Würde
man es fragen
– was absurd ist –
würde es nichts sagen
oder verwundert
mit den Wimpern klimpern
Denn Wimpern wurden ihm
angedichtet –
lange, sanft gebogene,
fast wie aus dem Schönheitssalon
– Nicole Weiß (© 2024)
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
23.5.24
Ein Gedicht, das nie geschrieben werden wollte
1.3.24
Der Grund meines Unglücks
ist der Widerspruch zwischen Soll und Ist –
und somit hausgemachter Mist
– Iself (© 2024)
Ein Zitat aus dem Buch Jeder kann unglücklich sein, das in naher oder fernerer Zukunft das Licht der Welt erblicken wird.
11.1.24
Perlen literarischer Prosa I
“Die kleine Blondine an der Telefonanlage spitzte ein muschelförmiges Ohr und lächelte ein kleines flauschiges Lächeln. Sie wirkte verspielt und eifrig, aber nicht sehr selbstsicher, wie ein neues Kätzchen in einem Haus, in dem man sich nicht viel aus Kätzchen macht.”
– Raymond Chandler
Aus: The Lady in the Lake, 1943. Zitat übersetzt von Johannes Beilharz.
16.12.23
Aus den magnetischen Feldern
“Das unermessliche Lächeln der ganzen Erde hat uns nicht genügt: wir brauchen noch größere Wüsten, Städte ohne Vororte und tote Meere.”
– André Breton & Philippe Soupault
Ein Zitat aus Les Champs magnétiques der Surrealisten André Breton und Philippe Soupault, verfasst 1919 unter Anwendung der von den beiden Autoren erfundenen Methode des automatischen Schreibens.
Das Zitat hat etwas annähernd Prophetisches – wenn Klimawandel und Umweltvernichtung fortschreiten wie bisher, bekommen wir wohl in absehbarer Zukunft das, was sich die Autoren da so beschwingt automatisch gewünscht haben.
Zitat übersetzt und Nachbemerkung von Johannes Beilharz.
Der oben abgebildete Buchdeckel ist der einer Neuveröffentlichung bei Poésie / Gallimard von 1971.
15.12.23
Legenden des Wilden Westens in Künstlerbildern
1. Old Shatterhand bringt Nscho-tschi das Schießen bei oder umgekehrt
2. Evil Long Silver kommt aus dem Saloon – nur sein Pferd verharrt angezurrt; alle anderen sind geflohen
3. Bevor es Mount Rushmore gab, gab es diese Desperados als Vorbilder (von links nach rechts: Rusty Reagan, Cliff Mystic Rousevelt, Curt Colbain, Red Hot Moon)
4. Wild Bill Clinger auf Bronco Billy
5. Bill “The Lip” Clynton und Sitting Bulldog
6. Justin “Red” Rydler mit seiner geliebten Remington
20.11.23
Nan Witcomb – Im Kopf liebe ich den Geschmack des Lebens
Im Kopf
liebe ich den Geschmack des Lebens –
In Wirklichkeit jedoch
geht die Süße
oft in der Verwirrung
des Lebens verloren ...
– Nan Witcomb
Ins Deutsche übersetzt von Johannes Beilharz im November 2023 zu Ehren der diesen Monat im Alter von 95 Jahren verstorbenen australischen Autorin.
9.11.23
Richard Brautigan – Endlich stimmen unsere Körper überein
7.9.23
A movie date
(A tale from a not so distant past)
Dedicated to Zoyâ Pirzâd
Morad had not arrived by the agreed time, was already fifteen minutes late.
She’d gone to the window umpteen times, pulled aside the curtain and looked out for him.
To avoid her mother’s suggestive glances and silence, she left the house and walked down the street to the public phone booth. Occupied by weighty and visibly sweating Mme Samadani, engaged in never-ending chitchat.
When her turn finally came, Morad’s mother had no clue where he was. Maybe he’d simply forgotten, she surmised with a cascade of laughter. This cascade of laughter was soon to be her mother-in-law. Provided, of course, that Morad could be forgiven for not showing up on time.
To top it all off, Morad had arrived when she returned, listening attentively to her mother’s detailed description of how to knit God knows what.
