Und gleich wird die Frage von Joachim Ringelnatz - einmal in einer nicht satirischen Laune - beantwortet:
Es lohnt sich doch
Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu sein
Und alles auf das Einfachste zu schrauben,
Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn,
Daß andere ganz anders als wir glauben.
Und stimmte es, daß Leidenschaft Natur
Bedeutete im guten und im bösen,
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur
Mit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
A blog dedicated to literature in its multivarious forms and to other forms of art (visual, film, photography)
16.11.07
14.11.07
Gilded gold, painted lily
After publishing a poem with gilded lilies, I wanted to find out what exactly the expression means and from whence it came.
Apparently from Shakespeare, who wrote in King John:
SALISBURY:
Therefore, to be possess'd with double pomp,
To guard a title that was rich before,
To gild refined gold, to paint the lily,
To throw a perfume on the violet,
To smooth the ice, or add another hue
Unto the rainbow, or with taper-light
To seek the beauteous eye of heaven to garnish,
Is wasteful and ridiculous excess.
Which means that the expression is actually an incorrect quote. It is the gold that is gilded, while the lily gets painted, both actions denoting superfluous adornment.
Apparently from Shakespeare, who wrote in King John:
SALISBURY:
Therefore, to be possess'd with double pomp,
To guard a title that was rich before,
To gild refined gold, to paint the lily,
To throw a perfume on the violet,
To smooth the ice, or add another hue
Unto the rainbow, or with taper-light
To seek the beauteous eye of heaven to garnish,
Is wasteful and ridiculous excess.
Which means that the expression is actually an incorrect quote. It is the gold that is gilded, while the lily gets painted, both actions denoting superfluous adornment.
An annotated sailing poem
What shall we do with the sober sailor?
… so early in the morning?
He missed his boat oh no!
He’s been missing a number of boats
Truth be told
Like the rum boat*, the hum boat**,
the society boat***,
the boot boat**** and the new boat*****.
Thank God there’s the old boat
To which he is used
At least that
– "Sloop" John B. (© 2007)
* Otherwise there would be no complaining about sobriety
** Otherwise there would be song
*** Otherwise there would be company, including three marvelously gilded lilies most likely
**** Always good for a kick in the you know what
***** That is yet to emerge
… so early in the morning?
He missed his boat oh no!
He’s been missing a number of boats
Truth be told
Like the rum boat*, the hum boat**,
the society boat***,
the boot boat**** and the new boat*****.
Thank God there’s the old boat
To which he is used
At least that
– "Sloop" John B. (© 2007)
* Otherwise there would be no complaining about sobriety
** Otherwise there would be song
*** Otherwise there would be company, including three marvelously gilded lilies most likely
**** Always good for a kick in the you know what
***** That is yet to emerge
23.10.07
Poetically offended
“The fact of my future death offends me,”
wrote poet & blogger Reginald Shepherd
Much worse: it will eventually kill him.
(More of Shepherd's musings can be read at reginaldshepherd.blogspot.com.)
wrote poet & blogger Reginald Shepherd
Much worse: it will eventually kill him.
(More of Shepherd's musings can be read at reginaldshepherd.blogspot.com.)
25.9.07
Alfred Lichtenstein: Mädchen
Mädchen
Sie halten den Abend der Stuben nicht aus.
Sie schleichen in tiefe Sternstraßen hinaus.
Wie weich ist die Welt im Laternenwind!
Wie seltsam summend das Leben zerrinnt . . .
Sie laufen an Gärten und Häusern vorbei,
Als ob ganz fern ein Leuchten sei,
Und sehen jeden lüsternen Mann
Wie einen süßen Herrn Heiland an.
– Alfred Lichtenstein (1889-1915)
Ein eigenartiges Verhalten, das Lichtenstein da beobachtet. Machen das die Mädchen heutzutage auch noch so?
Sie halten den Abend der Stuben nicht aus.
Sie schleichen in tiefe Sternstraßen hinaus.
Wie weich ist die Welt im Laternenwind!
Wie seltsam summend das Leben zerrinnt . . .
Sie laufen an Gärten und Häusern vorbei,
Als ob ganz fern ein Leuchten sei,
Und sehen jeden lüsternen Mann
Wie einen süßen Herrn Heiland an.
– Alfred Lichtenstein (1889-1915)
Ein eigenartiges Verhalten, das Lichtenstein da beobachtet. Machen das die Mädchen heutzutage auch noch so?
