by Joachim Ringelnatz (1883-1934):
Schweigen
Manche Leute verneigen
Sich gerne vor Leuten, die ernsten Gesichts
Langdauernd schweigen.
Manche Leute neigen
Dazu, zu grollen, wenn andere schweigen.
Schonet das Schweigen! Es sagt doch nichts.
There are some people who bow
To those given to extended silence
With a serious brow.
And then there are those who resent
Contemporaries with a silent bent.
All in all, noone should confuse
Silence with a statement that is of much use.
– Johannes Beilharz
An attempted English paraphrase of the following poem by Joachim Ringelnatz (1883-1934):
Schweigen
Manche Leute verneigen
Sich gerne vor Leuten, die ernsten Gesichts
Langdauernd schweigen.
Manche Leute neigen
Dazu, zu grollen, wenn andere schweigen.
Schonet das Schweigen! Es sagt doch nichts.
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Übersetzung
17.7.07
Etwas von Richard Brautigan
Sitkomma und Creeleykomma
Es ist Frühling und die Nonne,
wie ein schwarzer Frosch,
baut ihre Dachpappenhütte
unten am See.
Wie schön sie ist
(und aussieht), umgeben
von ihren Dachpapperollen.
Sie kennen ihren Namen,
sie sprechen ihn aus.
Richard Brautigan (Sit Comma and Creeley Comma aus The Pill Versus the Springhill Mine Disaster, 1968, übertragen von Johannes Beilharz)
Über den Autor
Richard Brautigan (1935-1984) war ein amerikanischer Autor, der in seinem Heimatland zunächst mit Gedichten (!) und dann mit Romanen wie Trout Fishing in America und In Watermelon Sugar Kultstatus erlangte. Mit einer Mischung aus Witz, Skurrilem und Antikultur traf er eine Zeitlang den Atem der Zeit und eine breite "alternative" Leserschaft. In der Literaturlandschaft dürfte er eine der wenigen Ausnahmeerscheinungen sein, die mit Gedichtbänden hohe Auflagen erreichten.
Link
Kritischer Dosenöffner und weitere Gedichte von Richard Brautigan in deutscher Übersetzung
Es ist Frühling und die Nonne,
wie ein schwarzer Frosch,
baut ihre Dachpappenhütte
unten am See.
Wie schön sie ist
(und aussieht), umgeben
von ihren Dachpapperollen.
Sie kennen ihren Namen,
sie sprechen ihn aus.
Richard Brautigan (Sit Comma and Creeley Comma aus The Pill Versus the Springhill Mine Disaster, 1968, übertragen von Johannes Beilharz)
Über den Autor
Richard Brautigan (1935-1984) war ein amerikanischer Autor, der in seinem Heimatland zunächst mit Gedichten (!) und dann mit Romanen wie Trout Fishing in America und In Watermelon Sugar Kultstatus erlangte. Mit einer Mischung aus Witz, Skurrilem und Antikultur traf er eine Zeitlang den Atem der Zeit und eine breite "alternative" Leserschaft. In der Literaturlandschaft dürfte er eine der wenigen Ausnahmeerscheinungen sein, die mit Gedichtbänden hohe Auflagen erreichten.
Link
Kritischer Dosenöffner und weitere Gedichte von Richard Brautigan in deutscher Übersetzung
16.7.07
Robert Frost: The Road Not Taken / Der andere Weg
The Road Not Taken
Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveller, long I stood
And looked down one as far as l could
To where it bent in the undergrowth;
Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,
And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.
I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less travelled by,
And that has made all the difference.
– Robert Frost
Der andere Weg
Ein Weg trennte sich im herbstlichen Wald
In zwei, doch ich war leider allein.
Als zaudernder Wand'rer sah ich kalt
Dem einen nach bis dort, wo er bald
Sich krümmte ins Gehölz hinein;
Dann sah ich den And'ren, genauso fein,
Und hatte vielleicht das bessere Ziel,
Da sein Gras wollte begangen sein;
Obgleich, und das galt für mich allein,
Entweiht hätt' ich beide ebensoviel.
Beide an jenem Morgen gleich lagen
Ohne Spuren, von Blättern belegt.
Oh, ich schenkte den Ersten späteren Tagen!
Weg führt zu Weg, so wollt' ich's wagen,
Auch wenn's mich hierher nie wieder verschlägt.
Ich werde ergriffen Dir davon singen
In fernen Jahrzehnten als mein Lied:
Am Scheideweg nach kurzem Ringen,
Nahm ich den Stilleren unter die Schwingen,
Und das war der große Unterschied.
– Übersetzung von Peter Morisse (2001)
Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveller, long I stood
And looked down one as far as l could
To where it bent in the undergrowth;
Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,
And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.
I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less travelled by,
And that has made all the difference.
– Robert Frost
Der andere Weg
Ein Weg trennte sich im herbstlichen Wald
In zwei, doch ich war leider allein.
Als zaudernder Wand'rer sah ich kalt
Dem einen nach bis dort, wo er bald
Sich krümmte ins Gehölz hinein;
Dann sah ich den And'ren, genauso fein,
Und hatte vielleicht das bessere Ziel,
Da sein Gras wollte begangen sein;
Obgleich, und das galt für mich allein,
Entweiht hätt' ich beide ebensoviel.
Beide an jenem Morgen gleich lagen
Ohne Spuren, von Blättern belegt.
Oh, ich schenkte den Ersten späteren Tagen!
Weg führt zu Weg, so wollt' ich's wagen,
Auch wenn's mich hierher nie wieder verschlägt.
Ich werde ergriffen Dir davon singen
In fernen Jahrzehnten als mein Lied:
Am Scheideweg nach kurzem Ringen,
Nahm ich den Stilleren unter die Schwingen,
Und das war der große Unterschied.
– Übersetzung von Peter Morisse (2001)
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translation,
Übersetzung
Morgenstern zoology
The wingambat
The wingambat haunteth
through weerowarowood,
the ruby fingoor taunteth,
and cruelly laughs the drood.
– Christian Morgenstern (1871-1914), translated by Johannes Beilharz (*1956)
Note
This is a translation of Morgenstern's "Der Flügelflagel" (see preceding post).
The wingambat haunteth
through weerowarowood,
the ruby fingoor taunteth,
and cruelly laughs the drood.
– Christian Morgenstern (1871-1914), translated by Johannes Beilharz (*1956)
Note
This is a translation of Morgenstern's "Der Flügelflagel" (see preceding post).
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