He spent too much time mourning what could have been and questioning what should be.- Chimamanda Ngozi Adichie (found in the novel Americanah)
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
29.3.19
Mourning and questioning
11.1.19
Alles, was fliegt...
8.1.19
Übersetzungen in Arbeit
Sie werden irgendwann in nächster Zeit hier und anderswo auftauchen.
29.1.18
Zum Tode von Nicanor Parra
Zu Ehren des am 23.1.2018 im Alter von 103 Jahren verstorbenen Antidichters Nicanor Parra erschien im Feuilleton von Fixpoetry das Gedicht Me retracto de todo lo dicho und dessen Übersetzung Ich nehme alles Gesagte zurück (übertragen von Johannes Beilharz). Inzwischen ist Fixpoetry nicht mehr aktiv, so dass Übersetzung und Original hier wiedergegeben werden.
Nicanor Parra
Ich nehme alles Gesagte zurück
Bevor ich
mich verabschiede
Habe ich ein Recht auf einen letzten Wunsch:
Großzügiger Leser
verbrenne
dieses Buch
Es enthält nicht das was ich sagen wollte
Obwohl es mit Blut geschrieben wurde
Enthält es nicht das was ich sagen wollte.
Meine Lage
könnte nicht trauriger sein
Ich wurde von meinem eigenen Schatten besiegt:
Die Worte rächten sich an mir.
Vergib mir
Leser
Freundschaftlicher Leser
Daß ich nicht mit einer treuen Umarmung
Von dir Abschied nehmen kann:
Ich verabschiede mich von dir
Mit einem traurigen gezwungenen Lächeln.
Vielleicht
bin ich nicht mehr als das
Aber höre dir meine letzten Worte an:
Ich nehme alles Gesagte zurück.
Mit der größten Bitterkeit der Welt
Nehme ich alles Gesagte zurück.
Aus dem Spanischen übertragen von Johannes Beilharz.
Pianosolo und weitere Gedichte in deutscher Übersetzung von Nicanor Parra sind hier zu finden.
Me
retracto de todo lo dicho
Antes de despedirme
Tengo derecho a un último deseo:
Generoso lector
quema
este libro
No representa lo que quise decir
A pesar de que fue escrito con sangre
No representa lo que quise decir.
Mi situación no puede ser más triste
Fui derrotado por mi propia sombra:
Las palabras se vengaron de mí.
Perdóname lector
Amistoso lector
Que no me pueda despedir de ti
Con un abrazo fiel:
Me despido de ti
Con una triste sonrisa forzada.
Puede que yo no sea más que eso
Pero oye mi última palabra:
Me retracto de todo lo dicho.
Con la mayor amargura del mundo
Me retracto de todo lo dicho.
Aus: Nicanor
Parra, Ejercicios respiratorios (1964-1966)
The future haiku
pix of cats and dogs – what will
I click in future?
– Iself (© 2018)
So I’ve been clicking on little hearts or thumbs up under pictures of domestic animals. Mind you, I only started doing this with the advent of Facebook, tumblr, etc. Makes me feel part of mainstream or something like that. I guess!
Before that people had to walk around with their animals to get appreciation. Progress!
At least people still seem to have real cats, dogs, canaries, rabbits, rats and mice.
But, like any fad or fashion, this is bound to blow over sooner or later. Or to get replaced by more advanced technology.
Looking forward to it. Or rather not?
13.10.17
Poetic bullshit paraphrased
Occasionally, some backtalk
From the mute sky,
– Sylvia Plath (from Collected Poems; “Black Rook in Rainy Weather”)
So what’s the goddamn sky supposed to do about the dim-witted desires of a pretentious poet?
19.9.17
Three American* sentences
II. It’s all being memorized in some superordinate universal poetry bank.
III. Goodbye Three Word Wednesday – you’ve been good.
– Iself (© 2017)
Note
Written as the goodbye contribution to 3WW, which stopped at week no. 538. A long run by any Internet standard! The last three words were goodbye, memorize and haphazard.
*The form was called American Sentence by Allen Ginsberg, its inventor. However, neither am I American nor does the form itself strike me as being necessarily and restrictively American.
17.9.17
Zum Tode von John Ashbery
Zu Ehren des am 3.9.2017 verstorbenen großen amerikanischen Dichters John Asbhery erschien im Feuilleton von Fixpoetry das Gedicht Five Pedantic Pieces in Übersetzung von Johannes Beilharz und Originaltext. Da es Fixpoetry inzwischen nicht mehr gibt, wird die Übersetzung hier wiedergegeben.
John Ashbery
Fünf pedantische Stücke
Eine Idee, die ich hatte und über die ich redete,
Wurde zu den Dingen, die ich tue.
Das Gedicht dieser Dinge nimmt sie auseinander,
Und ich zittere. Karger Winter, weniger verwundbar
Als der entleerte Sommer, die Nester der Worte.
