8.5.20

Minimale Philosophie

Filosofia minimale

Io butto
tutto

– Iself (© 2020)

Dies ist in diesem schönen sonnenverwöhnten Lande (wie auch anderswo) leider Gottes eine Philosophie, die viele Anhänger hat.

Zur Verdeutlichung für die der italienischen Sprache nicht mächtige Leserschaft hier auch gleich eine deutsche Version:

Minimale Philosophie

Auch ohne Sinn und Zweck:
ich schmeiße einfach alles weg

– Iself (© 2020)

Dancing


Ben Miller (DI Richard Poole) and Sara Martins (Camille Bordey) dancing in a scene from Death in Paradise (series 1, 2011)

7.5.20

Ezra Pound - Alba


Alba

Kühl wie die bleichen nassen Blätter
                                              des Maiglöckchens
Lag sie in der Morgendämmerung an meiner Seite

Translated by Johannes Beilharz (© 2020)

Note on this translation
There is a previous translation by Eva Hesse that is quoted on the Internet. She translated the word leaves as Blüten (blossoms, flowers). It seems unlikely that Ezra Pound did not know the difference between leaves and flowers, i.e. he did not require correction in German. Granted, white (the color of the flowers of lily of the valley) is paler than green (the color of the leaves), but the shape of the leaves (longish and flared) is more like the body of a woman than the flowers, which are bell-shaped (hence the German name Maiglöckchen) and round. Unless Pound really found a whitish, bell-shaped round woman by his side on that poetic morning...

– Johannes Beilharz

14.11.19

Peggy Guggenheim about Dorothea Tanning

Max Ernst and Dorothea Tanning (1948, photo by Robert Bruce Inverarity)

Based on what she writes in her memoir, Out of This Century (1979), Peggy Guggenheim did not appreciate Dorothea Tanning very much. This might be partially due to the fact that Tanning and Guggenheim’s husband at the time, German artist Max Ernst, were having an affair.

Guggenheim writes: “I made Max work hard for this show. He had to go around to all the women, choose their paintings and carry them in the car to the gallery. He adored this, as he loved women, and some of them were very attractive. He was always interested in women who painted. There was one called Dorothea Tanning, a pretty girl from the Middle West. She was pretentious, boring, stupid, vulgar and dressed in the worst possible taste, but was quite talented and imitated Max’s painting, which flattered him immensely. She was so much on the make and pushed so hard that it was embarrassing.”

Guggenheim and Ernst eventually divorced, and he and Tanning got married in 1946 in a double ceremony with Man Ray and Juliet Browner.

The above quote is from page 233f. of Out of this Century (Anchor Books, 1980).

30.8.19

Spätsommer in Rom

Weiterhin schwere
drückende heiße Luft auf
den Schultern der Stadt

– Iself (© 2019)

Ein Haiku, das die aktualle Wettersituation in Rom akkurat beschreibt.

2.7.19

Haiku

Hallo, hier kommt ein 
sinnentbehrendes Gedicht 
japanischer Art.

– Iself (© 2019)

Anmerkung
Damit unterscheidet es sich nicht groß von zahlreichen anderen Gedichten.

29.3.19

W. S. Merwin – Es ist März

Es ist März

Es ist März und schwarzer Staub fällt aus den Büchern
Bald werde ich weg sein
Der große Geist der hier gelebt hat
Ist schon gegangen
Auf den Alleen liegt der farblose Faden unter
Alten Preisen

Wenn du zurückschaust ist da immer die Vergangenheit
Selbst wenn sie verschwunden ist
Aber wenn du nach vorne schaust
Mit deinen schmutzigen Knöcheln und dem flügellosen
Vogel auf der Schulter
Was kannst du da schreiben?

Die Bitterkeit steigt in den alten Minen immer noch hoch
Die Faust kommt aus dem Ei
Die Thermometer aus den Mündern der Leichen

In einer bestimmten Höhe
Sind die Schwänze der Drachen einen Augenblick lang
Von Fußschritten bedeckt

Was immer ich zu tun habe hat noch nicht begonnen

(It Is March, 1964)

Deutsche Übertragung von Johannes Beilharz zu Ehren des amerikanischen Dichters W. S. Merwin, am 15.3.2019 im Alter von 91 Jahren verstorben.

Mourning and questioning

He spent too much time mourning what could have been and questioning what should be.
- Chimamanda Ngozi Adichie (found in the novel Americanah

11.1.19

Alles, was fliegt...

Alles, was fliegt / Herabfällt und blutet
Was wie Schutt klingt / Was weh tut und nicht leckt
Was unter Blut lacht
Sie, die meine Leere spannt / Was sie mir vorlügt, wenn sie vorbeikommt
Das ganze Gesicht
Die ganze gesunde Ladung bricht die Seele
Die Verborgene singt Monate / Was hochmütig gurrt
Was saugt und tötet
Was die Küsse raucht
Zunge und Brand spaltet
Ausspuckt und liebt
Oder unter der Hand Klagen ausheckt
Alles was läuft / Und träumt / Schreib und lies nicht
All der Schmerz und die Begierden
Den ganzen Morgen und ein Blinzeln zur Unzeit
Aus dem Bett verschüttet
In Angst und Lächeln / Geflügelte Körper zur Seite
Unter der betrunkenen Dürre ein halbes Jahr
Fachwerk / Ära ohne Reisende
Die ganze Stimme jetzt
An der Wand wartend
Das Tote, das weggeht
Mit ausgefranstem Schicksal.

