A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
17.12.08
16.11.08
Maria Luise Weissmann: Karneval des Unbeschwingten
Karneval des Unbeschwingten
Ach, ich war mir ganz entlaufen,
Tanzte fremd im fremden Land
Und sie wollten mich schon taufen:
Einer doch den Namen fand,
Der mich rief, wie sie mich nannten
Damals, einst, vor langer Zeit...
Und ich wußte: sie erkannten
Unter dem gemalten Kleid
Doch den Fremdling, der verblieben,
Nun sich selber unbekannt.
Sein verstoßnes Herz zu lieben
Stand er rot an einer Wand.
– Maria Luise Weissmann (1899-1929)
Ein suggestives und rätselhaftes Gedicht einer Autorin, von der ich anlässlich dieses Gedichts zum ersten Mal hörte. Weiteres bei wortblume.de.
Ach, ich war mir ganz entlaufen,
Tanzte fremd im fremden Land
Und sie wollten mich schon taufen:
Einer doch den Namen fand,
Der mich rief, wie sie mich nannten
Damals, einst, vor langer Zeit...
Und ich wußte: sie erkannten
Unter dem gemalten Kleid
Doch den Fremdling, der verblieben,
Nun sich selber unbekannt.
Sein verstoßnes Herz zu lieben
Stand er rot an einer Wand.
– Maria Luise Weissmann (1899-1929)
Ein suggestives und rätselhaftes Gedicht einer Autorin, von der ich anlässlich dieses Gedichts zum ersten Mal hörte. Weiteres bei wortblume.de.
End Game
This ultrashort play by James Steerforth makes use of certain themes in Samuel Beckett’s well-known play ‘Fin de partie’ (1956), the English title of which is Endgame, for its own, hopefully somewhat amusing purposes.
The Pocket Play Series No. 1. 2007, paperback, 8 pages, $9.34, $5.00 (download). Published with Lulu. Can be ordered directly from the publisher.
The Pocket Play Series No. 1. 2007, paperback, 8 pages, $9.34, $5.00 (download). Published with Lulu. Can be ordered directly from the publisher.
21.10.08
Spamutations
In my effort to trace the latest trends and fashions in spam, I've collected a few of the messages that have come in during the last month or so.
Many of them do not seem to have any purpose at all (except to possibly annoy) because they neither advertise a product nor contain any clickable links.
Here are some shining examples:
From ner-maps-forum@maps.org:
Here's what arrived today, with the subject "Dont be left behind because of bad health":
Urgent question of the night.
That one came from my dear concerned but, alas, unknown friend Ephrayim Gordon at chriscasey03@goliat.com.
An urgent question of whatever indeed!
Many of them do not seem to have any purpose at all (except to possibly annoy) because they neither advertise a product nor contain any clickable links.
Here are some shining examples:
From ner-maps-forum@maps.org:
kirkFrom part1.07050000.05040004@rivieramaya-today.com:
dirk lucky
bobFrom jackflash4x@northstate.net:
wei-ning havivah
ritaFrom heathiaarethan3os@ms18.hinet.net:
elvira dan
hokFrom herbert.b.knight.51@alum.dartmouth.org:
harkin gino
evieNice collections of names, I must admit. Perhaps I should continue collecting these spams and some day put together a book of first name suggestions for parents to be.
olaf chance
Here's what arrived today, with the subject "Dont be left behind because of bad health":
Urgent question of the night.
That one came from my dear concerned but, alas, unknown friend Ephrayim Gordon at chriscasey03@goliat.com.
An urgent question of whatever indeed!
17.10.08
Was krekkt da so durch's Reimgeflikke?
Der kekke Lachgekk koaxet / krekkt und quakkt /
Des Krippels Krükkenstokk krokkt / grakkelt / humpt und zakkt /
Des Gukkuks Gukken trotzt dem Frosch und auch die Krükke.
Was knikkt und knakkt noch mehr? kurtz hier mein Reimgeflikke.
– Johann Klaj (1616-1656)
Ein Reimgeflicke von Christian Morgensterns barockem Uronkel. Lag heute Morgen in der Lyrikmail. Es ist immer wieder erstaunlich, was Gregor Koall für seine täglichen Gedichtsendungen entdeckt.