Things did not bode well for the planned movie outing.
They would miss the beginning of the film, and she hated to miss the beginning of a story.
In fact, even the time before the beginning was essential, because Morad would be able to buy popcorn and drinks for the two of them. Allowing them to enter when the lights were still on, allowing them to see the previews.
The whole world, including his cascading mother and her own mother, thought this man was a great catch.
But would he prove himself worthy ... at the right time?
– Johannes Beilharz (© 2023)
Author's note
Reading the book Le goût âpre des kakis (published by Zulma in Paris in 2009) by Iranian author Zoyâ Pirzâd, pictured above, inspired this story.
German version: Eine Kinoverabredung
24.5.23
25 Grad
Dame
mit
schwarzer
Sonnenbrille
und
I-Phone
mit
geschlossenen
Fenstern
im
schwarzen
Mercedes
neben
mir
lässt
den
Motor
laufen
und
sich
mit
kühler
Kunstluft
berieseln
während
sie
vor
der
Schule
bei
25 Grad
auf
ihren
Nachwuchs
wartet
Ihre
Rechnung
geht
auf
Was
sind
schon
ein
Liter
Benzin
und
etwas
Co2
und
Stickoxid
im
Vergleich
zur
eigenen
Behaglichkeit
Ist
doch
bezahlbar
– Iself (© 2023)
15.5.23
Gedichte von Mark Strand, Samuel Noyola, James Schuyler und Louise Bogan
Die Neueinstellung der zuvor bei FixPoetry veröffentlichten Gedichtübersetzungen schreitet fort.
Heute sind die Übersetzungen der Gedichte von Mark Strand (1934-2014, USA), Samuel Noyola (geb. 1965, Mexiko), James Schuyler und Louise Bogan (beide USA) hinzugekommen.
Sie sind auf der eigens erstellten Webseite zu lesen.
27.4.23
Das wird wieder ein Münchhausen-Gedicht!
Ich sag dir, das wird wieder ein Münchhausen-Gedicht!
Wieso denn das?
Weil es sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf hievt.
– Iself (© 2023)
Ist das nun ein echter Kalauer oder nicht?
16.3.23
Octavio Paz – Tanghi-Garu-Pass
Tanghi-Garu-Pass
Ein belastetes Land:
Der Winter hat es mit seinen Waffen gezeichnet,
Dornenkleid war der Frühling.
Berge von Glimmer. Schwarze Ziegen.
Unter den schlafwandlerischen Hufen
Schimmert missbilligend der Schiefer.
Feststehende Sonne, angenagelt
An die riesige steinerne Narbe.
Der Tod denkt uns.
– Octavio Paz
Titel des spanischen Originals: Paso de Tanghi-Garu. Aus: Octavio Paz, Ladera Este, 1969. Ins Deutsche übertragen von Johannes Beilharz. Der Pass im Titel des Gedichts, auch Tang-e Ghārō geschrieben, befindet sich in Afghanistan an der Strecke von Dschalalabad nach Kabul.
Foto von Octavio Paz von Ricardo Salazar
9.2.23
Charles Bukowski – Sie schlug die Tür zu
Sie schlug die Tür zu und war weg.
Ich schaute auf die geschlossene Tür
und auf den Türknauf, und seltsamerweise
fühlte ich mich nicht allein.
Ins Deutsche übersetzt von Johannes Beilharz. Das amerikanische Original stammt aus Bukowskis Gedichtband You Get So Alone at Times That It Just Makes Sense (1986).
4.12.22
Bayerische Kartenspieler
Ein absurder Dialog
Nr. 1 (schnuppert): Hier stinkt’s.
Nr. 2 (schnuppert): Riecht nach Furz.
Nr. 3 (schnuppert): Ja, wirklich.
Nr. 1: Werden die Hunde sein.
Nr. 2 (sieht sich um): Sind keine da.
Nr. 3: Werden schon noch kommen.
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29.8.22
A gardening poem
Having read
just now
that gardening poems
have a long tradition,
here’s mine:
My wife’s thumb
is much greener
than mine, which
is why the gardening
is her doing alone
– Iself (© 2022)
Photo by Nils Stahl on Unsplash