21.9.07
Norbert Stockhus: Malerei und Grafik in Bad Cannstatt
Ausstellung in der
Galerie Kunsthöfle
Foyer Amtsgericht
Badstraße 23
Stuttgart Bad-Cannstatt
Dauer der Ausstellung:
29.9. bis 5.11.2007
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 8.00 bis 17.00 Uhr
Vernissage:
Freitag, 28.9.2007
um 19.30
Begrüßung: Irene Schmid
Einführung: HP Schlotter
Der Künstler ist anwesend
Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen
Über Norbert Stockhus
Gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart
Galerie Kunsthöfle
Foyer Amtsgericht
Badstraße 23
Stuttgart Bad-Cannstatt
Dauer der Ausstellung:
29.9. bis 5.11.2007
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 8.00 bis 17.00 Uhr
Vernissage:
Freitag, 28.9.2007
um 19.30
Begrüßung: Irene Schmid
Einführung: HP Schlotter
Der Künstler ist anwesend
Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen
Über Norbert Stockhus
Gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart
18.9.07
Goethe & Schillers Schädel
Goethe fühlt sich, nach Ausgrabung von Schillers Schädel zwanzig Jahre nach dessen Tod, bewegt zu dichten
Oh hohe Stirn, edler Gedanken Hort,
oh tiefe Augenhöhlen, die ihr einst geschaut,
oh Kieferknochen, der du nur so kurz gekaut:
oh hohe Backenknochen und so fort,
euch hab ich heut aus diesem Grab gehoben:
der Geist verbleibt, der Körper ist zerstoben.
– Johannes Beilharz (© 2003)
Anmerkung
Zu diesem Gedicht ließ ich mich 2003 hinreißen, als mir meine Tochter, die gerade zum Abitur “Kabale und Liebe” las, erzählte, dass Schiller, im Gegensatz zur geschönten öffentlichen Darstellung, nicht besonders gut aussah, und dass Goethe nach 20 Jahren den Schädel ausgraben ließ und ein Gedicht dazu machte.
Erinnert an diese Sache wurde ich neulich wieder durch einen Beitrag von Ursula Sautter im Time Magazine zum Thema: "Skull scratcher. Two centuries after a great German poet's death, a mystery over his remains is coming to a head".
Oh hohe Stirn, edler Gedanken Hort,
oh tiefe Augenhöhlen, die ihr einst geschaut,
oh Kieferknochen, der du nur so kurz gekaut:
oh hohe Backenknochen und so fort,
euch hab ich heut aus diesem Grab gehoben:
der Geist verbleibt, der Körper ist zerstoben.
– Johannes Beilharz (© 2003)
Anmerkung
Zu diesem Gedicht ließ ich mich 2003 hinreißen, als mir meine Tochter, die gerade zum Abitur “Kabale und Liebe” las, erzählte, dass Schiller, im Gegensatz zur geschönten öffentlichen Darstellung, nicht besonders gut aussah, und dass Goethe nach 20 Jahren den Schädel ausgraben ließ und ein Gedicht dazu machte.
Erinnert an diese Sache wurde ich neulich wieder durch einen Beitrag von Ursula Sautter im Time Magazine zum Thema: "Skull scratcher. Two centuries after a great German poet's death, a mystery over his remains is coming to a head".
4.9.07
Unter Buchen – ein Gedicht von Max Dauthendey
Im Buchenwald
Du gehst tief auf dem goldenen Grunde der Seen.
Lautlos steigen in Strahlen graue Korallen,
Fließen Phosphorfeuer von grünen Kristallen,
Sinken Perlen auf den braunwelken Grund.
Draußen von silbernen Sonnenufern
Neigen sich Glocken
Und locken mit blauen Kelchen
Die smaragdene Tiefe.
– Max Dauthendey (1867-1918)
Aus: Ultra-Violett (1893)
Diese kleine Perle deutscher Lyrik kam heute morgen mit der Lyrikmail. Als Bürger der Buchenwaldstadt Stuttgart fühlte ich mich natürlich sofort angesprochen.
Kann man den Buchenwald so erleben wie Dauthendey? Ich denke schon. Er hat ein visionäres Bild geschaffen, das den Buchenwald nicht beschreibt, sondern ihn durch eine erlebte magische Stimmung assoziativ wiedergibt.
Du gehst tief auf dem goldenen Grunde der Seen.
Lautlos steigen in Strahlen graue Korallen,
Fließen Phosphorfeuer von grünen Kristallen,
Sinken Perlen auf den braunwelken Grund.
