Der berühmte Goldene Wald
Der berühmte Goldene Wald, auf dessen Lächeln Frank O’Hara in seinem Gedicht “There's such an I love you!” anspielt, ist nicht der Goldene Wald des Waldelbenreiches Lothlorien in Tolkiens “Herr der Ringe”, wie von einigen Gelehrten vermutet wurde, und entstammt auch nicht dem von T. S. Eliot vielfach zu Rate gezogenen “Golden Bough”, wie Clyde Claud Kernbeisser in einem Essay anregte.
Die von Maxine Chu-Min angestellten minutiösen Forschungen haben jetzt ergeben, dass O’Hara über den Umweg Eric Satie, dessen Musik er liebte, auf eine provençalische Sage gestoßen war, die wiederum auf Umwegen aus der nordischen Sagenwelt nach Südfrankreich gelangt war.
In dieser Sage wird ein vielseitig begabter (und wahrscheinlich latent homosexueller) Prinz auf Wanderschaft geschickt, erleidet in Folge einer Auseinandersetzung mit japanischen Einheiten Schiffbruch auf einem Kanonenboot und strandet auf einer schneeweißen Insel. In der Ferne leuchtet lockend der Goldene Wald.
Im Wald, den der Prinz nach strapaziöser Wanderung erreicht, trifft er das wunderschöne, nur in luftiges Taffeta gekleidete Schneemädchen, das sich ihm, Ohnmacht vorschützend, an die Brust wirft.
Er soll, wie Tausende zuvor, in Liebe zu ihr entbrennen und fortan zu ewigem Schattendasein verdammt im Goldenen Wald hausen.
Der Prinz widersteht den Reizen und dem zuvor als unwiderstehlich bekannten Kuss der Schneemaid (vermutlich aus dem oben angedeuteten Grund), ja, lässt diese ganz rüde auf den vereisten Boden fallen.
Darauf lächelt und schmilzt der erlöste Wald.
Die Schneemaid aber verwandelt sich in eine nicht mehr so sonderliche schöne, dafür aber herzensliebe Prinzessin, die mit dem Prinzen gern den Bund der Ehe eingehen würde.
Der Prinz liest die Sterne, lässt sich außerdem zur Sicherheit das Horoskop stellen und lehnt dankend ab, da in seiner Zukunft nur Männer, Leinwände, mit seltsamen Zeichen gefüllte selbstklebende kleine gelbe Papyri und ein Vorläufer des Grammophons vorkommen.
Er schifft sich erneut ein und erreicht nach etlichen Unbilden das sagenhafte Vinland, wo er im Kreise wackerer Recken glücklich wird und bald in einem Kunstmuseum Arbeit findet.
Von einigen Forschern wird spekuliert, dass Vinland entgegen bisherigen Erkenntnissen nicht an der kanadischen Küste lag, sondern in der Gegend des heutigen New York.
– Johannes Beilharz (Copyright 2007)
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