– Chema Abuelayonki


Aus dem Spanischen übersetzt von Johannes Beilharz mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Über den Autor
José María Moreno Ibarra, Pseudonym Chema Abuelayonki, geb. 1989 in Mexiko-Stadt. Veröffentlicht sein Werk im LETRAPAQ-Format, mit Recycling-Materialien oder obsoleten Objekten erstellte Autorenbücher. Seit 2012 ist er Mitglied der Festivalgruppe 100.000 Poets for Change (100TPC), die in der Gemeinde Naucalpan de Juárez Lyrik-Events und Workshops veranstaltet. Zusammen mit Alejandro Jacome leitet er derzeit den unabhängigen Verlag Cebollas Agrias, dessen Aufgabe es ist, alle zu veröffentlichen, die daran interessiert sind, ihr Werk, sei es visuelle oder geschriebene Kunst, zu teilen.

Spanisches Original:

Todo lo que vuela…

Todo lo que vuela / Cae y sangra
Lo que suena de escombro / Que hiere la y no lame
Lo que se ríe entre sangre
La que tiende mi vacío / De la que se miente cuando llega
Toda la cara
Toda la sana carga quiebra alma
La oculta canta meses / Que arrulla soberbio
Lo que mama y mata
Que fuma los besos
Agrieta lengua e incendio
Escupe y ama
O urde llantos bajo la mano
Todo lo que camina / Y sueña / Escribe y no lees
Todo el dolor y las ganas
Toda la mañana y un parpadeo a destiempo
Fuera de la cama derramada
Dentro del miedo y sonriendo / Al lado cuerpos alados
Bajo la sequía ebria medio año
Entramado / Era* sin viajera
Toda la voz ahora
Contra la pared esperando
Lo muerto que anda
Con el destino deshilado.

8.1.19

Übersetzungen in Arbeit

Bevor sich hier die Todesstille voll verbreitet ... ich arbeite schon seit längerer Zeit an Übersetzungen von Gedichten mehrerer Autoren aus dem Englisch und Spanischen.

Sie werden irgendwann in nächster Zeit hier und anderswo auftauchen.

29.1.18

Zum Tode von Nicanor Parra


Zu Ehren des am 23.1.2018 im Alter von 103 Jahren verstorbenen Antidichters Nicanor Parra erschien im Feuilleton von Fixpoetry das Gedicht Me retracto de todo lo dicho und dessen Übersetzung Ich nehme alles Gesagte zurück (übertragen von Johannes Beilharz). Inzwischen ist Fixpoetry nicht mehr aktiv, so dass Übersetzung und Original hier wiedergegeben werden.

Nicanor Parra

Ich nehme alles Gesagte zurück

Bevor ich mich verabschiede
Habe ich ein Recht auf einen letzten Wunsch:
Großzügiger Leser
                   verbrenne dieses Buch
Es enthält nicht das was ich sagen wollte
Obwohl es mit Blut geschrieben wurde
Enthält es nicht das was ich sagen wollte.

Meine Lage könnte nicht trauriger sein
Ich wurde von meinem eigenen Schatten besiegt:
Die Worte rächten sich an mir.

Vergib mir Leser
Freundschaftlicher Leser
Daß ich nicht mit einer treuen Umarmung
Von dir Abschied nehmen kann:
Ich verabschiede mich von dir
Mit einem traurigen gezwungenen Lächeln.

Vielleicht bin ich nicht mehr als das
Aber höre dir meine letzten Worte an:
Ich nehme alles Gesagte zurück.
Mit der größten Bitterkeit der Welt
Nehme ich alles Gesagte zurück.

Aus dem Spanischen übertragen von Johannes Beilharz.

Pianosolo und weitere Gedichte in deutscher Übersetzung von Nicanor Parra sind hier zu finden.


Me retracto de todo lo dicho

Antes de despedirme
Tengo derecho a un último deseo:
Generoso lector
                quema este libro
No representa lo que quise decir
A pesar de que fue escrito con sangre
No representa lo que quise decir.

Mi situación no puede ser más triste
Fui derrotado por mi propia sombra:
Las palabras se vengaron de mí.

Perdóname lector
Amistoso lector
Que no me pueda despedir de ti
Con un abrazo fiel:
Me despido de ti
Con una triste sonrisa forzada.

Puede que yo no sea más que eso
Pero oye mi última palabra:
Me retracto de todo lo dicho.
Con la mayor amargura del mundo
Me retracto de todo lo dicho.

Aus: Nicanor Parra, Ejercicios respiratorios (1964-1966)

The future haiku

I started liking 
pix of cats and dogs – what will 
I click in future?

– Iself (© 2018)

So I’ve been clicking on little hearts or thumbs up under pictures of domestic animals. Mind you, I only started doing this with the advent of Facebook, tumblr, etc. Makes me feel part of mainstream or something like that. I guess!

Before that people had to walk around with their animals to get appreciation. Progress!

At least people still seem to have real cats, dogs, canaries, rabbits, rats and mice.

But, like any fad or fashion, this is bound to blow over sooner or later. Or to get replaced by more advanced technology.

Looking forward to it. Or rather not?

13.10.17

Poetic bullshit paraphrased

I desire,
Occasionally, some backtalk
From the mute sky,
– Sylvia Plath (from Collected Poems; “Black Rook in Rainy Weather”)

So what’s the goddamn sky supposed to do about the dim-witted desires of a pretentious poet?

19.9.17

Three American* sentences

I. None of it has been haphazard – nothing ever is in this universe.

II. It’s all being memorized in some superordinate universal poetry bank.

III. Goodbye Three Word Wednesday – you’ve been good.

– Iself (© 2017)

Note
Written as the goodbye contribution to 3WW, which stopped at week no. 538. A long run by any Internet standard! The  last three words were goodbye, memorize and haphazard.

*The form was called American Sentence by Allen Ginsberg, its inventor. However, neither am I American nor does the form itself strike me as being necessarily and restrictively American.

Hyperbolic definition of social networks

Idiocy gone viral.