Einige Stämme glauben, daß der Geist
Den abgeschnittenen Hand- und Zehennägeln innewohnt.
Sie sammeln ihre Toten eilig ein,
Bei Sonnenuntergang. Und dies wird
Einst ein vergessener Tag von vor drei Jahren sein:
Erstaunlicher Beweis für das Licht nach dem Tode.
Ein anderer Mensch. Die gelbe Backsteinmauer
Den ganzen Nachmittag über tiefer, stumpfer
Und eine Walzer singende Stimme, sentimentalen
Krimskrams fabrizierend -- Chaos, das er aushecken würde.
Und das kleine Hotel sah ordentlich aus
Und gut beleuchtet, im Dunkeln, auf dem flachen
Strand hinter den Brechern, steif, harmlos.
Und dich überrascht es, daß so etwas nicht sehr
Stabiles stehen bleibt, gefangen in unserem Mummenschanz.
Five Pedantic Pieces
(aus: John Ashbery, As We Know, 1979)
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Johannes Beilharz
15.5.17
Paul Eluard: Ich liebe dich
Ich liebe dich für alle Frauen, die ich nicht gekannt habe
Ich liebe dich für alle Zeiten, die ich nicht gelebt habe
Für den Geruch des weiten Meers und den Geruch des warmen Brots
Für den schmelzenden Schnee, für die ersten Blumen
Für die unschuldigen Tiere, die der Mensch nicht erschreckt
Ich liebe dich um zu lieben
Ich liebe dich für alle Frauen, die ich nicht liebe
Wer spiegelt mich besser als du, ich sehe mich so wenig
Ohne dich sehe ich nichts als eine wüste Weite
Zwischen einst und heute
Da sind alle diese Tode, die ich auf Stroh überwand
Ich konnte die Mauer meines Spiegels nicht durchbrechen
Ich musste das Leben Wort für Wort erlernen
Wie man vergisst
Ich liebe dich für die Klugheit, die nicht meine ist
Für die Gesundheit
Ich liebe dich gegen alles, was nur Illusion ist
Für dieses unsterbliche Herz, das nicht mir gehört
Du glaubst Zweifel zu sein und bist doch nur Vernunft
Du bist die große Sonne, die mir in den Kopf steigt
Wenn ich mir meiner sicher bin.
– Paul Eluard
(Übersetzung aus dem Französischen von Johannes Beilharz. Die Vorlage stammt aus Le phénix, 1951)
19.10.16
A near-miss haiku
only to find out, once I got there, that it was closed.
Well hell, I thought, that saved me some money
coz I’s about to buy me some clothes.
That’s what I call a close call
and less wear on the clothesline.
Written upon instigation by BlogFriday – seeking submissions for the word ‘closed.’ This haiku with its syllabic structure of 11 / 13 / 10 / 9 / 7 / 7 is not the only thing that’s a amiss here. Or a close call.
– Iself
Written in a not so sincere writing mood years ago and kept in drafts. Now it finally gets to see the bright lights of the web. Ooey!
18.10.16
Ken Smith, Paul Eluard, Joseph Campbell
Gedichtübersetzungen bei Cross Over im Feuilleton von FixPoetry.
Die Rubrik wurde herausgegeben und übersetzt von Johannes Beilharz.
Das hermetische Haiku
viermal verschlossen – Gefühl,
Gehör, Klang, Ort.
– Iself (© 2016)
Anmerkung
So ziemlich symptomatisch für das Schweigen dieses Blogs in den letzten Monaten.
4.7.16
Zu Ehren von Yves Bonnefoy
Das Gedicht Delphes du second jour in deutscher Übersetzung von Johannes Beilharz zu Ehren des am 1. Juli 2016 verstorbenen französischen Dichters Yves Bonnefoy erschien ursprünglich bei FixPoetry, das es inzwischen leider nicht mehr gibt..
Yves Bonnefoy
Delphi, zweiter Tag
Hier willigt die ängstliche Stimme ein,
Den
einfachen Stein zu lieben,
Die
Bodenplatten, die die Zeit unterwirft und erlöst,
Den
Olivenbaum, dessen Kraft den Geschmack trockenen Steins hat.
Die
Schritte an ihrem wahren Ort. Die ängstliche Stimme
Glücklich
unter den Felsen der Stille,
Und
das Unendliche, das unbestimmte Responsorium
Von
Kuhglocken, Ufer oder Tod. Kein Erschrecken
Vor
deinem hellen Abgrund, Delphi am zweiten Tag.
(Delphes du second jour)
Aus dem Französischen von Johannes Beilharz. Das Original stammt aus: Yves Bonnefoy, Hier régnant désert, 1959.
Zu Ehren von Yves Bonnefoy, geboren am 24. Juni 1923 und verstorben am 1. Juli 2016.
12.5.16
Ein Haiku von Hiroshi Taniuchi
vergessen, dann wird sie
das Jetzt.
– Hiroshi Taniuchi
(ins Deutsche übersetzt von Johannes Beilharz)