Des Krippels Krükkenstokk krokkt / grakkelt / humpt und zakkt /
Des Gukkuks Gukken trotzt dem Frosch und auch die Krükke.
Was knikkt und knakkt noch mehr? kurtz hier mein Reimgeflikke.
– Johann Klaj (1616-1656)
Ein Reimgeflicke von Christian Morgensterns barockem Uronkel. Lag heute Morgen in der Lyrikmail. Es ist immer wieder erstaunlich, was Gregor Koall für seine täglichen Gedichtsendungen entdeckt.
14.10.08
Max Dauthendey: Vollmond
Vollmond
Gelbes Eis
Und grüne Nebel.
Kranke Kallablüten leuchten.
Von den bleichen Bechern rinnet
Goldnes Öl in sanften Strömen.
Warmer Moder,
Nackte Schädel.
Über weiße Marmorwüsten
Fliehen lautlos
Schwarze Schwäne.
– Max Dauthendey (1867-1918)
Schon eine eigenartige Vollmondstimmung, die Dauthendey da einfängt. Aber sehr bildhaft und durchaus plausibel.
Gelbes Eis
Und grüne Nebel.
Kranke Kallablüten leuchten.
Von den bleichen Bechern rinnet
Goldnes Öl in sanften Strömen.
Warmer Moder,
Nackte Schädel.
Über weiße Marmorwüsten
Fliehen lautlos
Schwarze Schwäne.
– Max Dauthendey (1867-1918)
Schon eine eigenartige Vollmondstimmung, die Dauthendey da einfängt. Aber sehr bildhaft und durchaus plausibel.
28.9.08
Rainer Maria Rilke: Archaic Torso of Apollo
Archaic Torso of Apollo
We did not know his head of such unheard-of fame
wherein the orbéd eyes matured. Even so,
his torso, candelabrum-like, still is aglow,
and there his gazing, merely set low-flame,
persists and glitters. For otherwise the incurvation
of the chest could never so bedazzle you, nor indeed,
could from the loins’ soft turning a smile proceed
to that midpoint which once bore procreation.
Otherwise this stone tortured and squat would stand
beneath the shoulders’ lucent sweep, and
would not shimmer like a coat of sable;
nor would it burst forth from all its margins, rife
with the light of stars: for there is not one site unable
to perceive you. You have to change your life.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan. Translation copyright © 2008 by Thomas Geydan, published here with the translator’s kind permission.
Also in Thomas Geydan's translation: Spanish Dancer
An interesting link about translating Rilke ("Rilke translation has become an industry...")
We did not know his head of such unheard-of fame
wherein the orbéd eyes matured. Even so,
his torso, candelabrum-like, still is aglow,
and there his gazing, merely set low-flame,
persists and glitters. For otherwise the incurvation
of the chest could never so bedazzle you, nor indeed,
could from the loins’ soft turning a smile proceed
to that midpoint which once bore procreation.
Otherwise this stone tortured and squat would stand
beneath the shoulders’ lucent sweep, and
would not shimmer like a coat of sable;
nor would it burst forth from all its margins, rife
with the light of stars: for there is not one site unable
to perceive you. You have to change your life.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan. Translation copyright © 2008 by Thomas Geydan, published here with the translator’s kind permission.
Also in Thomas Geydan's translation: Spanish Dancer
An interesting link about translating Rilke ("Rilke translation has become an industry...")
Richard Dehmel: Die Schaukel
Die Schaukel
Auf meiner Schaukel in die Höh,
was kann es Schöneres geben!
So hoch, so weit! Die ganze Chaussee
und alle Häuser schweben.
Weit über die Gärten hoch, juchhee,
ich lasse mich fliegen, fliegen;
und alles sieht man, Wald und See,
ganz anders stehn und liegen.
Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?
Im Himmel! ich glaube, ich falle!
Das tut so tief, so süß dann weh,
und die Bäume verbeugen sich alle.
Und immer wieder in die Höh,
und der Himmel kommt immer näher;
und immer süßer tut es weh -
der Himmel wird immer höher.
– Richard Dehmel (1863-1920)
Eine sehr sinnennahe Beschreibung des Schaukelns – ich glaubte, ich säße selbst auf einer dieser altbewährten Konstruktionen aus Brett und Seil.