Draußen von silbernen Sonnenufern
Neigen sich Glocken
Und locken mit blauen Kelchen
Die smaragdene Tiefe.
– Max Dauthendey (1867-1918)
Aus: Ultra-Violett (1893)
Diese kleine Perle deutscher Lyrik kam heute morgen mit der Lyrikmail. Als Bürger der Buchenwaldstadt Stuttgart fühlte ich mich natürlich sofort angesprochen.
Kann man den Buchenwald so erleben wie Dauthendey? Ich denke schon. Er hat ein visionäres Bild geschaffen, das den Buchenwald nicht beschreibt, sondern ihn durch eine erlebte magische Stimmung assoziativ wiedergibt.
28.8.07
Ulrike und das tröpfelnde Glas
Nahezu ein Poetron-Gedicht*
Übrige Schneen
Unter entbehrlicher Hose
saubere Körper und ein Rabe
Karierte Muskeln schmelzen so leis
Ulrike und das tröpfelnde Glas
– Poetron (Copyright 2007)
*Ein paar Wörter in den Poetron gefüttert, und fertig ist das Gedicht. Allerdings nicht immer grammatikalisch richtig. Die "Schneen" habe ich suggestiv stehen lassen.
Einladung an die Leserschaft:
Dieses wunderbare Werk darf gern interpretiert werden.
Übrige Schneen
Unter entbehrlicher Hose
saubere Körper und ein Rabe
Karierte Muskeln schmelzen so leis
Ulrike und das tröpfelnde Glas
– Poetron (Copyright 2007)
*Ein paar Wörter in den Poetron gefüttert, und fertig ist das Gedicht. Allerdings nicht immer grammatikalisch richtig. Die "Schneen" habe ich suggestiv stehen lassen.
Einladung an die Leserschaft:
Dieses wunderbare Werk darf gern interpretiert werden.
26.8.07
Der König von Bombarien
von Sukumar Ray
Bombarien, ein weit entlegenes asiatisches Reich,
ist wohlbekannt für manch eigenartigen Streich.
Dort beschenkt zum Beispiel der König die Damen
Mit Schokoladetafeln in güldenem Rahmen.
Die Königin, nur selten im Bette zu finden,
Lässt um den Hals das Kopfkissen sich binden.
Die Höflinge, so lautet mein Bericht,
Schlagen Räder wenn sie plaget die Gicht.
Des Königs Tantchen, ein alter Drachen,
Bringt mit dem Cricketschläger alle zum Lachen.
Ihr Gatte der Onkel tanzt allabendlich Salsa
Und trägt dazu bunte Girlanden aus Balsa.
Das alles, mag es auch seltsam anmuten,
Gehört in Bombarien zum Üblichen und Guten.
– Deutsche Übertragung von Johannes Beilharz
Übersetzt aus der englischen Fassung ("The King of Bombaria", siehe The Verse Marauder), die von Sukumar Rays Sohn, dem berühmtem Filmregisseur und Autor Satyajit Ray, stammt.
Sukumar Ray (1887-1923) ist der Lewis Carroll oder Christian Morgenstern der bengalischen Literatur.
Bombarien, ein weit entlegenes asiatisches Reich,
ist wohlbekannt für manch eigenartigen Streich.
Dort beschenkt zum Beispiel der König die Damen
Mit Schokoladetafeln in güldenem Rahmen.
Die Königin, nur selten im Bette zu finden,
Lässt um den Hals das Kopfkissen sich binden.
Die Höflinge, so lautet mein Bericht,
Schlagen Räder wenn sie plaget die Gicht.
Des Königs Tantchen, ein alter Drachen,
Bringt mit dem Cricketschläger alle zum Lachen.
Ihr Gatte der Onkel tanzt allabendlich Salsa
Und trägt dazu bunte Girlanden aus Balsa.
Das alles, mag es auch seltsam anmuten,
Gehört in Bombarien zum Üblichen und Guten.
– Deutsche Übertragung von Johannes Beilharz
Übersetzt aus der englischen Fassung ("The King of Bombaria", siehe The Verse Marauder), die von Sukumar Rays Sohn, dem berühmtem Filmregisseur und Autor Satyajit Ray, stammt.
Sukumar Ray (1887-1923) ist der Lewis Carroll oder Christian Morgenstern der bengalischen Literatur.
