20.2.08

Free from compositional rhetoric


Triadic Memories by Morton Feldman, played by Roger Woodward to abstract expressionist art and French and English spoken gibberish.

Ouw-oo!

"Let me down, let me down!"

"Yahoo! Dumped you in the croop you dirty breek!"

– Iself

Note
Reading about the composer Morton Feldman that he "began graphic works, with open pitch and rhythm, and music 'free from a compositional rhetoric' in early '50s," I decided to write poetry following the same principles. This is the first example of a poem that is free from compositional rhetoric. It is also quite obvious that its pitch and rhythm are open.

Retroactively attributed to Sunday Scribblings #107 – Compose.

Ein Gedicht der dritten Generation

Alpines Einfaltslied

Zithern schnaufen
in den Röcken

Traute Rauferei
an den Füßen
der Flüsse

Wo das Wetter
verschworen

Kuhglocken

(Iself nach Norbert C. Kaser – Original – und Achim Wagner – 2. Generation)

17.2.08

Illusion


Tier & Baum by Johannes Beilharz
Acrylic on paper, 2007

Is it an illusion, or is there something in there ... an animal, a tree?

Posted in response to Inspire Me Thursday's request – "Think magic… optical illusions… mimes… or any other visual trickery that inspires you."

14.2.08

Kristina schätzt die Seele des Mannes

Zuvor war es Maria, nun ist es Kristina, die unter Millionen von unangefordert angeschriebenen Männern, mit denen sie viele gemeinsame Interessen und Hobbys hat, den ihres Lebens (?) zu finden hofft. Ein Bildchen ist auch gleich dabei (siehe unten). Hier nun ihre Worte, die dem sterilen Deutschen neues Leben bezüglich Grammatik, Rechtschreibung und Formulierung einhauchen:

Hallo!
Mein Name ist Kristina Ich hab' mich vor kurzem in diesem Website regestriert, um einen Mann fuer gute Beziehungen kennenzulehrnen.
Ich hab' ihres Info-Profil aufmerksam gelesen, und meine, dass Sie sehr interessanter Mann sind.

Ich hab' gewagt Ihnen zu schreiben, um Ihnen kennenzulehrnen. Ich hoffe, dass Sie mir antworten?))
Ich finde, dass wir viele gemeinsame Interessen und Hobbys haben. Die Schoenheit des Mannes ist fuer mich nichtwichtig.
Ich schaetze die Seele des Mannes, seine Meinung auf Leben, Lebensprioritaeten.
Ich hab zu viel im Leben gesehen und kann meinen Mann gluecklich machen. Ich weiss nicht, ob Sie mir antworten oder nicht! Warum wuerden wir nicht reskieren? Nicht wahr? Ich denke, dass wir alle Chance benutzen muessen, um unseres Glueck zu finden. Das Leben ist zu kurz, um nur dafuer zu leben, dass nachzudenken und zu traemen.
Ich will nicht zu vielueber mich jetzt schreiben. Ich erzaehle kurz, wer ich bin. Ich arbeite, um bequem zu leben. Ich hab' eine akademische Bildung, und ich bin ziemlich intelegent. Es fehlt mir nur an einen Lieblingsmann.
Ich hab' viele Interessen - Musik, Lesen, Buecher, Computer, Filmkunst, Unterhaltung, Sport und viele anderen Sachen, die meines Leben wunderbar machen. Ich mag attraktive Kleidung und Sachen.
Ich kann nicht sagen, dass ich viele Freunden und Freundinnen von mir habe. Ich kenne viele Leute und ich bin sehr kritisch fuer Kommilitonnen.
Freund von mir ist ein Mensch, der alle Schwirigkeiten mit mir ueberlebt. Ich bin gluecklich, dass ich solche guten Kommilitonnen hab'. Ich bin sehr kontaktfreudig, deswegen hab' ich viele Bekannten, mit dennen ich gute Beziehungen hab'. Meine Freunden sagen, dass ich ein huebsches, gutes, charmantes und geselliges Maedchen bin. Es waere alles) Jetzt entscheiden Sie, ob Sie mir schreiben oder nicht) Aber: Schreiben Sie mir bitte meine e-mail: angkristideu@gmail.com

Folgendes wäre noch anzufügen: Kristinas E-Mail kam gar nicht von ihr, sondern von einer Rena Huyhn mit der Adresse tvtdhqi@bmasf.com, und war auch gar nicht an mich adressiert. Da kommt doch auf Anhieb eine Menge Vertrauen zur potenziellen zukünftigen Lebenspartnerin auf!

12.2.08

Der Ton des Tages

Langsame stunden überm fluss

Langsame stunden überm fluss -
Die welle zischt wie im verdruss
Da von dem feuchten wind gefrischt
Ein schein bald blendet bald verwischt.

Wir standen hand in hand am strand
Da sah sie ähren in dem sand -
Sie trat hinzu und brach davon
Und fand auf diesen tag den ton:

Beginnend klang er hell und leicht
Wie von dem ziel das wir erreicht -
Dann ward er dumpfer als sie sang
Vom fernen glück - wie bang! wie lang!

Stefan George (1868-1933)

5.2.08

Auf der Achterbahn

... er welkt, er welkt schon ohne dich
und findet nicht den Weg
- Marjana Gaponenko

Der Weg führt über die Brücke,
dann im Bogen in die Niederung,
ins Tal, den Bach entlang.