Auf meiner Schaukel in die Höh,
was kann es Schöneres geben!
So hoch, so weit! Die ganze Chaussee
und alle Häuser schweben.
Weit über die Gärten hoch, juchhee,
ich lasse mich fliegen, fliegen;
und alles sieht man, Wald und See,
ganz anders stehn und liegen.
Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?
Im Himmel! ich glaube, ich falle!
Das tut so tief, so süß dann weh,
und die Bäume verbeugen sich alle.
Und immer wieder in die Höh,
und der Himmel kommt immer näher;
und immer süßer tut es weh -
der Himmel wird immer höher.
– Richard Dehmel (1863-1920)
Eine sehr sinnennahe Beschreibung des Schaukelns – ich glaubte, ich säße selbst auf einer dieser altbewährten Konstruktionen aus Brett und Seil.
24.9.08
Eigentlich
wollte ich etwas schreiben
über gerade erfundene Gedanken
zu den potenziellen
Nahrungsmittelselektionsgebräuchen
einer in Klagenfurt geborenen
neueren Dichterin im Vergleich
zu meinen eigenen, kam dann
aber zur schlagenden Erkenntnis,
dass das nichts geworden wäre als
ein bisschen Lärm um nichts
– Iself (© 2008)
Geschrieben in Antwort auf genau das, als Bloßlegung eines “Missstandes”.
über gerade erfundene Gedanken
zu den potenziellen
Nahrungsmittelselektionsgebräuchen
einer in Klagenfurt geborenen
neueren Dichterin im Vergleich
zu meinen eigenen, kam dann
aber zur schlagenden Erkenntnis,
dass das nichts geworden wäre als
ein bisschen Lärm um nichts
– Iself (© 2008)
Geschrieben in Antwort auf genau das, als Bloßlegung eines “Missstandes”.
28.8.08
Rainer Maria Rilke: Spanish Dancer
Spanish Dancer
As a struck match, before becoming flame, white
flickering tongues in all directions sends,
so, bystanders looking on, unfolds her dance: bright,
hot and hurried, a circular rite,
pulsating with passion, and intense.
And suddenly it is fully aflare.
With just a glance she lights her hair,
and then, with daring art, turns her entire
dress into this flaming ball of fire,
from which, each like a startled snake,
her naked arms dart, rattling and awake.
Then, deeming too close the lambent heat,
she gathers all of if it together and flings it to her feet
with an imperious gesture, haughtily gazing.
There it lies on the floor, enraged and blazing,
and burning still, refusing to retire.
But, confident of victory, her smile assured and sweet,
she lifts her face as if in greeting to the fire,
and stamps it out with solid little feet.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan, published here by kind permission of the translator. Copyright by Thomas Geydan.
As a struck match, before becoming flame, white
flickering tongues in all directions sends,
so, bystanders looking on, unfolds her dance: bright,
hot and hurried, a circular rite,
pulsating with passion, and intense.
And suddenly it is fully aflare.
With just a glance she lights her hair,
and then, with daring art, turns her entire
dress into this flaming ball of fire,
from which, each like a startled snake,
her naked arms dart, rattling and awake.
Then, deeming too close the lambent heat,
she gathers all of if it together and flings it to her feet
with an imperious gesture, haughtily gazing.
There it lies on the floor, enraged and blazing,
and burning still, refusing to retire.
But, confident of victory, her smile assured and sweet,
she lifts her face as if in greeting to the fire,
and stamps it out with solid little feet.
– Rainer Maria Rilke
Translated by Thomas Geydan, published here by kind permission of the translator. Copyright by Thomas Geydan.
30.7.08
Poetische Moden
Kurze Beispiele verschiedener Poetik-Schreibweisen
1. Fußgängermodus
Ein Auto fuhr zügig auf der Autobahn dahin
2. Aufgepeppter Fußgängermodus
Ein Benz bretterte auf der A81
3. Verfremdeter Fußgängermodus
Aus dem rechten Augenwinkel sprang ein Mercedes mit abgedunkeltem Fahrer heran
4. Abgehobener Modus
In einem Zustand zwischen Ekstase und Muskelkrampf
5. Metaphysischer Modus
Unsägliche Leidenschaft auf rasender Fläche
6. Freewheeling-Modus mit kaum mehr wahrnehmbaren Objekten
Roter M., du fährst so stulle
Längere Gedichte zur Illustration dieser und anderer Modi sind willkommen.