Labels:
Gedicht,
Humor,
Indien,
Literatur,
Lyrik,
Nonsens,
Sukumar Ray,
translation,
Übersetzung
24.8.07
Absturz in fernem Land mit Friederike Mayröcker
DU BIST EIN FERNES LAND
gern schrieb ich dir unter den Bäumen
du bist ein fernes Land
mit wem hast du dich geküszt?
du bist ein fernes Land
der Mond ist über den Bäumen
o mein geliebtes Land
die Tage werden still
– Friederike Mayröcker
(Im Internet gefunden bei Deutsche Liebeslyrik; die Wiedergabe ohne Nachfrage zum Zwecke dieser Glosse sei mir bitte verziehen.)
Bei dieser in unseren Landen seit langer Zeit vielerseits hochgeschätzten Dichterin habe ich mich schon einige Male (und bisher klammheimlich) gefragt, ob das gesamte Service im Kabinetterl vorhanden ist.
Assoziative Lyrik ist eine Sache, Zusammenreihungen poetischer Versatzstücke eine andere.
Die letzte Zeile des Gedichts schlägt alles. Nach diesem frühzeitigen Absturz verbleibt das Mayröckersche ferne Land so fern mir wie eh und je.
Aber vielleicht wurde ich ja nur noch nicht von der richtigen Muse geküszt.
Geküszt wurde Friederike Mayröcker von zahlreichen Buchveröffentlichungen aus allerbestem Hause, siehe z.B. Amazon.
gern schrieb ich dir unter den Bäumen
du bist ein fernes Land
mit wem hast du dich geküszt?
du bist ein fernes Land
der Mond ist über den Bäumen
o mein geliebtes Land
die Tage werden still
– Friederike Mayröcker
(Im Internet gefunden bei Deutsche Liebeslyrik; die Wiedergabe ohne Nachfrage zum Zwecke dieser Glosse sei mir bitte verziehen.)
Bei dieser in unseren Landen seit langer Zeit vielerseits hochgeschätzten Dichterin habe ich mich schon einige Male (und bisher klammheimlich) gefragt, ob das gesamte Service im Kabinetterl vorhanden ist.
Assoziative Lyrik ist eine Sache, Zusammenreihungen poetischer Versatzstücke eine andere.
Die letzte Zeile des Gedichts schlägt alles. Nach diesem frühzeitigen Absturz verbleibt das Mayröckersche ferne Land so fern mir wie eh und je.
Aber vielleicht wurde ich ja nur noch nicht von der richtigen Muse geküszt.
Geküszt wurde Friederike Mayröcker von zahlreichen Buchveröffentlichungen aus allerbestem Hause, siehe z.B. Amazon.
9.8.07
Themenausstellung "Schaf" in Markgröningen
Themenausstellung
„Schaf“
Einladung zur Vernissage
So. 12. August 2007
11.30 Uhr
Wettegasse 7
Markgröningen
„Schaf“
Einladung zur Vernissage
So. 12. August 2007
11.30 Uhr
Wettegasse 7
Markgröningen
Ausstellende Künstler:
Wilhelm Schall
Anita Fried
Renate Hild
Margreet Huisman
Ulla Frenger
Margarete Steinmaier
Monika Wolf
Tille Beurer
Johannes Beilharz
Claus Staudt
Peter Hilsenbek
Musik an der Vernissage:
Uwe Sternberg, Gitarre
Galerie am Wettebrunnen
www.galerie-am-wettebrunnen.de
info@galerie-am-wettebrunnen.de
Telefon: 07145/9327993
Fax: 07145/900078
Wilhelm Schall
Anita Fried
Renate Hild
Margreet Huisman
Ulla Frenger
Margarete Steinmaier
Monika Wolf
Tille Beurer
Johannes Beilharz
Claus Staudt
Peter Hilsenbek
Musik an der Vernissage:
Uwe Sternberg, Gitarre
Galerie am Wettebrunnen
www.galerie-am-wettebrunnen.de
info@galerie-am-wettebrunnen.de
Telefon: 07145/9327993
Fax: 07145/900078
6.8.07
Semantic hotline experience
I called the agent with my problem, who told me I needed to talk to the editor. The editor told me that he was not the person in charge, and to please hold for the adaptationer. The adaptationer referred me to the arranger, who said to get in touch with the issuer, who passed me on to the originator. The originator transferred me to the processor, who was neither authorized nor willing to deal with my issue. By this time I had been on the phone for 1 hour and 55 minutes including the time I had been listening to upbeat muzak and please hold the line messages. Oh what to do!