Du kommst zur Brücke, schaust
hoch und siehst da einen,
der dich an dich erinnert.

– Johannes Beilharz (© 2008)

GROSSES BÖSES HAIKU

Das GROSSE BÖSE Haiku
macht Hackfleisch aus den
kleinen Geschwistern.

– Johannes Beilharz (© 2008)

Große böse und weit mehr kleine niedliche Haiku sind im Buchhandel oder Online-Buchhandel, wie z.B. Amazon, zu Hauf erhältlich.

31.1.08

BIG BAD HAIKU

This is a BIG BAD haiku,
making mince meat
of its smaller siblings.

– Johannes Beilharz (© 2008)

26.1.08

Unvergängliches von Otto Julius Bierbaum

Ich ... war ... einmal

Oft weiß ich ganz genau: Ich ... war ... einmal;
Ich habe schon einmal all dies gesehn;
Der Baum vor meinem Fenster rauschte mir
Ganz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;
All dieser Schmerz, all diese Lust ist nur
Ein Nochmals, Immerwieder, Spiegelung
Durch Raum und Zeit. - Wie sonderbar das ist:
Ein Fließen, Sinken, Untertauchen und
Ein neu Empor im gleichen Strome: Ich
Und immer wieder ich: Ich ... war ... einmal.

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

25.1.08

Das Perlhuhn


Das Perlhuhn

Das Perlhuhn zählt: eins, zwei, drei, vier ...
Was zählt es wohl, das gute Tier,
dort unter den dunklen Erlen?

Es zählt, von Wissensdrang gejückt,
(die es sowohl wie uns entzückt):
die Anzahl seiner Perlen.

– Christian Morgenstern (1871-1914)

Bedauernde Schlussbemerkung
Leider habe ich für dieses Gedicht kein Foto mit dunklen Erlen im Hintegrund finden können. Das wird mich wohl eine Weile jücken.

Eine englische Übersetzung befindet sich hier.

Gedichte und sonstige Werke von Christian Morgenstern sind in zahlreichen Ausgaben im Buchhandel und Online-Buchhandel, z.B. Amazon, erhältlich.

14.1.08

Tugend und Laster | zum 100. Todestag von Wilhelm Busch

Ach, ich fühl' es

Ach, ich fühl' es! Keine Tugend
Ist so recht nach meinem Sinn;
Stets befind' ich mich am wohlsten,
Wenn ich damit fertig bin.
Dahingegen so ein Laster,
Ja, das macht mir viel Pläsier;
Und ich hab' die hübschen Sachen
Lieber vor als hinter mir.

– Wilhelm Busch (15.4.1832-8.1.1908)

Die Werke von Wilhelm Busch sind erfreulicherweise im Buchhandel und Online-Buchhandel, z.B. Amazon, in verschiedenen Ausgaben erhältlich.

11.1.08

The state of the art in automatic translation

Wenn die Minni
im Bikini
in der Sonne sitzt
und der azurblaue Himmel niederblitzt,
dann stehn die Nachbarjungs am Zaun
und sehn: die Minni wird ganz braun

– Felix Morgenstern

Google's automatic translation of this ditty:

If the minni
in bikini
sitting in the sun
and the blue sky niederblitzt,
then stand on the nachbarjungs zaun
sehn and the Minni is quite brown

As anyone lightly conversant in German and English can tell, Google's translation skills are mostly distinguished by a great potential for improvement.

Is Babelfish any better? Here's its result:

If the Minni
in the bikini
sits in the sun
and the azure sky down-flashes,
then stehn neighbour-young at the fence
and long: the Minni becomes completely brown

OK, so Babelfish knows a few more German words than Google, but still:

Alleluia, us human translators won't run out of work if this is the state of the art in automatic translation...

10.1.08

Bruce Willis und eBay - Stirb langsam 4.0 auf Schwäbisch



Von Stirb langsam gibt es mittlerweile vier Auflagen, erhältlich z.B. bei Amazon. Und eBay gibt es - wo sonst? - bei eBay.

5.1.08

Emily Dickinson, Gedicht Nr. 479

Sie teilte hübsche Worte aus wie Klingen –
Wie sie doch glitzerten und funkelten –
Und jedes davon traf einen Nerv
Oder tändelte mit einem Knochen –

Nie hätte sie gedacht, sie könnte verletzen –
Das ist nicht Sache des Stahls –
Eine ordinäre Fratze im Fleisch –
Wie schlimm’s doch diese Kreaturen nehmen –

Der Schmerz ist menschlich, keine Höflichkeit –
Der Film auf dem Auge
Alter Brauch der Sterblichkeit –
Einfach das Schließen – hin zum Tode.

Ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz

Deutsche Übertragung von poem 479 von Emily Dickinson, Copyright © 2007 Johannes Beilharz.

Von und über Emily Dickinson gibt es auf Deutsch eine erstaunlich breite Auswahl von Werken. Siehe z.B. Amazon.

Emily Dickinson, poem 479

She dealt her pretty words like Blades —
How glittering they shone —
And every One unbared a Nerve
Or wantoned with a Bone —

She never deemed — she hurt —
That — is not Steel's Affair —
A vulgar grimace in the Flesh —
How ill the Creatures bear —

To Ache is human — not polite —
The Film upon the eye
Mortality's old Custom —
Just locking up — to Die.