1. Fußgängermodus
Ein Auto fuhr zügig auf der Autobahn dahin
2. Aufgepeppter Fußgängermodus
Ein Benz bretterte auf der A81
3. Verfremdeter Fußgängermodus
Aus dem rechten Augenwinkel sprang ein Mercedes mit abgedunkeltem Fahrer heran
4. Abgehobener Modus
In einem Zustand zwischen Ekstase und Muskelkrampf
5. Metaphysischer Modus
Unsägliche Leidenschaft auf rasender Fläche
6. Freewheeling-Modus mit kaum mehr wahrnehmbaren Objekten
Roter M., du fährst so stulle
Längere Gedichte zur Illustration dieser und anderer Modi sind willkommen.
24.7.08
Nach einer Modeschau
Nach einer Jungen Mode-/Poetikschau
wurden auf der Autobahn von Berlin
auswärts ein paar Bretter gefunden.
Habe ich das in der Zeitung gelesen,
geträumt oder nur verwandelt?
Jedenfalls ging's auch noch um eine
Richterin, die darin verwickelt war.
Ein roter Seat mit Kennzeichen GP,
zu spät gekommen, spielte auch
eine Rolle, sowie vier Stanzen,
in einer Reihe angeordnet und
krachend taktisch produzierend.
– Iself
wurden auf der Autobahn von Berlin
auswärts ein paar Bretter gefunden.
Habe ich das in der Zeitung gelesen,
geträumt oder nur verwandelt?
Jedenfalls ging's auch noch um eine
Richterin, die darin verwickelt war.
Ein roter Seat mit Kennzeichen GP,
zu spät gekommen, spielte auch
eine Rolle, sowie vier Stanzen,
in einer Reihe angeordnet und
krachend taktisch produzierend.
– Iself
23.7.08
Aus dem Nichts
... ohne was sagen zu wollen
Dabei doch ein Drängen, etwas zu sagen
aus nicht näher spezifizierten Gründen
Eine chemische Sprachübung – die
Ingredienzen müssen passen –
es sollte nichts überschäumen,
explodieren –
oder doch?
– Iself
Dabei doch ein Drängen, etwas zu sagen
aus nicht näher spezifizierten Gründen
Eine chemische Sprachübung – die
Ingredienzen müssen passen –
es sollte nichts überschäumen,
explodieren –
oder doch?
– Iself
6.7.08
Robert Graves / Sie spricht zu ihrem Schatz
Sie spricht zu ihrem Schatz
Sie spricht zu ihrem Schatz noch halb im Schlaf,
In dunkler Stunde,
Im Flüstern halber Worte:
Die Erde rührt sich in ihrem Winterschlaf,
Lässt Gras und Blumen sprießen
Unter Schnee,
Unter fallendem Schnee.
– Robert Graves (1895-1985)
Ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz, der dazu schreibt:
Dieses Gedicht (hier das Original) schlummerte seit Juni 2006 auf meinem Computer, wo ich es wohl mit der Absicht einer Übertragung gespeichert hatte. Heute, mitten im Sommer, stolperte ich auf der Suche nach etwas anderem darüber und fühlte mich trotz falscher Jahreszeit beschwingt, die Übersetzung anzugehen.
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Robert Graves
She Tells Her Love
She tells her love while half asleep,
In the dark hours,
With half-words whispered low:
As Earth stirs in her winter sleep
And puts out grass and flowers
Despite the snow,
Despite the falling snow.
– Robert Graves (1895-1985)
A poem by one of the grand old men of British 20th century poetry, perhaps now remembered not so much for his poetry but his historical novel I, Claudius about the Roman emperor.
In the dark hours,
With half-words whispered low:
As Earth stirs in her winter sleep
And puts out grass and flowers
Despite the snow,
Despite the falling snow.
– Robert Graves (1895-1985)
A poem by one of the grand old men of British 20th century poetry, perhaps now remembered not so much for his poetry but his historical novel I, Claudius about the Roman emperor.
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