Title explained
The synonyms this account toys with are the result of a leo.org search for the German term “Bearbeiter” – in other words, they are a semantic field.
– Leonard Blumfeld
Title explained
The synonyms this account toys with are the result of a leo.org search for the German term “Bearbeiter” – in other words, they are a semantic field.
– Leonard Blumfeld
30.7.07
Weerth lässt Kirche und Gott vernichten
Herüber zog eine schwarze Nacht
Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz; zerdrückt den Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen -
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe -
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe:
"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf mir verdorben.
Ach Mutter, mir träumte, soeben wär'
Der liebe Herr Gott gestorben."
– Georg Weerth (1822-1856)
Nachbemerkung
Hier, so könnte man sagen, wird das Kind gleich mit dem Bad ausgeschüttet ... wenn die Kirche zu Bruch geht, stirbt damit auch Gott, scheint uns Weerth sagen zu wollen. Allerdings kann man auch konstatieren, dass in der Menschheitsgeschichte schon viele Kirchen (sprich: Religionen) verschwunden sind, ohne dass dies dem Gottesgedanken Abbruch getan hätte.
Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz; zerdrückt den Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen -
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe -
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe:
"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf mir verdorben.
Ach Mutter, mir träumte, soeben wär'
Der liebe Herr Gott gestorben."
– Georg Weerth (1822-1856)
Nachbemerkung
Hier, so könnte man sagen, wird das Kind gleich mit dem Bad ausgeschüttet ... wenn die Kirche zu Bruch geht, stirbt damit auch Gott, scheint uns Weerth sagen zu wollen. Allerdings kann man auch konstatieren, dass in der Menschheitsgeschichte schon viele Kirchen (sprich: Religionen) verschwunden sind, ohne dass dies dem Gottesgedanken Abbruch getan hätte.
25.7.07
Viel Geplauster um wen?
Bonnet
Wolken erheben sich nie bis zur Stirn dieses heiligen Greises,
Und in Aurorens Gestalt winkt ihm der lächelnde Tod.
So wie der Hirt auf den Alpen in sonniger Heitre den Donner
Hört aus umnachtetem Thal, hört er der Leidenschaft Sturm.
– Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Jeder hat Lücken in seinem Wissen. Heute entdeckte ich mal wieder eine, indem ich beim Lesen dieses Gedichtes nicht einmal den Schimmer einer Ahnung hatte, auf wen es sich beziehen könnte.
Wen würde man heute noch als "heiligen Greis" bezeichnen? Selbst im 18./19. Jahrhundert, als das wohl noch eher üblich war, muss es sich um ein größeres Kaliber gehandelt haben.
Also in der Wikipedia unter "Bonnet" gesucht ... und vermutlich fündig geworden. Es dürfte sich um den Schweizer Naturwissenschaftler und Philosophen Charles Bonnet (1720-1793) handeln.
Über den Autor dieser Hommage steht, ebenfalls in der Wikipedia:
Wolken erheben sich nie bis zur Stirn dieses heiligen Greises,
Und in Aurorens Gestalt winkt ihm der lächelnde Tod.
So wie der Hirt auf den Alpen in sonniger Heitre den Donner
Hört aus umnachtetem Thal, hört er der Leidenschaft Sturm.
– Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Jeder hat Lücken in seinem Wissen. Heute entdeckte ich mal wieder eine, indem ich beim Lesen dieses Gedichtes nicht einmal den Schimmer einer Ahnung hatte, auf wen es sich beziehen könnte.
Wen würde man heute noch als "heiligen Greis" bezeichnen? Selbst im 18./19. Jahrhundert, als das wohl noch eher üblich war, muss es sich um ein größeres Kaliber gehandelt haben.
Also in der Wikipedia unter "Bonnet" gesucht ... und vermutlich fündig geworden. Es dürfte sich um den Schweizer Naturwissenschaftler und Philosophen Charles Bonnet (1720-1793) handeln.
Über den Autor dieser Hommage steht, ebenfalls in der Wikipedia:
M. wurde von seinen Zeitgenossen, u. A. auch von Friedrich Schiller, hoch geschätzt, nach seinem Tode aber vergessen.Ob allerdings das obige Gedicht, das heute als Lyrikmail anlangte, geeignet ist, diesen Dichter zu entstauben, wage ich zu bezweifeln. Leider macht selbst die liebliche Aurora aus diesem Thale der Vergangenheit mit seinen poetischen Gemeinplätzen keinen Ort, der zu weiteren Besuchen einlädt.
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